Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert

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deutlich, dass seine väterlichen Wurzeln aus Spanien stammten.
    Gilleans dunkle Augen fixierten einen bestimmten Punkt links neben sich, und als ihre Mitschüler endlich ein wenig Platz machten, sah Ryan Kimberly bei ihm stehen. Sie strahlte übers ganze Gesicht, genau wie er. Es wäre sogar einem Blinden aufgefallen, dass diese beiden Menschen bis über beide Ohren ineinander verliebt waren. Das schienen auch die anderen Schüler allmählich zu bemerken und entfernten sich, aber nicht ohne neugierig zu ihnen hinüber zu schielen. Als Einziger blieb Ryan übrig. Er beobachtete die beiden, wie sie sich um den Hals fielen und küssten. Es war ein sehr romantisches Bild, und sofort musste er wieder an Aidan denken. Mit einem frechen Lächeln auf den Lippen kam er schließlich näher.
    Aus den Augenwinkeln nahmen Gillian und Kimberly ihn wahr und lösten sich voneinander. Er hielt ihre Hand in seiner Linken und wandte sich mit fröhlicher Miene um. „Hey Ryan, wie geht’s? Schon lange nicht mehr gesehen. Das zwischen Kim und mir muss ich hoffentlich nicht erklären.“ Er klang dabei amüsiert und streckte ihm seine freie rechte Hand entgegen.
    Ryan grinste und schüttelte Gilleans Hand. „Gut und dir? Ich finde ihr gebt ein schönes Paar ab. Aber ich dachte, du bist noch im Krankenhaus.“
    „Bis vor exakt vier Stunden“, erzählte Gillean und legte zufrieden einen Arm um Kimberlys Hüfte. „Eigentlich hätte ich erst nach Silvester entlassen werden sollen, aber Mrs. Buckley hat sich für mich eingesetzt. Sonst wäre ich dort bestimmt durchgedreht. So schnell bringt mich niemand mehr dahin zurück.“
    Ryan nickte verständnisvoll, ihm wäre es sicherlich genauso gegangen. Umso erstaunter war er über Gilleans unbekümmerte Art. Er erinnerte sich zurück und hatte den Eindruck, als wäre er vor seinem langen Krankenhausaufenthalt irgendwie anders gewesen, ein wenig zurückhaltender. Nichtsdestotrotz begann er den neuen Gillean zu mögen, was offenbar auf Gegenseitigkeit beruhte.
    „Sagt mal, wo ist überhaupt Aidan? Kimberly hat gesagt, er wäre hier im Haus“, fragte Gillean unschuldig.
    Keiner der beiden antwortete. Sie warfen sich stattdessen einen fragenden Blick zu, unschlüssig, was sie tun sollten.
    „Einfach die Treppe nach unten, dann nach links und zur Küche“, meinte Ryan schließlich.
    Gillean hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte, zuckte mit den Schultern und befolgte schweigend die Anweisung. Diese Zeit nutzte Kimberly und gestand, dass sie bei dem Thema Aidan immer geschwiegen hatte.

    *

    Wie es sich herausstellte, war Gillean zwar überrascht, was er über Aidan erfuhr, war aber froh, dass er inzwischen unter Mrs. Buckleys Aufsicht stand, während sein Hass auf Bartholemeus Hinthrone und Peter Smith durch Ryans Erzählungen immer mehr Nahrung fand. Schließlich lebte ihre alte Freundschaft wieder neu auf.
    In den nächsten Tagen verbrachte Gillean viel Zeit in der Küche. Es wurde viel geredet, alle Neuigkeiten ausgetauscht und schließlich wurde er sogar Zeuge, als Aidan und Ryan sich küssten. Er nahm diese Tatsache mit einem Lächeln auf und wünschte den beiden viel Glück. Damit war dieses Kapitel für ihn erledigt. Alles in allem war es ein guter Anfang, der jedoch nach einem Monat von einer unerwarteten Nachricht überschattet wurde.
    Am Morgen des 31. Januars 2010 erreichte ein Brief von Kendra O’Neill die drei Schüler, der ihnen einen Schock versetzte.
    „Was machen wir jetzt?“ Gillean starrte mit gemischten Gefühlen auf die Zeilen. „Wir können es nicht einfach totschweigen.“
    „Sei nicht albern.“ Kimberly seufzte und gab ihm trotzdem ein Küsschen auf die Wange.
    „Sagen müssen wir es“, sagte Ryan. „Immerhin betrifft es ihn genauso wie sie.“
    „Ich gehe sofort zu ihm“, meinte Gillean und stand schnell auf.
    „Wir gehen mit“, warf Ryan ein.
    „Das ist eine gute Idee. Allerdings müsst ihr auf mich verzichten. Ich muss noch zu Mrs. Buckley,“ meinte Kimberly.
    Gillean und Ryan runzelten verwundert die Stirn, dann zuckten sie mit den Schultern und machten sich zu zweit auf den Weg. Sie danach zu fragen, warum sie schon wieder zur Schulleiterin ging, sparten sie sich. Kimberly würde – ebenso wie die letzten drei Male - nichts verraten. Mit Kendras Brief bewaffnet, trat Ryan hinter Gillean in die Küche. Sie entdecken Aidan an einer der Geschirrspülmaschinen, wo er schmutziges Geschirr einräumte. Als er sie auf sich zukommen sah, warf