Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Kerl hier, dieser maßgeschneiderte Hundsfott, hatte sich auf einer Drehschlussparty bereitwillig an einem kokainbefeuerten Cunnilingus beteiligt, praktiziert an einem Skriptgirl und kaum dreißig Meter von der Stelle entfernt, wo ihr Freund gerade ein Schwätzchen mit dem Regisseur hielt. Ah, der dunkelgraue Drecksack mit den Nadelstreifen da hinten, der hatte bei einer Prügelei auf dem Bürgersteig vor dem Plaza Hotel in New York mitgemischt, nachdem irgendein Kritiker im Anschluss an eine Award-Zeremonie über Kennedys angeblich unverdiente Auszeichnung gewitzelt hatte. Was Kennedy auf der Stelle damit quittierte, diesem Arsch die Faust aufs Auge zu drücken, wobei die Zigarette zwischen seinen Fingern im Gesicht seines Kontrahenten ein hübsches Feuerwerk abgefackelt hatte, bevor Nadelstiche glühender Asche auf Kennedys Brust herabgeregnet waren. Ein winziges Brandloch rechts vom Revers erinnerte noch heute an den Vorfall. Und dort unten, was war das? Aber natürlich, der einknöpfige, marineblaue Lesley & Roberts. Stets zu Diensten. An jenem lange zurückliegenden Abend, auf einer Party in Connies Haus, hatte er anstandslos Gewehr bei Fuß gestanden, als Kennedy mit dieser Pressetussi im Schlepptau losgezogen war, um neue Zigaretten zu besorgen. Millie hatte ihm noch nachgerufen, er möge ihr doch bitte Schmerztabletten mitbringen. Von der Gegenwart des Lesley & Roberts in den Büschen des Clapham Common Park, wo Kennedy sich über die Pressetussi hergemacht hatte, zeugte eine kaum sichtbare Naht in Kniehöhe. Dort, wo ihm ein Zweig die Hose aufgerissen hatte. Die winzigen Flecken, die Brandlöcher, die Tränen und Reparaturen. Allesamt nicht zu leugnen. Allesamt eindeutige Beweise.
    Oh ja, sie waren ausnahmslos schuldig.
    Seine Hand verharrte auf der Kleiderstange und zog den perfekten Partner hervor. Den zweiknöpfigen Paul Smith mit dem schmalen Revers. Der schwarze Anzug hatte viele Vorteile: Er machte eine schlanke Figur, eignete sich zu unterschiedlichsten Anlässen, und vor allem absorbierte seine schwarze Seele so ziemlich jede Sünde. Kennedy hatte ihn mit einem dunkelgrauen Hemd und schwarzer Krawatte kombiniert, sein Glas – in dem sich ein guter Viertelliter Rum-Cola befand – in einem Zug geleert und war nach unten geeilt, wo bereits die Limousine wartete, um ihn zum Chateau zu bringen. In letzter Minute hatte er noch daran gedacht, sich den Gedichtband von Saskia Kram in die Tasche zu stecken.
    Jenes Buch, das nun unbeachtet auf dem Stuhl neben ihm lag, während er immer wieder nervös ein Bein über das andere schlug. Es war eine ereignisreiche Fahrt in die Stadt gewesen. Statt im Chateau die Gelegenheit zu nutzen und sich zu erleichtern, hatte Kennedy sich für einen dritten Martini und einen kurzen Plausch mit einer attraktiven Brünetten entschieden. Da er sein Wasser schon beim Besteigen des Wagens nur noch mit Mühe halten konnte, hatte seine Blase auf dem Weg nach Downtown irgendwann Alarmstufe Rot ausgerufen. Er hatte den Fahrer angewiesen, auf dem Parkplatz eines Burger King zu halten, und im Imbiss von einem Bein aufs andere tretend darauf gewartet, dass endlich die Toilette frei wurde. Zehn Minuten später, als er allmählich befürchtete, im Inneren der Toilettenkabine würde sich eine wandelnde Monsterblase um den Verstand pissen, hatte er einen der Angestellten gerufen. »Kaputt«, teilte der ihm bloß lakonisch mit.
    »Wie bitte?«, fragte Kennedy.
    »Is kaputt«, wiederholte der schwarze Junge, dem Lider und Hose auf Halbmast hingen.
    Lauthals fluchend war Kennedy zurück zum Wagen gerannt.
    Jetzt, in der Bruthitze des Buchladens, fühlte sich seine Blase wie ein Football an, den jemand mit Wasser vollgepumpt hatte, bis er auf die doppelte Größe angeschwollen war – die Größe eines Basketballs, eines Medizinballs, eines pochenden Hüpfballs.
    »Hallo, Saskia«, sagte Kennedy, kletterte über das Absperrseil und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Kennedy! Du hast es tatsächlich geschafft! Vielen Dank, dass du das für mich tust.« Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand und umarmte ihn. Der leichte Druck gegen seinen Unterleib ließ ihn sich fast in die Hose pinkeln. Sie war schlank. Diese perfekten weißen Zähne, die blonden Locken. Sie duftete nach Strand, nach Brandung und Sandelholz. Ihm fiel wieder ein, dass sie am Point Dume draußen in Malibu wohnte. »Das sind Janet und Willow, die Veranstalterinnen.« Saskia deutete auf die beiden Dampfwalzen, die Kennedy bereits

Weitere Kostenlose Bücher