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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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damit.«
    »Ich hab da dieses … an meinem … es ist … ach, Scheiße.« Mit einem flüchtigen Blick zum Badezimmer senkte er die Stimme und spuckte es schließlich aus.
    »Um Himmels willen, lass das bloß checken, du Wahnsinniger.« Spengler zog sein BlackBerry hervor und scrollte durch die Kontakte. »Ihr Engländer. Wartet, bis ihr vierundsechzig seid, bevor ihr eure Prostata untersuchen lasst. Absoluter Selbstmord. Hier, ich schick dir die Nummer von meinem Spezialisten in der Harley Street.«
    »Eigentlich hab ich es ja nicht so mit Privatkliniken.«
    »Na schön. Warum stellst du dich dann nicht einfach so lange in deiner sozialistischen Utopie eines Krankenhauses in die Warteschlange, bis dir der Schwanz abfällt?«
    »Ist der Kerl denn wirklich gut?«
    »Dr. Beaufort? Er ist der Beste. Hat mich vor ein paar Jahren wieder zusammengeflickt … nach einem Vorfall beim Dreh.«
    »Ja, schon klar. Bei dir ist doch jeder ›der Beste‹.«
    »Wenn ich’s dir sage. Der Kerl ist vom alten Schlag, er ist hier in London die absolute Schwanz-Koryphäe. Was er auch sein muss . Der Halsabschneider greift einem schließlich tief genug in die Tasche. Aber zerbrich dir darüber nicht den Kopf, die Rechnung geht auf mich.«
    »Das kann ich nicht …«
    »Vergiss es. Ich übernehme das, und du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, weil du dein geliebtes Gesundheitssystem hintergehst.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    Später in der Nacht, als Kennedy und Paige in einem Zimmer im Dean Street Townhouse im Bett lagen und ihre Körper langsam abkühlten, hätte er fast etwas zu ihr gesagt. Etwas, das er schon seit Jahren nicht mehr gesagt hatte. Stattdessen fragte er sie: »Möchtest du noch was vom Zimmerservice?«

zweiundvierzig
    »Ehrlich gesagt habe ich noch nicht so richtig darüber nachgedacht.«
    »Das solltest du aber möglichst bald tun, Robin …«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie saßen im großen Speisesaal des Le Manoir und sprachen über Robins Studienoptionen. Vater und Tochter, die endlich das Brot miteinander brachen. Keith hatte es sich auf dem Parkplatz im zurückgeklappten Fahrersitz des Mercedes mit einem seiner geliebten Thriller bequem gemacht und wartete darauf, sie wieder nach Hause zu bringen.
    »Mein Gott«, hatte Millie gesagt, »musst du mit ihr wirklich ins Le Manoir gehen? Robin würde der Pizza Express in Deeping doch völlig reichen.«
    »Oh, rechtet nicht, was nötig«, hatte Kennedy reflexartig Shakespeare zitiert.
    »Du musst doch irgendeine Idee haben, was du machen willst?«, fragte er seine Tochter.
    »Muss ich? Ich bin doch nicht die Einzige. Clarissa und Mattie zum Beispiel …«
    Na toll, super gemacht , dachte Kennedy, während sie weiterredete. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, war ihm aufgegangen, was für ein beschissenes, frühvergreistes Geschwätz er da eigentlich abließ. Wer wusste mit sechzehn oder siebzehn schon, was er wollte? Nun ja, richtig, Kennedy hatte damals schon … aber er war ja auch nicht ganz normal. Er erinnerte sich, wie er mit sieben oder acht in einer Geschichte zum ersten Mal ganz bewusst das Wort »unversehens« verwendet hatte. Dieser Rausch. Als würde man eine Tür eintreten. Und lauter Chandler-Charaktere würden mit gezogenen Waffen hindurchstürmen.
    Hanif Kureishi hatte geschrieben, dass es auf der Welt drei Arten von Menschen gab: Diejenigen, die von Anfang an wissen, was sie tun wollen; die, die nie wissen, was der Sinn und Zweck ihres Lebens ist; und die, die es erst später herausfinden. Kennedy gehörte zu Ersteren. Und er war dabei geblieben – um dafür fast alles andere zurückzustellen. »Das Haus könnte abbrennen«, hatte Millie vor langer Zeit einmal zu ihm gesagt, »und du würdest den Computer retten, bevor du auch nur einen Gedanken an mich und das Baby verschwendet hättest.«
    Kennedy bemerkte, dass Robin fertig war und ihn nun in Erwartung einer Antwort ansah. »Ähem. Richtig. Gutes Argument«, sagte er.
    »O Gott.« Sie grinste und schüttelte den Kopf.
    »Was denn?«, fragte er und füllte ihre Gläser wieder auf. Das ist eine der großen zivilisatorischen Errungenschaften Europas, dachte Kennedy, mit deinem sechzehn- bis einundzwanzigjährigen Kind ein Glas Wein trinken zu können. Versuch den Scheiß mal in Kalifornien und warte ab, was passiert. Kennedy hatte es ausprobiert. Er dachte, der Oberkellner würde jeden Augenblick ein S.W.A.T. -Team rufen. Einen Luftschlag anfordern.
    »Du stellst eine Frage, Dad«, sagte

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