Sträflingskarneval
plötzlich dem seltsamen Wortlaut des Briefes gegolten hatte.
„Jetzt bist du dümmer als du aussiehst“, antwortete Bartholemeus genervt, worauf sein Sohn beleidigt brummte, aber klug genug war, ihn nicht zu unterbrechen. „Colin hat den Schatz vor seinem Tod von hier fortgebracht, um ihn in die Obhut der Djed zurückzugeben. Nun liegt er in Spanien. Aber zum Glück kenne ich den Anführer der Djed genauso gut wie Lawren. Wir müssen ihnen nach, aber sie dürfen nicht merken, dass wir ihnen folgen. Sollen sie ruhig im Glauben bleiben, sie wären uns einen Schritt voraus. Trommel du die Leute zusammen, und ich besorge uns gleich eine Maschine nach Andalusien.“
„Von den Djed hab ich noch nie was gehört“, meinte Smith und blieb eisern stehen. Er würde erst gehen, wenn er eine Antwort bekam.
Dies wusste auch der Großmeister und seufzte. Würde er seinen Sohn nicht brauchen, hätte er ihn auf der Stelle mit seiner eigenen Pistole erschossen, die er unauffällig in einem Halfter am Hosenbund trug. Daher sprach er auch nur widerwillig. „Ich erkläre dir alles ausführlich im Flugzeug, wir dürfen keine Zeit verlieren. Beeil dich!“
Enttäuscht drehte sich Peter Smith um und stapfte davon, Lawren und den vier Freunden hinterher. Bartholemeus stellte ein optimistisches Lächeln zur Schau. Die unerwartete Reise nach Spanien wäre für ihn die beste Möglichkeit noch ein Hühnchen mit jemandem ganz bestimmten zu rupfen. Bei diesem Gedanken freute er sich wie ein kleines Kind an Weihnachten und marschierte in Richtung Abwasserkanal, wo er zuvor mit seinem Sohn nach unten gelangt war. Sobald er wieder die Straße erreichte, musste er dringend einen Freund anrufen, der ihn und seine engsten Getreuen nach Spanien bringen musste.
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Erschreckende Wahrheiten
Es waren knapp sechs Stunden vergangen. Noch vor kurzem waren die Freunde mit Lawren McGrath am Dubliner Flughafen in einen Privatjet gestiegen. Es hatte sich glücklicherweise herausgestellt, dass Kendra sehr gute Kontakte besaß. Einer davon hieß Stephen O’Connerly, und er war nicht nur der Inhaber einer kleinen Fluggesellschaft die hauptsächlich Innlandflüge anbot, sondern er war auch noch Pilot und schuldete seiner Freundin einen Gefallen. Kurzerhand hatte Kendra ihn aus dem Bett geklingelt, und innerhalb der nächsten 120 Minuten stand ein Flieger samt Pilot abflugbereit mit Starterlaubnis auf dem Rollfeld.
Rossalyn und Kendra blieben zurück, denn sie mussten sich dringend mit Ophelia in Verbindung setzen, um ihr zu erklären, was geschehen war. Außerdem wollten sie sie im Überzeugungskampf gegenüber dem Rat unterstützen. Es war ohnehin besser, die Gruppe so klein wie möglich zu halten; je unauffälliger sie waren, desto erfolgversprechender war die Mission. Auf jeden Fall würden sie ständig per Handy in Kontakt stehen, um laufend über alles informiert zu sein.
Ryan rutschte nervös auf seinem Platz am Fenster herum und lugte hinaus. Das Mittelmeer und der Boden kamen immer näher, denn die Maschine befand sich im Landeanflug auf den Aeropuerto de Almeria, den Flughafen von Almarίa.
„Unser Kontaktmann erwartet uns bereits“, sagte Lawren, der diesen Flug ganz offensichtlich sehr genoss. „Zum Glück konnte ich ihn vor unserem Abflug noch telefonisch erreichen.“
Ryan und seine Freunde antworteten nicht, sie waren erschöpft und müde. Sie hatten in den vergangenen Stunden zwar ein wenig geschlafen, doch ein Sitz im Flugzeug, und sei er auch noch so gemütlich, war keinesfalls mit einem bequemen und kuscheligen Bett zu vergleichen.
Die Sonne tauchte gerade hinter dem östlichen Horizont auf und färbte den Horizont des blauen Himmels über dem südlichen Andalusien in sanftes Orange. Der Strand unter ihnen lud zum Verweilen ein, aber sie waren nicht Hals über Kopf fast zweitausend Kilometer geflogen, um Urlaub zu machen, obwohl dieser Gedanke sehr reizvoll war.
Schließlich landete der Pilot die Maschine routiniert auf einem seitlichen Rollfeld, welches ausschließlich für Privatflugzeuge vorgesehen war. Fünf Minuten später stand die kleine Gruppe auf spanischem Boden und lobte die angenehm warme Temperatur. Das kalte, feuchte Wetter und der eisige Herbstwind in Irland waren in keinster Weise mit dem Herbst in Spanien zu vergleichen, der mit seiner sanften Milde ihre Gemüter gleich ein wenig aufheiterte. Mit einem herzlichen Dank verabschiedeten sie sich vom Piloten und Lawren führte sie geschickt am Zoll vorbei
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