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Sträfliche Neugier

Sträfliche Neugier

Titel: Sträfliche Neugier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus H. Stumpff
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antwortete ich. »Das ist kein U-Boot, sondern ein
ganz spezielles Reisemobil. Damit werden wir noch heute eine Reise unter die
Erde wagen. Weil es ähnlich wie ein Zeppelin aussieht, gab ich ihm den Namen › Zepp‹.
Es wurde von mir bereits mehrfach getestet und funktioniert ganz hervorragend.
Den Antrieb übernimmt die Schraube vorn, die sich in das Erdreich bohrt und
dadurch das Fahrzeug vorantreibt. Auch die Steuerung erfolgt über diese
Schraube, die sich in verschiedene Richtungen drehen lässt. Durch seitliche
Panoramascheiben lässt sich wunderbar beobachten, was sich unter der Erde so
alles tut. Natürlich braucht man auch Licht dazu, aber die Scheinwerfer habt
ihr ja schon gesehen.«
    Lucia fragte dann: »Wie werden die Scheinwerfer mit Strom
versorgt? So kleine Batterien gibt’s doch gar nicht!«
    »Ich verwende
Leuchtbakterien«, gab ich zur Antwort. »Aber das ist ein recht komplizierter
Vorgang, ich kann euch das in so kurzer Zeit nicht erklären. Nur so viel will
ich euch verraten: Die Leuchtbakterien stammen von einem Tintenfisch, den ich
zu diesem Zweck sezieren musste.«
    »Auf was für Ideen Sie
kommen!«, meinte Philip. »Aber wodurch wird denn der Motor von diesem Fahrzeug
angetrieben, wie funktioniert das überhaupt?«
    »Das muss vorläufig mein
Geheimnis bleiben«, erwiderte ich. »In der Medizintechnik entwickelt man
bereits winzige Aggregate, mit denen eines Tages genauso kleine Diagnosekapseln
durch unser Venensystem transportiert werden sollen. Ich habe das Prinzip jetzt
weiterentwickelt und werde es schon bald der Öffentlichkeit vorstellen. Mehr
darf ich euch leider nicht verraten.« Dann fügte ich noch hinzu: »Ich hoffe,
dass alles so klappt, wie ich mir es vorgestellt habe, und dass wir drei viel
Neues und Aufregendes erleben werden. Doch lasst uns jetzt nach oben gehen, denn
zu Allererst müssen wir uns mit meiner Spezialpaste einschmieren...«
     
    Der Doktor blickte auf und wandte sich Robert zu: »Ich
hatte dir ja schon erklärt, warum das alles sein muss, weiß du noch?« Dann las
er weiter:
     
    Wir gingen also einer nach dem anderen in mein Badezimmer,
legten unsere Kleidung ab und schmierten uns mit der in einem großen Eimer
bereitgestellten schwarzen Paste ein. Als wir uns danach gegenseitig
betrachteten, mussten wir laut lachen, wir sahen einfach zu komisch aus.
Anschließend stelzten wir barfuß durch meinen Garten. Dicht an dem Abhang eines
kleinen Beetes legte ich das winzige Vehikel ab. Philip, den ich nur Phil
nannte, fragte voller Spannung: »Und was soll nun passieren?«
    »Zunächst bekommt jeder seine ›Medizin‹, einmal zum Kleinschrumpfen
und dann zum Größerwerden.«
    Dann verabreichte ich jedem von uns die erforderliche Dosis
und sagte: »Habt keine Angst, es ist zwar ein sonderbares Gefühl, wenn man
immer kleiner wird, aber passieren kann uns wirklich nichts.«
    Schon nach etwa 30 Sekunden war es so weit: Wir spürten ein
unangenehmes Prickeln in unseren Körpern und stellten fest, dass wir immer
kleiner und kleiner wurden. Gleichzeitig wuchsen die Gräser der Wiese wie Bäume
in den Himmel, so dass man kaum noch ihre Spitzen erkennen konnte. Als der
Verkleinerungsprozess beendet war, fragte Lucia etwas besorgt: »Wie klein sind
wir denn jetzt?«
    »Nach der Dosis, die wir eingenommen haben, etwa nur noch
halb so groß wie eine Ameise«, versicherte ich ihr.
    »O mein Gott«, klang es wie ein Hilferuf aus Lucias Mund,
»hoffentlich frisst uns jetzt nicht irgend so ein Viech!«
    »Nein«, beruhigte ich sie. »Die Paste, mit der wir uns
eingeschmiert haben, würde den meisten Feinden kaum schmecken. Sie ist
gallebitter und.... – riecht ihr nichts?«
    »Doch, hier stinkt es wirklich ein bisschen, ich dachte
schon...« Lucia schaute spitzbübisch zu Phil hin.
    »Ja, ja, was du nur schon wieder denkst.« Phil sah sie
vorwurfsvoll an. »Ich glaube, wir stinken alle, am meisten der Doktor, der ist
der Dickste und hat daher auch die meiste Paste abgekriegt.«
    Da mussten wir alle lachen. Aus unserer Perspektive sah die
Welt recht seltsam aus. Der Boden war rau und unregelmäßig, dazu voller
Felsbrocken, Gestrüpp und Balken.
    »Wohin wollen Sie uns denn jetzt führen?«, fragte Phil.
    »Jetzt schauen wir erst einmal nach meinem Zepp, antwortete
ich.
    Sofort machten wir uns auf die Suche. Ganz in der Ferne
sahen wir ihn liegen, einen glitzernden Metallkörper. Da wir viel kleiner als
Ameisen waren, hatten wir natürlich erhebliche Probleme, die vor uns

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