Sträflingskarneval
Aufruhr versetzte. Dabei blieb die Körpermitte davon nicht ungerührt. Er konnte überdeutlich die Erregung spüren und wie seine Männlichkeit darauf reagierte.
Während Ryan fest im Glauben war, dass Aidan schlief, lag dieser wach da und lauschte dem aufgeregten Herzschlag. Dieses Geräusch beruhigte ihn, er wollte einfach nur liegen bleiben, sicher und geborgen. Er mochte Ryan und hatte Angst, ihn irgendwann wieder zu verlieren. Nur ein einziges Mal in seinem Leben hatte es einen Mann gegeben, der ihm wirklich viel bedeutete, doch Ryan bedeutete ihm inzwischen weitaus mehr. Alles an ihm schien perfekt zu sein. Plötzlich spürte er etwas Verräterisches gegen seinen Bauch drücken und er musste schmunzeln, gleichzeitig seufzte er innerlich. Ryan dachte wohl gerade an irgendeine attraktive Blondine mit Supermaßen, an was denn auch sonst. Mit hundertprozentiger Sicherheit aber nicht an ihn, so wie er es dafür schon oft getan hatte. Wieso sollte Ryan auch, sie waren lediglich befreundet.
Nach einigen Minuten drehte Ryan schließlich den Kopf zur Seite und tat, als wäre er eben erst aufgewacht. Im selben Moment stöhnte Aidan und tat das gleiche. Er hob den Kopf und sein Blick traf auf Ryans leuchtend hellblaue Augen.
Beide verharrten schweigend in dieser Position, sahen sich einfach nur an und versanken in dem Seelenspiegeln des anderen. Ihre Herzen schlugen einen schnellen Rhythmus und ein prickelnder Schauer rauschte durch ihre Adern. Alles um sie herum verblasste zu einer unbedeutenden Leere. Es entstand eine unglaubliche Anziehungskraft zwischen ihnen, der sich keiner der beiden entziehen konnte und wollte. Aidan versank regelrecht in Ryans Augen und wurde von dem Wunsch erfasst, die weiche Haut seines Gegenübers zu berühren, sie zu streicheln und zu küssen.
Langsam, fast schon schüchtern kamen sich ihre Münder näher und näher. In freudiger Erwartung schlossen sie die Augen und ihre Lippen berührten sich sanft und innig. Sie tauchten in ein schwereloses Wolkenmeer ohne Grenzen ein.
Zögerlich fuhren ihre Hände über das weiche Haar des jeweils anderen, während ihre Münder immer forscher wurden. Aidan öffnete schließlich seine Lippen einen kleinen Spalt. Vorsichtig liebkosten sich ihre Zungen. Sie streichelten sich, ließen sich von dem honigsüßen Geschmack ihres Gegenparts verzaubern und verloren sich in einem intensiven, leidenschaftlichen Zungenkuss.
*
Am letzten Tag des Jahres, um die Mittagszeit, rüttelte ein plötzlicher Schrei Ryan aus seinen Gedanken. Er saß im leeren Gemeinschaftsraum und versuchte sich vergebens eine Mondphasentabelle einzuprägen. Wieder hatte er nur Aidan im Kopf, in den er sich an dem schicksalhaften ersten Weihnachtsfeiertag Hals über Kopf verliebt hatte. Ihm fiel es schwer, sich auf den Lernstoff für das kommende Halbjahr zu konzentrieren, denn er hätte am liebsten den ganzen Tag mit Aidan verbracht. Genauso erging es Aidan. Er erwiderte die Gefühle für Ryan mit derselben Intensität und auch er hatte Schwierigkeiten während seiner Arbeit nicht ständig an ihn zu denken.
Es gab noch einiges, an das Ryan sich erst gewöhnen musste. Plötzlich hatte er einen Freund und keine Freundin an seiner Seite. Niemals hätte er mit dieser Wendung seines Lebens gerechnet, aber er kam gut damit zurecht. Seine Gefühle spielten bei Aidan schlichtweg verrückt; trotzdem fand er Frauen immer noch attraktiv. Damit konnte er leben und es gab auch niemanden, der ihm einen Vorwurf daraus machte. Und Aidan machte es ihm leichter, denn er gestand, schon einmal eine Beziehung mit einem jungen Mann namens Steve gehabt zu haben.
So glücklich die beiden auch waren, so streng geheim hielten sie ihre neue Beziehung vor der gesamten Schule, nur Kimberly war eingeweiht. Sie freute sich aufrichtig und hatte sogar behauptet, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie selbst darauf kommen mussten – schließlich hätte sie es schon vorher gewusst.
Erneut hörte Ryan den Schrei, der offensichtlich aus dem Treppenhaus kam. Neugierig ließ er alles liegen und rannte hinaus, um nachzusehen. Auf dem unteren Stufenabsatz hatte sich eine kleine Traube der hier gebliebenen Schüler versammelt, die aufgeregt einen großen Jungen umringten. Dort stand Gillean Jaramago. Seine schwarzen Haare waren länger als noch vor ein paar Monaten und reichten ihm bis zu den Schultern. Zusammen mit seiner leicht bräunlichen Haut verliehen sie ihm einen verwegenen Touch. Man erkannte
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