Sträflingskarneval
Entscheidung, sondern etwas, das in unserem Gesetz deutlich geschrieben steht. Und von einer Farce ist hier keinesfalls die Rede.“
„Das können Sie doch nicht –“, schrie Ryan aufgebracht und wollte sich auf Hinthrone stürzen, doch Kimberly hielt ihn eisern am Oberarm fest und erinnerte ihn mit strenger Miene an die Worte von Ophelia Buckley, Rossalyn McGrath und Kendra O’Neill. Ein falsches Wort und der Großmeister könnte Schlimmeres mit ihnen anstellen, als sie nur zu verwarnen. Damit halfen sie keinem, ganz besonders Aidan nicht.
Gillean ließ sich jedoch nicht den Mund verbieten. Er besaß noch einen Joker im Ärmel. „Bin ich denn kein Zeuge? Wäre ich gestern nicht rechtzeitig aufgetaucht, dann hätte dieses Arschloch Aidan vergewaltigt. Die Situation war eindeutig.“
Als Antwort lachte Bartholemeus Hinthrone laut.
„Was gibt es da zu lachen?“, kam es von Ryan und Gillean wie aus einem Mund.
„Kleine Kinder im Kindergarten sind nichts gegen Sie. Wer möchte Ihnen schon glauben, Mr. Jaramago? Rennen Sie ruhig zur Polizei, aber die wird nichts tun. Denn wo kein Opfer, da auch kein Täter. Bestenfalls machen Sie nur auf sich selbst aufmerksam.“
„Wo ist Aidan? Sagen Sie es uns endlich und lassen ihn frei“, versuchte es Ryan nochmals, denn seine Sorge wuchs genauso schnell, wie sein Hass auf den Großmeister und seinen Handlanger stieg.
„Was haben Sie mit Aidan gemacht?“, setzte Kimberly hinterher.
„Rücken Sie mit der Sprache raus!“, forderte auch Gillean.
„Sie alle sind nervig und fangen an mich zu langweilen“, bedeutete Bartholemeus und schaute nun Gillean mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. „Sie sind genauso vorlaut wie ihr Vater.“
„Lassen Sie meinen Vater aus dem Spiel und antworten sie uns endlich.“
„Und ich möchte Sie daran erinnern“, wechselte Ryan abrupt das Thema – denn er erkannte in den Augenwinkeln, wie Gillean anfing zu beben. Bei allem, was seinen verstorbenen Vater betraf, reagiert er höchst empfindlich. „Dass Ihr wahnsinniger Lakai weder das Recht hat, in unser Haus einzudringen, noch, es völlig zu verwüsten. Das werden wir der Polizei melden.“
„Sie haben unser Haus durchsucht?“ Kimberly erschrak. Gillean hatte sie nur eilig angerufen, als er Ryan zufällig wie einen Wahnsinnigen die Treppe hatte hinaufrennen sehen, denn er arbeitete im ersten Stock des Ordenshauses. „Was haben Sie dort gesucht?“
„Das ist eine ordensinterne Angelegenheit und geht Sie nichts an, Miss Callahan“, antwortete der Großmeister kühl. Dann wandte er sich ein weiteres Mal an Gillean. „Wissen Sie, Mr. Jaramago, Sie sind auch genauso hartnäckig wie ihr Vater. Doch sagen Sie ihrer Freundin bitte, sie soll endlich den Mund halten.“
Sprachlos stierte Kimberly Hinthrone an, im Glauben, sich verhört zu haben.
„Es ist unser Haus“, kam Ryan ihr zur Hilfe. „Sie hatten und haben nicht das Recht, einfach bei uns einzudringen und das Haus zu verwüsten. Wir haben außerdem nichts versteckt.“ Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und bedachte sein Gegenüber kämpferisch.
„Wenn die Umstände es erfordern, dann darf der Rat oder ich als Großmeister einen Durchsuchungsbefehl anordnen, so steht es im Gesetz. Sie können gerne selbst nachschlagen. Ich werde mich nicht mehr wiederholen.“
„Dann sagen Sie uns, wo Aidan ist!“ Kimberly sah sehr bedrohlich aus. „Sie haben Aidan in die Obhut von Mrs. Buckley gegeben und Sie wiederum hat Aidan zu uns geschickt. Dagegen können Sie nichts unternehmen.“
„Das glaube ich kaum, Miss Callahan“ Der Großmeister räusperte sich und schien dieses Spiel ganz offensichtlich zu genießen. „Aidan McGrath bleibt in meiner Obhut … und ich kann selbstverständlich mit den Verurteilten so umgehen, wie es mir beliebt. Das ist mein gutes Recht als Großmeister. Nicht einmal Ophelia Buckley kann etwas dagegen unternehmen. Und jetzt können Sie gehen. Es gibt nichts mehr zu sagen.“
„Sagen. Sie. Uns. Wo. Aidan. Ist!“ Kimberly wollte nicht eher gehen, bevor sie eine Antwort auf diese Frage bekam.
Bartholemeus Hinthrone seufzte. „Er ist in Llŷr, wo sollte er sonst sein. Dort wird er seine restliche Strafe verbüßen. Jetzt verlassen Sie auf der Stelle mein Büro und kommen nicht wieder.“ Diese Worte unterstrich er mit einem hämischen Lächeln.
Mit den Nerven am Ende ließ Ryan den Kopf hängen, während seine Angst um Aidan immer größer wurde. Er hatte ihm doch
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