Sträfliche Neugier
zum Anfang dieses Kapitels
>>>zurück
zur Übersicht
29
Die verschobene Expedition
R obert
und Franziska Abel wuchsen in einem musischen Elternhaus auf. Ihr Vater war der
Schauspieler Walter Abel, der in der Fernseh-Krimireihe ›Der Besessene‹ die Rolle des Kommissar Kamper ausübte. Ihre Mutter Edeltraud Abel war
eine Pianistin, die unter ihrem Mädchennamen Patricia Hoff auf allen
internationalen Konzertbühnen anzutreffen war. Edeltrauds Vater war im Zweiten
Weltkrieg in Russland als Wehrmachtsoffizier gefallen. Von ihrer Mutter wurde
sie 1945 auf der Flucht aus Ostpreußen getrennt und später von einem
Schauspieler-Ehepaar adoptiert.
Die Familie Abel wohnt am westlichen Stadtrand von München,
und die Zwillinge besuchen beide das Gymnasium im Nachbarort, an dem auch
Doktor Martin Curtius unterrichtet. Allerdings gehen sie in unterschiedliche
Klassen, denn darauf legten ihre Eltern aus pädagogischen Erwägungen großen
Wert.
Die Geschwister freuten sich schon sehr auf die Expedition
mit Doktor Curtius und Franzi meinte bewundernd:
»Du hast wirklich einen prima Bio-Lehrer. Unser Bio-Pauker
ist dagegen ein alter Lahmarsch, bei dem macht der Unterricht keinen Spaß. Aber
mit eurem Curtius ist das schon was anderes.«
»Ja, und ich bin schon gespannt auf dieses Abenteuer. Toll,
dass du mitmachen willst. Da werden die anderen in deiner Klasse Augen
machen!«, fügte Robby hinzu.
So konnten sie den Tag, an dem es losgehen sollte, kaum
erwarten. Ihren Eltern wollten sie aber vorläufig noch nichts von allem
verraten,
Endlich war es so weit! In der zweiten Ferienwoche standen
Robert und Franziska schon am frühen Morgen erwartungsvoll vor Doktor Curtius’
Haus. Der alte Lehrer begrüßte sie zwar herzlich, schien aber etwas bedrückt zu
sein als er sagte:
»Eigentlich wollten wir heute zu einem Ausflug in eine Welt
aufbrechen, die den Menschen normalerweise verborgen bleibt. Ich wollte euch in
einen Hummelbau mitnehmen. Aber leider spielt das Wetter nicht mit, man
kündigte Regen und Gewitter an. Darum müssen wir unser Vorhaben verschieben,
denn bereits ein Hagelkörnchen könnte uns erschlagen, wenn wir so klein wie
Ameisen wurden.«
»O wie schade«, riefen Robby und Franzi wie aus einem Mund.
»Wir hatten uns doch so darauf gefreut!«
»Ich weiß ja, mir geht es genauso. Aber aufgeschoben ist
nicht aufgehoben, und morgen oder übermorgen ist ja auch noch ein Tag. Ich
schlage vor, dass ich euch zum Trost aus meinen Tagebüchern vorlese. Ich habe
ja bereits mehrere derartige Expeditionen unternommen, und weil ihr ja schon
mal da seid, ist das vielleicht ein ganz guter Ersatz. Oder was meint ihr?«
»Na ja«, meinte Robby, »besser als gar nichts. Gut, dann
lesen Sie uns halt was vor.«
»Dann kommt mal rein!«, sagte er und die Kinder nahmen
erwartungsvoll auf dem Sofa seines Arbeitszimmers Platz.
>>>zurück zum Anfang dieses Kapitels
>>>zurück zur Übersicht
30
Eine Reise unter die Erde
D oktor
Curtius holte aus der Schreibtischschublade ein Büchlein mit rotem Rücken
hervor und sagte mit feierlicher Stimme: »Hieraus lese ich euch das Protokoll
zu meiner ersten Expedition vor, die ziemlich aufregend war«. Er schaute die
Kinder kurz über seinen Brillenrand an, räusperte sich und begann:
Es war meine erste Expedition mit Philip und Lucia, zwei
meiner Schüler aus der 9a. Wir fuhren mit einem von mir konstruierten
Miniaturfahrzeug bis tief unter die Erde. Eine zwar sehr spannende, aber auch
etwas riskante Reise. Aber ich hatte mich gut vorbereitet.
Lange hatte ich an einer neuen Erfindung getüftelt. Das war
ein Fahrzeug,, mit dem man sowohl unter die Erde, als auch durchs Wasser fahren
kann. Ich hatte Philip und Lucia versprochen, sie auf eine Entdeckungsreise
mitzunehmen.
An einem Sommertag suchten mich die beiden auf. In meiner
Kellerwerkstatt zeigte ich ihnen eine kleine Schachtel, in welcher auf Samt
gebettet ein winziger zylindrischer Hohlkörper lag. Die Kinder wunderten sich
über dieses sonderbare Gebilde. Als sie es aber unter einem Vergrößerungsglas
näher betrachteten, stellten sie fest, dass es an einem Ende mit einer sich
drehenden Schraube versehen war. Das kleine Instrument besaß auch eine richtige
Tür, sowie an den Seiten Fenster und vorn zwei Scheinwerfer. Als ich kurz die
Raumbeleuchtung abschaltete, konnte man deutlich einen Lichtschimmer vor den
kleinen Lämpchen erkennen.
»Ist das eine Art Unterseeboot?«, fragte Philip.
»Nein«,
Weitere Kostenlose Bücher