Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
Vom Netzwerk:
hol dich hier raus.“
    „Wie? Was? Woher … kommst… du … denn?“, stammelte Aidan sichtlich verblüfft und spürte seine Angst einer wachsenden Freude weichen. Sein Herz schlug schneller und die Schmetterlinge in seinem Bauch tanzten Samba. Er träumte nicht, er erkannte Ryans Geruch, und als er auch noch Kimberly und Gillean entdeckte, grinste er breit von einem Ohr zum anderen. Sie waren tatsächlich gekommen, um ihn zu befreien. Sein innigster Wunsch hatte sich endlich erfüllt.
    „Kannst du aufstehen?“, fragte Ryan und musterte seinen Freund besorgt. Er war blass, an der rechten Augenbraue war eine verkrustete Platzwunde zu sehen, an seinen Armen blitzten blaue Flecken hervor und an Duncans viel zu großer Hose und T-Shirt, die er trug, waren Blutspritzer zu erkennen. „Wir müssen schnell verschwinden, bevor wir entdeckt werden“. Dabei hielt er ihm eine Hand hin, die Aidan sofort ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ.
    Er war zunächst etwas wackelig auf den Beinen, aber Ryan stützte ihn und schaute ihm überglücklich in die Augen. „Ich habe dich wahnsinnig vermisst und hatte so furchtbare Angst.“
    „Und ich dich erst“, antwortete Ryan erleichtert und zog ihn in eine liebevolle Umarmung. “Ich lasse dich nicht mehr alleine”, murmelte er in Aidans Ohr. “Und du musst keine Angst mehr haben, jetzt bin ich ja da und werde dich von hier fortbringen.”
    Aidan verlor sich in den Armen seines Freundes und atmete mehrmals tief durch, bis er vollends begriffen hatte, dass Ryan wirklich vor ihm stand und ihn festhielt. Alleine diese innige Berührung ließ ihn ruhiger werden, bis er loslassen konnte. „Aber wie seid ihr hergekommen? Hat euch niemand gesehen?“
    „Das erzählen wir dir alles auf dem Weg“, warf Gillean ein und spähte nervös in den Gang hinaus.
    „Kannst du laufen?“ Ryan stützte ihn immer noch und nutzte die Gelegenheit, um ihm einen Kuss auf den Mund zu hauchen.
    „Das geht schon. Lasst uns gehen, ich will hier raus.“
    Gemeinsam verließen sie die Zelle, doch als Aidan Duncan draußen im Gang entdeckte, blieb er erschrocken stehen. Kimberly klärte ihn rasch auf, denn die Zeit drängte.
    „Dann hast du wirklich die Wahrheit gesagt“, stellte Aidan erstaunt fest und reichte ihm dankbar die Hand.
    „Ja, aber wir sollten jetzt wirklich los“, sagte Ryan und wurde das untrügliche Gefühl nicht los, dass sie nicht mehr lange alleine wären. „Wir müssen uns beeilen und noch deinen Vater befreien, Aidan.“

- 15 -
    Finsternis ist nur das geringste Problem
     
    Aidan starrte verwirrt in die kleine Runde und dachte, er hätte sich verhört. Kurz fürchtete er sogar, Ryan hätte seinen Verstand verloren oder einen Schlag auf den Kopf abbekommen. Sprachlosigkeit machte sich in ihm breit und er versuchte die Worte zu einem einheitlichen Bild zusammenzufügen, aber das war unmöglich. Sein Vater war tot! Wieso sollten sie zu seinem verstorbenen Vater gehen wollen? Diese Frage stand ihm groß auf der Stirn geschrieben.
    „Ja, er lebt“, sagte Ryan. „Ich erzähle dir alles, aber lass uns bitte schnell von hier verschwinden.“ Von Weitem hörte er bereits Stimmen näherkommen.
    Duncan marschierte mit Gillean und Kimberly voran, gefolgt von Ryan und Aidan, der in kurzen Sätzen alles Notwendige erfuhr. Ihr Weg war nicht weit und bald erreichten sie Mr. McBrights Büro. Von dem Aufseher fehlte jede Spur, so konnten sie ungesehen den Geheimgang öffnen und darin verschwinden. Glücklicherweise kannte Duncan den Mechanismus. Bevor sie jedoch die Stufen in die pechschwarze Finsternis hinabstiegen, reichte Duncan ihnen Taschenlampen, die in einem Schrank im Büro aufbewahrt wurden. Er wollte nicht das Risiko eingehen, plötzlich ohne Licht dazustehen, falls die Fackeln ausgehen sollten. Anschließend traten sie der Reihe nach in die beklemmende Dunkelheit ein und begannen mit dem langen Abstieg in das uralte Kellerverlies. Die jähe Nacht und das Echo ihrer eigenen Schritte lasteten dabei schwer auf ihren Schultern.
    Sie kamen zügig voran, vermutlich, weil ihnen die Angst im Nacken saß. Smith war zwar fürs Erste ausgeschaltet, aber es dauerte sicherlich nicht mehr lange, bis er aufwachen und einen Tobsuchtsanfall bekommen würde. Dann würde es nicht lange dauern, bis er entdeckt werden würde. Außerdem hatte Ryan die Wachen zu einer gründlichen Durchsuchung der Inselfestung fortgeschickt. Vor zehn Minuten schien es noch ein kluger Schachzug gewesen zu sein,

Weitere Kostenlose Bücher