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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Vorlesungen gehalten. Darüber hinaus war Bingham über alle Maßen begütert. Seine Familie hatte, wie es hieß, im späten achtzehnten Jahrhundert mit Sklavenhandel ein Vermögen gemacht, das er zu einem gewaltigen Teil darauf verwendete, einen Preis auszurufen, durch den seine wohltätige Arbeit nach seinem Tode fortgeführt werden konnte.
    Kennedys Drink wurde serviert. Er nahm ihn vom Tablett und bestellte sich sofort den nächsten. Connie wartete einen Augenblick und gab ihm Gelegenheit, sich dankbar die Hälfte des eiskalten Gins in den Mund zu kippen, bevor sie fortfuhr.
    Der Deal sah offenbar folgendermaßen aus: Der Preis wurde alle fünf Jahre an »einen Schriftsteller von außerordentlichem und vielgerühmtem Ruf, einen der hervorragendsten Köpfe seiner Zunft« verliehen. Vom Preisträger wurde erwartet, dass er ein akademisches Jahr, von September bis Mai, an der Universität verbrachte, um dort den Studierenden »jeden Aspekt der Literatur, aber schwerpunktmäßig sein eigenes Werk« zu lehren und durch seinen Aufenthalt »das Universitätsleben zu bereichern«.
    Kennedys Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Nun, das war nicht ganz richtig. Genau genommen hatte er von Anfang an finster dreingeblickt. Treffender ausgedrückt konnte man sagen, dass sich sein Gesicht noch um ein Mehrfaches verfinsterte.
    Connie beobachtete ihn, kaum überrascht, dass er so lange gebraucht hatte, um eins und eins zusammenzuzählen. Das Leben anderer Menschen war für Kennedy ein rotes Tuch.
    »Warte mal. Deeping?«, sagte er. »Das … ist das nicht die Uni, an der Millie …?«
    Connie nickte. »Ja, was für ein Zufall, nicht wahr?«
    »Fuck!«
    Von den Preisträgern wurde zudem erwartet, dass sie Seminare abhielten, die Arbeiten der Studenten lasen und anschließend einer kritischen Betrachtung unterzogen. Die Universität arrangierte und finanzierte die Reise sowie eine angemessene Unterkunft. Im Gegenzug erhielt der Preisträger ein Honorar von fünfhunderttausend Pfund.
    Steuerfrei.
    Braden schüttelte befremdet den Kopf.
    Kennedy leerte seinen Martini und spürte einen unangenehmen Druck auf der Blase. »Lass mich mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Diese Typen wollen mir eine halbe Million Pfund geben, damit ich ins grottenöde Warwickshire ziehe?« Kennedy war ein paarmal dort gewesen, wenn er auf seinen Trips nach London seine Tochter besucht hatte. Die Fahrt über die M40 nach Norden dauerte, soweit er sich erinnerte, volle zwei Stunden. Gewöhnlich setzte er bei seinen Besuchen in der britischen Hauptstadt allerdings keinen Fuß über die Grenzen von W1. »Ich soll ein ganzes Jahr auf demselben Campus wie meine Exfrau verbringen, um dort einen Haufen Kretins« – Kennedys Stimme klang nun derart angeekelt, als würde er über Kindesmissbrauch reden – »in Kreativem Schreiben zu unterrichten?«
    »Aber ja, Darling«, sagte Connie. »Das fasst es ganz gut zusammen.« Müde, wie sie war, kicherte und gähnte sie zugleich. Nachdem sie gestern Abend im Hotel angekommen war und wegen des Jetlags nicht schlafen konnte, hatte sie sich hier draußen an die Patio-Bar gesetzt, wo sich aus einem Schlummertrunk ein nettes Schwätzchen mit einem Produzenten entwickelte, das zu einem weiteren Schlummertrunk in ihrem Zimmer geführt hatte, der wiederum in eine ziemlich sportive Runde Sex ausartete, die erst ihr Ende fand, als Connie den Kerl kurz vor Morgengrauen hinauswarf. Ein wirklich hübscher, junger Spund war das gewesen. »Ich gebe zu, das hört sich erst mal ein wenig merkwürdig an.«
    »Merkwürdig? Das ist völlig … hirnrissig «, ächzte Kennedy. »Ich will ja nicht undankbar klingen, aber das kommt gar nicht in die Tüte. Ich habe hier alle Hände voll zu tun. Wir befinden uns mit mindestens wie vielen Filmen in Vorproduktion, Braden? Drei? Vier? Dazu kommen eine ganze Reihe anderer Projekte im Entwicklungs…«
    »Vermutlich«, schnitt ihm Braden das Wort ab, »kann ich einen Großteil davon absagen. Scott dürfte natürlich ein Problem sein, aber …«
    »Einen Moment.« Kennedy nahm seinen zweiten Martini vom Tablett. Connie bestellte ein weiteres Glas Wein. »Einen verdammten Moment, bitte: Ihr wollt ernsthaft , dass ich das mache?«
    Braden seufzte. »Kennedy, hörst du mir nicht richtig zu. Wenn wir dem Finanzamt nicht bis Ende des Jahres eine Million Dollar zahlen, werden sie dir das letzte Hemd vom Leib reißen. Dieser verdammte Preis bringt dir eine halbe Million Sterling . Am Devisenmarkt

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