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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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einzunehmen, dann besteht allerdings die Gefahr, dass man
so klein bleibt, zumindest eine Zeit lang.«
    »Was soll denn das nun wieder bedeuten?«, fragte Robby mit
Kopfschütteln.
    Doktor Curtius gab sich größte Mühe, auch diese Frage
seines Schülers ruhig und sachlich zu beantworten. »Also, das
Verkleinerungsmittel hat eine Langzeitwirkung. Ich habe das im Rahmen einer mit
wissenschaftlichen Methoden durchgeführten Versuchsreihe wiederholt getestet
und dann selbst in meinem Garten ausprobiert. Das ist für die Bekämpfung
unerwünschter Pflanzen im Garten und in der Landwirtschaft erforderlich und die
Mischung wurde genau auf die zu bekämpfende Pflanzenart abgestimmt. Wenn ich
also nur solche Pflanzen verkleinern möchte, die den Nutzpflanzen Lebensraum
und Nahrung entziehen, dann muss diese Maßnahme die ganze Saison bis zur Ernte
anhalten. Danach können die vorübergehend verkleinerten Pflanzen-Schmarotzer
ruhig wieder größer werden, denn ich will sie ja nicht vernichten. Doch um auf
deine Frage zurückzukommen: Vergisst man es, bei Einnahme der
Verkleinerungsmixtur gleichzeitig die Vergrößerungskapseln zu schlucken, so
bleibt man ein bis zwei Tage klein; dann aber hat die Substanz › K1 ‹ ihre
Wirkung verloren, und man beginnt automatisch wieder zu wachsen. Aber nur keine
Bange, ich passe schon auf, dass du alles zur richtigen Zeit und in der
richtigen Dosis bekommst. Dann kann nämlich gar nichts schief gehen.«
    »Und was passiert mit unseren Kleidungsstücken? Die können
doch nicht auch noch verkleinert werden?«
    »Da hast du natürlich recht!«, gab Doktor Curtius zu. »Das
Problem habe ich ebenfalls gelöst. Wir werden uns unserer Kleidung entledigen
und uns mit einer speziellen Paste einschmieren, die uns total einschwärzt. So
fällt es nicht weiter auf, wenn wir unbekleidet sind, wir brauchen uns also
nicht voreinander zu genieren. Diese Paste lässt sich hinterher leicht mit
warmem Seifenwasser abwaschen.«
    »Aber wir müssen doch frieren, wenn wir uns so ganz
entblößt haben!« Robby blieb noch immer skeptisch.
    »Keine Angst, mein Junge.« Der Lehrer schaute ihn
wohlwollend an. »Selbstverständlich habe ich auch an dieses Problem gedacht.
Also: Die Paste, mit der wir uns einschmieren müssen, umhüllt uns wie ein
unsichtbarer Anzug. Sie schützt uns vor Wärme, Kälte sowie Feuchtigkeit und ist
gleichzeitig atmungsaktiv, sodass wir darunter auch nicht schwitzen müssen. Ist
nun alles klar?«
    »Aber diese Paste müsste dann doch von uns abfallen, denn
auf unsere normal großen Körper passt doch eine ganze Menge von dem Zeugs, aber
was geschieht mit dem Überschuss an Paste, wenn wir so winzig sind?«
    »Deine Frage ist sicher berechtigt, und ich sehe, dass du
wirklich mitdenkst. Aber sei ganz unbesorgt, die Paste ist so fein wie ein
Ölfilm und besitzt eine so hohe Viskosität, dass sie sich wie eine zweite Haut
um unsere Körper schmiegt.«
    Was ist denn das nun wieder, Viskosität? « Robby
bohrte weiter.
    »Als Viskosität bezeichnet man die Fließfähigkeit oder
Zähflüssigkeit eines Stoffes. Zum Beispiel benutzt man für die Schmierung von
Kolben in Verbrennungsmotoren, wie man sie in jedem Auto findet, Öle mit einer
hohen Viskosität. Diese geben den Kolben die notwendige Gleitfähigkeit, ohne
dass der Ölfilm infolge der hohen Temperaturen oder der enormen Geschwindigkeit
abreißt. Genauso ist die Paste beschaffen, von der ich gerade sprach, nur kann
die eben noch wesentlich mehr.«
    »Und woher haben Sie diese Paste?« wollte Robby noch
wissen.
    »Das kam so. Ich war in meinen jungen Jahren einige Zeit in
den USA. Dort habe ich in dem Chemie-Forschungslabor einer großen
Mineralölfirma gearbeitet. Zu meinen Aufgaben zählte die Entwicklung neuartiger
Schmierstoffe von höchster Viskosität. Glück und Zufall haben mir da in die
Hände gearbeitet, und es gelang mir die Entwicklung einer Paste, die unter dem
Namen Viscurt zum internationalen Patent angemeldet wurde. Leider kannte
ich mich damals nicht so aus mit den rechtlichen Ansprüchen auf eine
angemessene Erfindervergütung und ging vollkommen leer aus. Ich war wie am
Boden zerstört und fühlte mich um den Ertrag meiner Arbeit betrogen. Völlig
frustriert kehrte ich dann wieder nach Deutschland zurück. Andere haben später
mit meiner Erfindung das große Geschäft gemacht. Inzwischen kann man mein Viscurt übrigens auch in kleinen Mengen über den einschlägigen Handel beziehen.«
    »Na ja, wenn das so ist? Aber

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