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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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war.
    „Du weißt ja …“, fing sie an und spielte nervös mit den Fingern. „Also … ich bin jetzt schon mehrmals bei Gillean gewesen. Ihm geht es schon richtig gut und allmählich hat er den Tod seiner Mutter verkraftet. Aber die Ärzte sagen, er braucht noch Zeit. Seine Muskeln wollen durch das lange Liegen nicht mitspielen und er bekommt jetzt Aufbautraining, mindestens noch bis Weihnachten. Nun ja … ich gehe ihn gerne besuchen und mit ihm kann man wirklich gut lernen. Er ist richtig versessen darauf. Wenn ich komme, dann reißt er mir die Unterlagen von Mrs. Buckley förmlich aus der Hand. Vor zwei Wochen hat er mir sogar gesagt, ich wäre eine sehr gute Lehrerin.“ Sie hielt kurz inne und wurde leicht rot.
    Ryan hatte langsam eine Vermutung, worauf Kimberly eigentlich hinaus wollte und musste sich ein Lachen verkneifen.
    „Es macht richtig Spaß mit ihm“, redete sie weiter. „Gillean ist ein guter Schüler und ich kann mich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten, es ist gar nicht langweilig … du weißt schon ...“
    Ryans Verdacht schien sich zu bestätigen, und er benötigte all seine Willenskraft, um nicht loszuprusten, weil sie so um den heißen Brei herumredete. „Ja, ich weiß, er war schon früher ein netter Kerl.“
    „Das ist er“, erwiderte Kimberly wie aus der Pistole geschossen und biss sich sofort beschämt auf die Unterlippe.
    „Kim? Warum sagst du mir nicht einfach, dass du ein Auge auf Gillean geworfen hast?“ Er konnte es nicht mehr länger aushalten und wählte nun den direkten Weg.
    „Ähm …“ Kimberly lief puterrot an.
    „Na, komm schon, sonst ziehe ich es dir wirklich aus der Nase“, forderte er sie heraus. „Wenn es stimmt, dann freue ich mich für dich.“
    Kimberly lächelte und ihre braunen Augen glänzten. „Ja“, gestand sie. „Ich habe ein Auge auf ihn geworfen und er auf mich. Heute hat er mir einen langen Abschiedskuss gegeben.“
    „Cool, das freut mich für dich“, und kaum waren die Worte ausgesprochen, zog er sie in eine feste Umarmung.
    Für Kimberly gab es keinen sichereren Beweis, dass er seine Worte auch ehrlich meinte. Umso intensiver spürte sie die herumwuselnden Schmetterlinge in ihrem Bauch, als sie an Gilleans Kuss zurückdachte.

- 8 -
    Überraschungen
     
    Die Zeit verging wie im Flug, und ehe man sich versah, stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Die Landschaft auf Omey Island war von einem weißen Schneeflaum bedeckt, es war kalt, der Himmel war klar und die Sonne strahlte. Dieses Wetter lockte viele Schüler in ihrer Freizeit nach draußen. Schneeballschlachten standen ganz oben auf der Tagesordnung, jedoch nicht für die künftigen Schulabgänger.
    Ryan und Kimberly hatten alle Hände voll mit Hausaufgaben und Lernen zu tun. Trotzdem nahmen sie sich jeden Abend die Zeit Aidan zu besuchen, der sich mittlerweile gut in der Küche eingearbeitet hatte. Auch dort gab es jetzt in der Vorweihnachtszeit mehr zu tun als sonst.
    Dann war es so weit. Der 24. Dezember begann mit einem köstlichen Frühstück für alle Schüler, die über die Weihnachtsfeiertage nicht nach Hause gefahren waren. Gegen sechs Uhr spazierte Ryan, frisch geduscht und schick angezogen mit schwarzer Schlaghosenjeans und olivfarbenem Hemd, in die Küche.
    „Ryan?“ Aidans verwirrte Miene wurde von seiner ungläubigen Stimme unterstrichen. „Ich dachte, du bist oben beim Weihnachtsabendessen, das fängt doch gleich an.“ Er trug inzwischen neue Kleidung, die Ryan und Kimberly extra für ihn gekauft hatten. Es waren eine schöne neue Jeans und ein kuscheliger, dunkler Rollkragenpullover. Inzwischen besaß er auch zwei Paar Turnschuhe. Heute trug er die schwarzen Sneakers.
    „Wie du siehst, bin ich hier.“ Ryan grinste breit und winkte der Köchin zu, die ihn wissend anlächelte. „Komm doch mal brav mit“, lockte er Aidan frech grinsend und zog den nur zögerlich folgenden Freund hinter sich her. „Du musst dir keine Sorgen machen, es ist alles in Ordnung. Eigentlich war es sogar Mrs. Buckleys Idee.“
    „Welche Idee? Ryan?“ Aidan wollte dem Ganzen noch nicht trauen.
    „Wenn ich es dir jetzt schon verrate, dann ist es keine Überraschung mehr. Denk dran, heute ist Heiligabend.“ Damit schien die Sache für ihn erledigt.
    Der Heiligabend – in Irland Christmas Eve genannt – war zwar ein streng katholisches Fest, doch auch der Druidenorden feierte es. Dazu war das gesamte Haus mit Girlanden, Kerzen, Stechpalmen, Mistelzweigen und Efeu geschmückt

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