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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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Vorstellung, denn das würde unweigerlich sein Versagen und damit seinen sicheren Tod bedeuten. Doch wenn er schon starb, dann wenigstens nicht sinnlos. Dieser Gedanke beflügelte ihn und er erhöhte seine Anstrengungen noch einmal.
    Schweigend lief die kleine Gruppe weiter, vorbei an unbearbeiteten Gesteinswänden, die vor Jahrzehnten durch den labyrinthartigen Tunnelbau entstanden waren. Die Decke war niedrig, und der Gang wurde immer enger. Als die Freunde bereits dachten, nie mehr das Tageslicht zu sehen, wies Lawren sie schließlich nach rechts, wo eine kleine Eisentreppe weiter ins Erdreich hineinführte. Dieser folgten sie und marschierten durch noch mehr Tunnelgänge, bis ihnen plötzlich ein ungeheuerlicher Geruch in die Nase stieg, der mit jedem Schritt schlimmer wurde. Schützend hielten sie sich die Nasen zu und versuchten so flach wie möglich zu atmen, bis Lawren ihnen bedeutete stehen zu bleiben.
    „Wir befinden uns jetzt in der Nähe des Abwasserkanals“, erklärte Lawren und kämpfte ebenfalls gegen den Gestank an. „Durch den müssen wir später verschwinden, aber keine Sorge, ich kenne den Weg.“
    „Darüber mache ich mir auch keine Gedanken“, meinte Gillean mit sarkastischem Unterton, „solange wir bis dahin nicht erstunken sind.“
    Als Antwort lachte Lawren und zeigte auf eine Abzweigung nur wenige Meter vor ihnen. „Wir müssen nach links, dann sind wir auch schon da.“
    Und so war es. Innerhalb der Tunnelwand erstreckte sich ein drei Meter großes Teilstück, welches sich vom restlichen Gestein farblich unterschied, es war heller. Doch die Jahre und die hier herrschende Feuchtigkeit hatten dafür gesorgt, dass genau jenes Stück mit mehr Schimmel bewachsen war, als der Stein rundherum. Ungefähr in der Mitte, genau auf Hüfthöhe war ein Relief eingemeißelt. Es zeigte die Abbildung eines Turms, der einer Schachfigur sehr ähnelte. Darüber prangte ein ebenfalls in Stein eingehauenes Labyrinth eines Pflanzengeflechts. Eine Stelle stach dabei deutlich hervor.
    „Der Ring ist der Schüssel oder anders gesagt, er ist der Schlüssel der Erkenntnis“, sprach Lawren ehrfurchtsvoll. „Sobald der Ring den gleichen Mechanismus wie vorhin in Gang setzt, wird sich die Tür öffnen.“
    „Ich weiß ja nicht“, sagte Aidan beim genauen Anblick der Mauer und wirkte enttäuscht. „Aber ich habe mir etwas anderes darunter vorgestellt.“
    „Egal was du dir vorgestellt hast, betätige den Mechanismus. Du musst ihn gegen den Uhrzeigersinn drehen.“ Lawren drängte abermals zur Eile und achtete auf jedes kleinste Geräusch. Hier unten durfte normalerweise niemand sein. Nicht einmal die Kanalarbeiter von Dublin wussten von der Existenz des alten Ganges, denn er war in den neusten Karten nicht mehr eingezeichnet worden. Das hatten sie alles Colin Donnan zu verdanken.
    Ohne viel Federlesen nahm Aidan den Ring vom Finger und steckte ihn in die dafür vorgesehene Vertiefung in dem steinernen Pflanzengebilde. Langsam drehte er den Schlüssel nach links und wartete gespannt. Aber nichts tat sich, nicht einmal ein Rumpeln war zu hören.
    „Und jetzt?“ Ryan schaute der Reihe nach seine Begleiter an. „Warum passiert nichts?“
    Lawren zuckte mit den Schultern und konnte es sich selbst nicht erklären. „Probiere es noch einmal, vielleicht klemmt die Tür. Sie wurde länger nicht mehr benutzt.“
    Nervös und zwei schweißtreibende Versuche später stand das Glück endlich wieder auf ihrer Seite. Ein lautes Klacken ertönte, dann tat sich etwas. Das drei Meter breite Teilstück setzte sich lärmend in Bewegung und verschwand seitlich im Gestein. Dahinter präsentierte sich eine große Höhle. Mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen traten sie ein. Doch irgendetwas schien falsch zu sein, denn es befand sich rein gar nichts in dieser weitläufigen Dunkelheit.
    „Wo ist der Schatz?“, fragten Ryan und Aidan gleichzeitig und blickten sich um.
    „Er … er … ist weg“, stotterte Lawren geschockt. Wie konnte das nur geschehen? War Hinthrone bereits heimlich eingebrochen und hatte das uralte Wissen mitgenommen? Aber das war unmöglich!
    „Seht mal da!“, rief Gillean und zeigte auf eine kleine Holztruhe in der Mitte der Kaverne.
    Die Truhe war alt und wies eindeutige Gebrauchsspuren auf. Als Lawren und die Freunde sich ihr näherten, erkannten sie dasselbe Symbol wieder, welches bereits auf der Tür eingemeißelt worden war – die Glyphe eines Turms.
    Mit zittrigen Fingern öffnete Lawren

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