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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Penguin-Angestellten einen Blowjob bekommen habe. Ein halbes Stündchen haben wir ja noch. Und wisst ihr was? Jedes Mal, wenn ich einen BH öffne und mir ein neues Paar fremder Brüste entgegenpurzelt, fühle ich mich unsterblich. Das ist, als schriebe man einen Roman. Als küsse man das Gesicht eines Gottes. Was macht Nippel nur so unwiderstehlich? Diese Vielfalt, diese unglaubliche Vielfalt, braun, rosa, klein, groß, das ist einfach irre. Wo soll das noch hinführen? Es gibt auf dieser Welt so viele Titten, die ich nie berühren werde, dass ich mir am liebsten die Rübe wegpusten würde.«
    Aufrichtigkeit hätte so geklungen: »Ich ficke nun mal für mein Leben gern, und sie lässt mich einfach nicht oft genug ran.« Damit wäre alles gesagt gewesen, dort in diesem tristen Zimmer mit der begriffsstutzigen Therapeutin und der weinenden Ehefrau.
    »Und was genau ist es, Kennedy, was du erwartest?«, hatte die Therapeutin ihn gefragt, nachdem Millie ihren eigenen tränenreichen und mit Wörtern wie »Aufrichtigkeit« und »Wahrheit« gespickten Monolog zum Thema beendet hatte. Was war es, was Männer wollten? Die Antwort darauf wäre ein paar Stöße Papier wert, dachte er.
    Alles, wonach Kennedy verlangte und jemals verlangt hatte, war, jederzeit tun und lassen zu können, was er wollte. Und zwar in einer restlos konsequenzfreien Umgebung. War das denn wirklich zu viel verlangt?
    Schließlich setzte sich die Schlange in Bewegung, und bald darauf wurde er respektvoll ins sanfte bläuliche Licht der ersten Klasse geleitet.

fünfundzwanzig
    Während Kennedy einen kurzen Blick über die Schulter warf, um sich daran zu erfreuen, wie dem nächsten Fluggast der Weg in die neonbeleuchtete Höllenröhre der Economy Class gewiesen wurde, akzeptierte er großmütig ein Glas perlenden Champagners und sank in den sofabreiten Sitz. Er sah sich um. Verschaffte sich einen ersten Eindruck von seinen Mitreisenden hier im aufgeblähten Oberdeck des Jumbos, in der Kuppel dieses fliegenden Doms. Von diesen glücklichen Gewinnern, denen das Leben lauter Siebenen, Trümpfe und Royal Flushs zugespielt hatte.
    Ein rotgesichtiger Tycoon mittleren Alters auf der anderen Seite des Gangs scrollte mit feindseligem Blick durch sein BlackBerry, der neue Grisham lag unbeachtet auf seinem Schoß. Schräg gegenüber sprach ein junger Bursche leise in sein Handy. Er trug einen Kapuzenpulli und war höchstens fünfundzwanzig. Ein Phänomen, dem man heutzutage immer häufiger begegnete: milchgesichtige Internet-Titanen. Gerade mal zwei Jahre aus der Uni raus, verschanzten sie sich schon in der ersten Klasse. Dann sah er das reiche Pärchen ganz vorn in der ersten Reihe. Die beiden waren schlimmer als alle anderen zusammen. Plaudernd standen sie im Gang, hielten Händchen und kicherten in ihre Drinks hinein. Ihre Eheringe glitzerten um die Wette. Die beiden sahen aus wie Mitte vierzig, waren also etwa in Kennedys Alter, und schienen schnurstracks einer Ralph-Lauren-Werbung entsprungen. Sie platzten regelrecht vor Gesundheit, Geld und Liebe. Glucksend schmiegte sie ihren Kopf in seine Kaschmir-Armbeuge, während er ihr übers Haar strich. Dabei sah er sich in der Kabine um, bemerkte Kennedys Blick und prostete ihm lächelnd zu. Kennedy erwiderte die Geste, nicht ohne diesem Arsch die Pest an den Hals zu wünschen.
    Diese Kerle. Wie stellten diese Supermänner das an? Wie hielten sie das durch? Zwanzig oder dreißig Jahre mit derselben Frau verheiratet zu sein, im selben Haus zu leben. Er dachte an die letzten zwanzig Jahre, ein verschwommenes Chaos aus materiellen Anschaffungen und Sex, aus gepackten Kisten, Umzugshelfern und Postleitzahlen, aus gegen sein Gesicht gepressten Armen, Beinen, Ärschen und Schamlippen. Aus Hotelzimmern und Wohnungen, in denen Frauen, an deren Namen er sich nicht mehr erinnerte, seinen Namen gekreischt hatten. Schon klar: Er hatte inzwischen begriffen, dass einen niemand dazu zwang, alle sieben Jahre loszuziehen, um sich eine Frau zu angeln, die einen eigentlich hasste, und ihr ein beschissenes Haus zu kaufen . Aber selbst wenn – wie machten diese Typen das? Hatte sich ihnen etwa nie die Gelegenheit geboten? Hatte etwa nie irgendeine Sandra während der Weihnachtsparty im Büro ihre Krawatte zum Kopierer runtergezogen, oder was die Leute auf solchen Veranstaltungen eben so taten? Hatte diese Typen etwa auf noch keiner Konferenz eine Rothaarige an der Hotelbar nach ihrer Zimmernummer gefragt? Und das Mädchen in der Kneipe,

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