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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Verhältnisse, speziell was die jüngeren Studenten betrifft, möglicherweise …« Der Dekan war jetzt kurz davor, seinen Kaffeelöffel zu verbiegen.
    »Professor Lyons …«
    »Sie dürfen gerne Dominic zu mir sagen.«
    »Dominic, was das betrifft, gibt es nichts zu befürchten. Ich habe eine Tochter, die nicht viel jünger als einige dieser Mädchen ist.«
    »Selbstverständlich. Das ist natürlich richtig. Es tut mir leid, dieses Thema überhaupt angesprochen zu haben. Ich hatte nur das Gefühl, ich sollte … Sie wissen schon.«
    Es klopfte, und die Sekretärin des Dekans erschien im Türrahmen. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber Dr. Drummond wartet draußen. Sie sagten …«
    »Ah ja. Dr. Drummond ist der Leiter des Fachbereichs Englische Literatur. Ich dachte, Sie beide sollten sich vielleicht kennenlernen, da Sie ja streng genommen in seinem Ressort tätig sein werden.«
    »Wir haben uns bereits am Wochenende kennengelernt. Im Pub. Millie hat uns einander vorgestellt.«
    »Millie? Ach ja, Dr. Dyer! Ihre Exfrau. Selbstverständlich. Ich glaube, Dennis hat auch ein paar Romane geschrieben. Er spielt wohl nicht ganz in Ihrer Liga, aber man hat mir gesagt, seine Sachen seien recht … ähm … interessant.« Prof. Lyons stand auf. »Dennis. Kommen Sie doch herein. Wie ich gehört habe, sind Sie einander bereits begegnet?«
    Kennedy reichte Drummond lächelnd die Hand. »Das sind wir allerdings. Hallo. Schön, Sie wiederzusehen.«
    »Kennedy.«
    »Setzen Sie sich doch, Dennis.« Der Dekan wies auf einen hölzernen Stuhl, der etwas abseits stand. »Kaffee?«
    »Nein danke.« Drummonds Blick fiel auf den kleinen Esstisch mit den schmutzigen Tellern und der leeren Dekantierkaraffe. Unnötig zu erwähnen, dass er in seinen sieben Jahren hier an der Universität noch nie zum Lunch im Büro des Dekans eingeladen worden war. »Ich habe noch einen Haufen Arbeit zu erledigen. Apropos, Kennedy. Ich hatte eigentlich gehofft, von Ihnen bereits …«
    »Ich muss sagen, Dennis«, schnitt ihm Kennedy das Wort ab, »dass ich Die Kreisverteidigung sehr genossen habe.«
    Das hatte den angestrebten Effekt, Drummond zum Schweigen zu bringen. Wann hatte er solch hehre Worte zuletzt gehört? Vor etwa zwanzig Jahren? Von dieser Frau, die damals ihr Buch signiert haben wollte? Die, die 1994 bei seinem Vortrag während des Literaturfestivals in Barford fünfzig Prozent des Publikums ausgemacht hatte? Diejenige, die ihn – wie sich später herausstellte – mit jemand anderem verwechselt hatte?
    »Wirklich starker Roman«, fuhr Kennedy fort, »hat mich schwer begeistert.« Zu sagen, das Buch habe ihn »schwer begeistert«, war womöglich etwas zu dick aufgetragen. Ausgehend von den wenigen Informationsbrocken, die Kennedy am Abend zuvor auf Google über den Roman sammeln konnte, beschlich ihn eher der Verdacht, dass ihm das Buch alles andere als gefallen würde, wäre er jemals genötigt, Die Kreisverteidigung wirklich zu lesen – etwa weil ein Einbrecher ihn dazu zwang, indem er damit drohte, ansonsten Kennedys engste Familie vor seinen Augen zu foltern und zu vergewaltigen. Im Grunde genommen also eine Szene wie im letzten Drittel von Kap der Angst , in der Kennedy mit einem psychotischen Drummond-Fan, einer Art lesewütigem Max Cady, konfrontiert wäre. Er nahm an, dass er selbst unter diesen Umständen für die Reize des Buchs nicht allzu empfänglich wäre. Dass ihn womöglich eher eine gewaltige Wut packen würde. Aber solche Wichser wie Drummond zu verarschen hatte ihm schon immer ein besonderes Vergnügen bereitet. Wenn sich Schriftsteller trafen … wie lautete doch gleich das Zitat? »Auf dem Weg nach oben sieht der Aspirant literarische Berühmtheit als einen Ozeanriesen, auf dem ihn in der ersten Klasse ein Champagnerempfang erwartet. Einmal angekommen, stößt er stattdessen auf eine Art Floß der Medusa, übersät mit knurrenden Skeletten.«
    »Ich … nun ja. Danke sehr. Ihre Werke sind natürlich …«
    »Ach, lassen Sie nur.« Kennedy würgte Drummonds zweifellos heuchlerisches und bigottes Kompliment im Ansatz ab. »Und woran arbeiten Sie derzeit?«
    »Tja, bei meinem Unterrichtspensum ist das alles nicht so einfach. Aber ich habe bereits mit einem neuen Roman begonnen.«
    »Großartig.«
    »Ja. Na ja, noch sind es bloß Skizzen. Eine erste Gliederung. Aber was das Unterrichten betrifft, da wollte ich Sie …«
    »Ach, wie kurios. Ich spare mir das ja immer.«
    »Sie machen keine … Gliederung? « Drummond

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