Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
gesehen – los, 'ran! Hab' ich einen Tresor gesehen – nischt wie knacken! Ich kann schon verstehen, daß die anderen genug haben von mir. Aber, verstehst du, jetzt hab' ich's ja eingesehen, ich glaube, vielleicht … man kann ja nie was versprechen … aber vielleicht könnte das anders werden … ich habe dich kennengelernt, Professor, und Wiedeck und Bartlitz, ihr seid alle in Ordnung, verdammt noch mal, ihr seid wirklich in Ordnung, ich glaube … sie müßten mir noch eine Chance geben … aber jetzt ist's aus. Verdammt noch mal, jetzt ist's aus …!«
    Er legte den Kopf in die Hände und weinte.
    Es war ungeheuerlich. Deutschmann hätte alles andere erwartet, als daß Schwanecke einmal weinen könnte. Er war unfähig, sich zu rühren, unfähig, ihm etwas zu sagen. Doch dann konnte er es nicht mehr länger ertragen. Er streckte die Hand langsam vor und legte sie auf die Schulter des Weinenden.
    »Vielleicht – vielleicht ist es nicht so schlimm«, sagte er, »vielleicht …«
    »Ach was!« sagte Schwanecke und sah auf. Seine Augen waren blutunterlaufen, flackernd, und vor seinem Blick wich Deutschmann zurück. »Da gibt's kein Vielleicht! Ich muß mir selbst helfen, das ist alles.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich das meine? Eine blödsinnige Frage! Ich werde abhauen!«
    »Abhauen? Etwa – desertieren?«
    »Na klar.«
    Deutschmanns Gesicht war fahl. »Du bist ja verrückt! Wenn sie dich schnappen, stellt dich selbst Obermeier an die Wand, und wir müssen auf dich schießen!«
    »Wer spricht da von schnappen? Sie werden mich nicht schnappen! Kein Mensch kann mich hier schnappen, wenn ich nicht will.«
    »Wie willst du durch die HKL kommen?«
    »Mensch, du vergißt, daß ich ein uralter Hase bin. Ich kenne alle Schliche, mir kann keiner was vormachen. Und ich sage dir noch etwas, halt dich fest!« Er stand langsam auf und sah Deutschmann gerade in die Augen. »Du warst immer ein anständiger Kerl, Professor. Du bist ein Doktor, Mensch, was machst du denn noch hier? Die Schweine haben dich zur Sau gemacht, warum hockst du noch hier? Wenn du willst, nehme ich dich mit. Ehrenwort!«
    Deutschmann schüttelte den Kopf.
    Schwaneckes Stimme wurde drängend: »Sei nicht dumm, Professor, wenn du mit mir gehst, kommst du durch. Das garantiere ich dir. Du nimmst deine Rote-Kreuz-Fahne mit und so 'ne Armbinde und gibst mir auch eine. Dann wird man auf beiden Seiten denken, wir suchen nach Verwundeten – und ab durch die Mitte!«
    »Das kann ich nicht!«
    »Warum nicht?«
    »Es wäre eine Schweinerei. Ich meine, das mit dem Roten Kreuz …«
    »Du bist vielleicht ein blöder Hund! Ich möcht' bloß wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Die Sache ist doch sonnenklar. Der ganze Krieg ist eine Schweinerei. Und ich werde dir etwas sagen: Diese Rote-Kreuz-Fahne ist dazu da, um Menschen – du verstehst schon … ich meine, um Menschen durchzubringen. Sie wird auch uns durchbringen – warum soll das dann eine Schweinerei sein? Andererseits – wenn du hier bleibst, gehst du beim nächsten Angriff der Russen todsicher drauf. Womit willst du dich wehren? Wir werden wie Zielscheiben durch den Schnee hoppeln, und die werden ein Übungsschießen auf uns veranstalten, und ich garantiere dir, daß das bald kommt, ich spüre es in allen Knochen. Und du redest noch von Schweinerei, und vom Roten Kreuz und so. Bleibst du hier, kommst du um, kommst du mit, bleibst du am Leben – und das Rote Kreuz hat genau das getan, was es zu tun hat!«
    »Und – die anderen?«
    »Wer?«
    »Ich meine die anderen, unsere Kameraden.«
    »Was ist mit denen?«
    »Was werden die machen?«
    »Ich kann dir genau sagen, was die machen werden. Sie werden sagen: Verdammt noch mal, endlich zweie, die nicht auf den Kopf gefallen sind. Hoffentlich kommen sie durch, wir halten ihnen alle Daumen. Genau das werden sie sagen. Mensch, wach doch auf! Siehst du denn nicht, was hier gespielt wird? Wir werden abgeschlachtet wie eine Viehherde. Es wird nicht mehr lange dauern, und dann krepierst du auch. Kannst du denn das nicht begreifen? Da drüben haben wir eine Chance. Ich weiß, es ist kein Spaß, bei den Russen einen Gefangenen zu spielen, sie werden uns feste drannehmen, aber unsere Chance ist mindestens 50 : 50, daß wir durchkommen. Wenn du hierbleibst, hast du vielleicht eine Chance 1 : 100. Hier bist du der letzte Dreck, wenn du im Strafbataillon bist. Aber da drüben wird man vielleicht sagen: Das sind Märtyrer, die haben gegen Hitler gekämpft, es lebe hoch

Weitere Kostenlose Bücher