Sträflingskarneval
heraus, die eine Kammer verbarg, die bis zum unverhofften Auftauchen von Hinthrones Handlangern hinter ihnen nur Staub, Spinnweben und ihre achtbeinigen Bewohnerinnen beherbergt hatte. Von der Außenseite unterschied sie sich nicht von der Gesteinswand.
„Das kannst du laut sagen“, schloss sich Ryan an, kam mit Aidan ebenfalls aus ihrem kleinen Versteck hervor und klopfte sich die Spinnenweben von der Kleidung. Er mochte keine Spinnen.
„Jetzt weiß ich, wie sich eine Sardine fühlen muss“, meinte Kimberly trocken und half Lawren, der mit den Krücken etwas Schwierigkeiten hatte, sich aus dem engen Unterschlupf zu befreien.
„Und ich weiß jetzt, für was diese Kammer zu gebrauchen ist“. Lawren lachte leise und tastete vorsichtig nach der Fackel an der Wand, die seit ihrer letzten Benutzung geduldig in einem Halter steckte. Mit einem Feuerzeug zündete er sie an, dann zwei weitere und reichte sie an Gillean und Ryan. „Nachdem wir das Glück jetzt schon so gut wie ausgeschöpft haben, sollten wir uns jetzt erst recht beeilen. Hinthrone weiß also doch schon mehr als gut für ihn ist. Wir müssen vor ihm dort sein.“
„Dann los“, verkündete Ryan voller Tatendrang und wollte mit Aidan die Vorhut bilden, doch der blieb wie angewurzelt stehen. Verwundert drehte er sich um. „Was ist? Geht es dir gut? Du siehst irgendwie …“
„Das … das war … ich …“, stammelte Aidan und setzte sich konsterniert mitten auf den kalten staubigen Boden.
„Was ist denn?“, kam es gleichzeitig von Kimberly und Lawren, die ihn nun genauso besorgt musterten, wie Gillean und Ryan, während sie sich im Halbkreis um ihn herum versammelten.
„Sag, was ist los?“, forderte Lawren seinen Sohn auf.
„Hat das was mit denen von eben zu tun?“ Kimberly glaubte zu wissen, was mit ihm los war, war sich aber nicht sicher.
Aidan nickte.
„Na, dann raus mit der Sprache.“ Ryan beschlich ein ungutes Gefühl.
„Das … das war eben Steve Hale. Ich habe seine Stimme sofort wiedererkannt“, flüsterte Aidan, schluckte und sprach dann mit gefestigter Stimme weiter. „Steve arbeitet für Hinthrone. Das ist los.“
„Moment“, warf Gillean ein, der einen Geistesblitz hatte. „Du meinst den Steve Hale? Dein Exfreund!“
Die Überraschung war groß.
„Von dem hat also deine Mutter gesprochen“, fiel es Ryan wieder ein.
„Er arbeitet für unseren Feind“, sprach Aidan immer noch fassungslos, ließ es allerdings zu, dass sein Freund ihm aufhalf. „Das gibt es doch gar nicht. Ich hab’ ihm mal vertraut und jetzt …“
„Dem brauchst du keine Träne nachzuweinen“, tröstete Kimberly ihn und sah aufmunternd in seine Richtung.
Er wusste diese Geste durchaus zu schätzen. „Glaube mir, dem spucke ich beim nächsten Mal vor die Füße“, antwortete Aidan plötzlich angesäuert. „Ich hatte ihn früher mal geliebt und dachte, er wäre auf meiner Seite. Und jetzt knutscht er auch noch mit Frauen rum. Er ist ein Arschloch ... und dann arbeitet er für Hinthrone, das hätte ich nie von ihm gedacht. Deswegen war er vermutlich auch nicht bei der Gerichtsverhandlung und hat sich stattdessen klammheimlich davongestohlen. Vielleicht hat er sogar damals schon für Hinthrone spioniert oder sonst was getan.“
„Na, zum Glück bist du den los, denn ich hätte ihn nie als Schwiegersohn akzeptiert“, beendete Lawren die Unterhaltung und drängte darauf, dass ihnen die Zeit davonlief.
Also machten sie sich mit den Fackeln auf den Weg, aber zuvor betätigte Lawren noch einen kleinen Hebel neben der Strickleiter, und der Granitfelsen über ihren Köpfen wanderte auf seine ursprüngliche Position zurück. Auf einen erneuten Besuch von Hinthrones Leuten konnten sie nämlich getrost verzichten. Kimberly blieb immer in Lawrens Nähe, denn hier unten war es nicht nur eng, sondern auch sehr uneben, was sein Fortkommen mit den Krücken oft erschwerte. Doch irgendwie schaffte er es, wobei hauptsächlich sein Hass auf den Großmeister ihn vorantrieb.
„Lawren?“, wandte Kimberly sich nach ein paar Wegbiegungen an ihn. Inzwischen hatte er Aidans Freunden allen das Du angeboten. „Das heißt doch, Hinthrone hat mit seinen Großrechnern Erfolg gehabt. Er wusste genau, wo er suchen musste und hat uns seine Leute auf die Fersen gehetzt.“
„Ja“ bestätigte er und wurde allmählich von der Angst beschlichen, vor dem eigentlichen Eingang zur Schatzkammer den Großmeister und dessen Handlanger anzutreffen. Eine schreckliche
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