Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
Vom Netzwerk:
den
Untersuchungsgefangenen werfen.
    »Ja, das ist er! Wir, also meine Freunde und ich, hatten
vorgestern Abend nur so aus Jux durch das Fenster der Gaststätte ›Zur blauen
Lampe‹ geguckt. An einem der Tische saß genau dieser Mann, eine schwarze
Kappe lag vor ihm.«
    Als er mit dieser Aussage konfrontiert wurde, erwiderte
Bodo:
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder, vor mir lag so
eine komische Kappe. Ich nehme an, dass sie dem Mann gehört, der mir gegenüber
saß und sein Bier trank.«
    Und auf den Hinweis, dass es sich bei diesem Mann um den
ermordeten Radfahrer gehandelt hatte, bemerkte er lapidar:
    »Wie ich schon sagte, den Kerl kenne ich nicht, er verließ
vor mir das Lokal. Was kann ich dafür, wenn ihn jemand umgebracht hat?«
     
    So erfand Bodo Gronauer immer neue Ausflüchte. Auch als man
den Nachweis erbrachte, dass er dem ermordeten Radfahrer kurz zuvor einen prall
gefüllten Beutel abgekauft hatte, und zwar eben jenen grünen Beutel, den man in
seinem Auto entdeckte.
    »Keine Ahnung, woher der stammt und wie der da reinkam. Da
will mir wohl jemand was anhängen«, rief er wütend. »Wer so was behauptet, hat
sich das aus den Fingern gesogen!«
    Auf die Frage, woher er denn das Geld und den Schmuck habe,
erklärte er, dass das Geld von dem Verkauf eines Porsche herrühre, er sei schließlich
Import- und Export-Kaufmann. Und den Schmuck habe er kürzlich einem guten
Bekannten abgekauft, dessen Namen wolle er aber nicht nennen, denn so ein
Geschäft sei nun mal Vertrauenssache.
     
    Womit Bodo allerdings nicht gerechnet hatte: Unter den Preziosen
befanden sich auch zwei mit Brillanten besetzte Ringe, in deren Innenseiten die
Initiale ›H‹ aus dem Wappen des Hauses Hohenburg und die Namen Rüdiger bzw. Gerlinde und das Datum 21.9.1944 eingraviert waren. Wie
diese Ringe in seinen Besitz gelangen konnten, war unerklärlich. Auch die
Herkunft des goldenen Armreifs mit der Jahreszahl 1589 blieb vorerst ein
Rätsel.
    Die Lügengeschichten, die Bodo Gronauer dem
Untersuchungsrichter auftischte, brachen aufgrund der absolut sicheren
Beweislage in sich zusammen. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben den
eindeutigen Beweis für seine Täterschaft. Doch bis zum Schluss erfand Bodo
alias Victor immer wieder neue Ausflüchte. Selbst in der mehrtägigen
Verhandlung vor der Großen Strafkammer des zuständigen Landgerichts versuchte
er, jede Schuld von sich zu weisen. Als er gefragt wurde, ob er sich schuldig
bekenne oder nicht, flehte er:
    »Herr Vorsitzender, ich schwöre beim Leben meiner Mutter,
dass ich nichts, aber auch gar nichts mit dem schrecklichen Tod der beiden Personen
zu tun habe.«
    Doch der Richter ließ sich nicht
beirren. Bodo Gronauer wurde wegen der besonderen Heimtücke zu zweimal
lebenslänglicher Haft verurteilt. Eine vorzeitige Haftentlassung wurde wegen
der Schwere der Verbrechen von vornherein ausgeschlossen. Sogar sein
Pflichtverteidiger verzichtete auf eine Revision des Urteils, das er für
richtig und angemessen hielt.
     
    >>>zurück zum Anfang dieses Kapitels
    >>>zurück zur Übersicht

Teil 4

26
     
    Ein verlockendes Angebot
     
    R obert
Abel, ein etwas hagerer 15-jähriger Junge mit hellblondem Lockenkopf, war einer
der besten Schüler der Klasse 10a. Er war ein aufgeweckter Junge, der sich
schon recht früh für die Fachrichtung Biologie interessierte. Robby, wie ihn
seine Freunde nannten, war oft auch nachmittags in der Schule, um zusammen mit
seinem Biologielehrer Doktor Curtius Pflanzen oder kleinere Kerbtiere zu
präparieren, mikroskopische Untersuchungen durchzuführen, Mikroorganismen in
Petrischalen zu züchten und dergleichen mehr. In einer der Vitrinen der
biologischen Sammlung war Robby stets eine silbern glänzende Schatulle
aufgefallen, die so gar nicht zu den übrigen Lehrmitteln passte. Als er sie
einmal heimlich öffnete – Doktor Curtius war kurz hinausgegangen und hatte
versehentlich den Schlüssel von dem seltsamen Behälter stecken lassen – fiel
sein Blick auf eine weiße Pappe mit folgendem Aufdruck:
     

ACHTUNG: SEHR GEFÄHRLICHER
INHALT!
VERWENDUNG NUR FÜR
EXPERIMENTALZWECKE!
    KINDERSICHERE AUFBEWAHRUNG - NICHT
BERÜHREN!
DOKTOR CURTIUS
     
    Das Schild stammte von Doktor Curtius, denn Robby erkannte
die fein säuberlich geschriebenen Blockbuchstaben, die auch auf vielen
Etiketten von Chemikalienflaschen und Präparategläsern zu finden waren. Rasch
klappte Robby den Deckel wieder zu, als er die Schritte seines Lehrers nahen
hörte. ›Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher