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Sträflingskarneval

Sträflingskarneval

Titel: Sträflingskarneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eickert
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blitzschnell zur der Stelle hinunter, an die er das Boot bringen wollte. Er zog seine Jacke und die Schuhe aus, sprang mutig in das kalte Wasser und schwamm mit kräftigen Schwimmzügen gegen die Wellen an und auf den Anlegesteg zu.
    Von oben beobachtete die Gruppe sein Vorankommen wachsam und gespannt. Ryan bewunderte Gilleans Mut; allein in dieses aufgewühlte Wasser zu springen, benötigte viel Courage. Schließlich schaffte es Gillean, sich ungesehen dem Motorboot des Großmeisters zu nähern, während er und die Männer ihren Blick und die Schusswaffen auf die Inselfestung richteten. Auch als er das Seil des kleinen Beiboots losband, entdeckte ihn niemand – was wohl nur dem Schicksal zu verdanken war – und am Ende schaffte er es tatsächlich, ungesehen mit dem Boot im Schlepptau zurückzuschwimmen. Niemand hatte ihn bemerkt.
    Während der ganzen Zeit hielt Ryan fest Kimberlys Hand. Als sie aber begriff, dass niemand auf Gillean achtete und das Glück auf ihrer Seite lag, trieb sie die anderen zur Eile an. Mit Aidans Hilfe kletterte sie zu der provisorischen Anlegestelle und konnte es kaum erwarten, bis Gillean unversehrt und mit dem Boot im Schlepptau wieder bei ihnen war. Ryan, der inzwischen den Mantel und das Jackett seiner Verkleidung ausgezogen und zur Seite geworfen hatte, half indes seinem Cousin mit Lawren, der versuchte ihnen die Schlepperei zu erleichtern, indem er auf dem Hosenboden rutschte und sich mit den Händen abstützte. Nach unendlich quälenden Minuten erreichte Gillean die behelfsmäßige Einstiegsstelle und wurde von Duncan aus dem Meer gezogen. Keuchend, schlotternd und mit blau angelaufenen Lippen stand er da und wurde stürmisch von Kimberly in den Arm genommen und überschwänglich geküsst. Anschließend stiegen sie der Reihe nach in das kleine Boot ein, das voll besetzt so tief im Wasser lag, dass die Wellen über den schmalen Rand zu schwappen drohten.
    Das Boot schenkte ihnen neuen Optimismus, denn es war ihre einzige Möglichkeit zu fliehen. Von Aidans und Lawrens Schultern fiel eine schwere Last, denn ihre Freiheit war zum Greifen nahe. Dieser Gedanke entlockte ihnen ein Lächeln, doch noch waren sie nicht in Sicherheit. Kimberly betete still an alle Götter, dass niemand sie aufhalten würde, während Gillean ihre Hand drückte. Duncan dagegen war nach wie vor ängstlich und sah sich schon in den Fängen des Großmeisters. Und Ryan wollte ihr Glück nicht allzu weit überstrapazieren und einfach nur noch fort.
    „Ihr müsst beim Abstoßen helfen“, meinte Gillean, der, immer noch nass und am ganzen Körper zitternd, das zweite der beiden Ruder an Duncan übergab. „Nehmt eure Hände. Den Motor könnten wir erst starten, wenn der Nebel das Boot und die Geräusche schluckt.“
    Gesagt, getan. Sie begannen in einem gleich bleibenden Rhythmus zu rudern. Lawren, der mit seiner Kraft am Ende war, lehnte sich gegen den Rücken seines Sohnes, der vor ihm saß und mit den Händen paddelte. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit waren sie beinahe am Ziel, aber durch die immer stärker werdende Strömung vor Llŷrs felsiger Küste kamen sie nicht ganz so gut voran, wie sie es sich gewünscht hätten. Nur noch ein paar Meter und der Nebel würde sie mit seinen schützenden Armen umfangen.
    „Macht schneller“, flüsterte Ryan und intensivierte gleichzeitig seine eigenen Bemühungen.
    „Was denkst du denn, was ich hier gerade mache“, schnaufte Aidan neben ihm. „Meinst du, ich betrachte schau mir die Gegend an?“
    „Quatscht nicht rum, sondern beeilt euch“, ging Gillean dazwischen.
    Zum ersten Mal, seit sie das unterirdische Verlies verlassen hatten, kehrte in Lawrens Körper ein wenig Leben zurück und er versuchte sich etwas umständlich hinzuknien. Als Aidan das bemerkte, drehte er sich um und sah ihn rügend an. „Was tust du da?“, fragte er überflüssigerweise.
    „Ich will euch helfen“, japste Lawren schwer.
    „Ganz bestimmt nicht!“ Aidan schaute ihn teils besorgt, teils wütend an. „Bleib sitzen und rühr dich nicht. Wir machen das schon“, und damit war für ihn die Sache erledigt. Er begann wieder mit den Händen ins kalte Wasser zu fassen, das jetzt wie Abermillionen fiese Nadelstiche auf seiner Haut brannte, da ertönte plötzlich ein lautstarkes, lang anhaltendes Brummen und sie hielten alle abrupt inne.
    Wie ein Mann stierten sie zur Gefängnisinsel und erkannten schockiert, dass sie entdeckt worden waren. Die Männer zeigten auf sie und rannten zum

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