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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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ist.«
    Victor bewies sich als Meister des Feilschens: »Also, mein
letztes Angebot sind 85.000! Mit weniger bleibt mir kaum noch etwas. Dann musst
du dir eben einen anderen Käufer suchen.«
    Miroslav wollte das Geschäft rasch zum Abschluss bringen.
Er ahnte, dass er auf die Schnelle keinen solventen Käufer finden würde:
»85.000 Piepen, aber das ist meine allerletzte Forderung!«
    »Okay, einverstanden. Also, schlag schon ein!«
    Miroslav reichte ihm die Hand und fragte dann: »Hast du
überhaupt soviel Geld dabei? Dann rück’es raus, aber bitte nur in
US-Dollarscheine-.«
    »Geht alles klar, aber erst der
Schmuck, dann kriegst du dein Geld!«
    Wortlos übergab Miroslav ihm den
Beutel, den Victor an sich riss. Dann griff er in seine Umhängetasche und legte
mehrere Bündel Dollarscheine auf den Tisch. Miroslav zählte nach und verstaute
alles in seinen Jackentaschen. Dann erhob er sich, nickte Victor kurz zu und
ging hinaus.
     
    Miroslav war sich natürlich
darüber im Klaren, dass er die Dollars nicht mit ins Nachtquartier nehmen
durfte. Er sollte ihm nicht ein zweites Mal passieren, dass man ihn während des
Schlafs ausraubte. Sowohl Eddy als auch Victor war nämlich alles zuzutrauen.
Folglich gab es keinen besseren Aufbewahrungsort als den Ruinenkeller.
    Diesmal nahm er das Moped, denn der Fußweg erschien ihm
nicht sicher genug. Die alte Maschine quälte sich mühsam den Berg hinauf, eine
mächtige Auspuffwolke hinter sich herziehend. Oben angekommen stellte er das
Moped an der Kellertreppe ab. Im Keller zündete er die Kerze an und stellte sie
auf einen Mauervorsprung. Dann packte er ein Geldbündel nach dem andern in eine
Plastiktüte und steckte alles in die Wandvertiefung, die er wieder mit dem
dicken Stein verschloss.
    Still vor sich hin lächelnd verließ er den Raum. Er schloss
die Tür hinter sich ab, steckte den Schlüssel ein und humpelte die Kellertreppe
hinauf. Dann bestieg er das Moped und fuhr gut gelaunt zurück.
     
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18
     
    Hinterlistigkeit
     
    V ictor hatte das Geschäft seines Lebens gemacht. Was
sich bei dem kurzen Blick in den Beutel dargeboten hatte, genügte ihm vollauf.
Denn allein der goldene Armreif war ein Vermögen wert. Er ging mit Eddy ins
Hinterzimmer, wo er ihm seinen Anteil auszahlte. Beide spitzten die Ohren, als
sie vernahmen, wie Miroslav mit dem Moped davonfuhr.
    Eddy schaute Victor an und grinste: »Du bist schön blöd,
hast diesem Polacken ’ ne Menge Knete
gegeben, viel zu viel, meine ich. Der Kerl wird das Geld irgendwo einbuddeln,
weil er misstrauisch ist und es bestimmt nicht mit in seine Kammer nimmt. Wenn
ich an seiner Stelle wäre, würde ich es irgendwo im Wald verstecken, vielleicht
sogar im Kellergewölbe der Ruine, falls die nicht wieder abgeschlossen ist. Und
ich wette meinen Kopf darauf, dass er bereits morgen abhaut und dann auf ›nimmer
Wiedersehen, ihr schönen Dollars‹ . Wenn du also gescheit bist, dann fährst
du ihm nach und lässt dir den Zaster wiedergeben!«
    »Na ja, deine Tipps kenne ich schon. Aber vielleicht ist
das diesmal eine bessere Idee! Bist ein prima Kumpel, Eddy. Ich probier’s mal.«
    Victor trank sein Bier aus und verließ vor sich hin
pfeifend das Lokal.
     
    Schon bei der Herfahrt hatte Victor auf dem Hof des
Fahrradhändlers Braun in Burgstadt ein dort angelehntes Fahrrad stehen sehen.
Er war zurückgefahren und hatte seinen BMW nahe einer Schulbus-Haltestelle
geparkt. Aus dem Kofferraum hatte er sich seinen Rucksack geholt, damit man ihn
für einen gewöhnlichen Wanderer hielt. Er war dann zum Fahrradgeschäft
zurückgelaufen. Dort hatte er sich das klapprige Fahrrad geschnappt und war
damit zur Verabredung in der Blauen Lampe gefahren.
    Den Schmuck hatte er ja, nun wollte er sich noch das Geld
wiederholen, auch wenn er ein wenig nachhelfen müsste. Mit dem alten Fahrrad
quälte sich Victor die steile Fahrstraße hinauf. Niemand nahm Notiz von ihm,
denn die meisten Leute sahen sich im Fernsehen den zweiten Teil eines Krimis
an. Als er den Waldrand erreichte, warf er das Rad in den Straßengraben. Er
öffnete den Rucksack und entnahm ihm eine in zwei Teile zerlegte, doppelläufige
Schrotflinte. Das war ein spezielles Jagdgewehr, das er einem Waffenschieber
abgekauft hatte und so zerlegen konnte, dass es in seinen Rucksack passte.
    Victor war – wie viele gut
situierte Männer – Jagdpächter und begeisterter Jäger, besaß einen Waffenschein
und

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