Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
bist immer noch eine verdammt gut aussehende Frau, Millie. Wenn auch eindeutig sexuell frustriert.«
    »Und du« – sie lutschte an ihrer Zitronenschale, bevor sie ruhig und freundlich fortfuhr – »bist ein chronisch untreuer, selbstverliebter Fantast mit Aggressionsbewältigungsproblemen, der zeit seines erwachsenen Lebens gegen die Panik vor einer verdrängten homosexuellen Neigung ankämpft.«
    »Sicher, allerdings macht mich das zu einem ziemlich guten Schriftsteller«, erwiderte Kennedy, kippte den letzten Schluck Whisky runter und ergriff ihre Gläser. »Ich besorg uns mal ein paar Speisekarten. Möchtest du noch was trinken?«
    »Ich muss noch fahren.«
    »Scheiß drauf, wir sind auf dem Land.« Er stand auf, und sein Blick fiel durch den Türrahmen auf einen kleinen Fernseher in der Lounge. Offenbar lief gerade ein Rugby-Spiel. Sah aus wie Wales gegen England. Ein übles Gedränge an der walisischen Zehn-Yard-Linie. Na macht schon, ihr Taffys, raus mit diesen kolonialistischen Drecksäcken. »Mum?« Er hörte Robins Stimme in seinem Rücken. »Kann ich nach dem Essen mit rüber zu Clarissa gehen?«
    Als Kennedy sich zu ihr umdrehte, sagte Robin: »Clarissa, das ist mein Vater.«
    »Hallo, Clarissa.« Er reichte ihr die Hand.
    »Hallo! Wow, Sie hier. Wie cool ist das denn?«
    »Du meinst, wie cool es von mir ist, hierherzukommen – auf einer Skala von eins bis zehn?«
    »Mein Freund Donnie«, redete Clarissa unbeirrt weiter und schüttelte ihm so mädchenhaft schüchtern die Hand, dass er fast befürchtete, sie zu zerquetschen, »hat buchstäblich alle Bücher von Ihnen gelesen.«
    »›Buchstäblich‹ im Gegensatz zu ›bildlich‹?«
    Jetzt wirkte das Mädchen doch etwas verwirrt. Robin seufzte.
    »Ich meine, hat er …«
    »O Mann, halt die Klappe, Kennedy«, unterbrach ihn Millie und sagte dann zu Robin: »Na klar.«
    Zufrieden mit seinem erzieherischen Beitrag, wandte sich Kennedy wieder dem Fernseher zu. Nein, nein, ihr Vollidioten, lasst die Wichser nicht durch. Hinter ihm hörte er Millie sagen: »Oh, hallo, Dennis, Karen.« Schlagt den Ball raus. Schlagt das Scheißteil doch einfach raus …
    »Kennedy?«
    So ist’s richtig, und jetzt los. Nicht …
    »Kennedy!«
    Er drehte sich um. »Was?«
    »Das sind Dennis und Karen.«
    Sie reichten einander die Hände.
    Ein dürrer, hakennasiger Mann in Barbour-Jacke, Brogues und Schiebermütze. Das volle Programm – ein Outfit, das nach Kennedys Erfahrung nur West-Londoner spazieren trugen und das mit »Pub-Besuch auf dem Land« angemessen betitelt wäre. Vermutlich ist der Kerl auch noch kahl, dachte Kennedy angesichts der grauen Stoppeln, die am Hinterkopf unter der Mütze verschwanden. »Hallo. Schön, Sie kennenzulernen.«
    Drummond musterte Kennedy unauffällig und befand ihn für größer und insgesamt kräftiger, als es die Fotos vermuten ließen.
    Kennedy wiederum unterzog Karen einer eingehenden Betrachtung. Annehmbarer Vorbau. Nettes Lächeln.
    »Ebenso«, sagte Drummond. »Soweit ich weiß, werden wir uns morgen sehen.«
    »Ach, tatsächlich? Kann ich Ihnen was zu trinken bringen, Dennis?«
    »Nein. Danke vielmals. Wir sind gerade auf dem Sprung. Ich hoffe …«
    Das vor dem Fernseher versammelte Grüppchen begann zu stöhnen und zu schimpfen. Kennedy drehte sich um. Die verdammten Engländer hatten es tatsächlich über die Linie geschafft. So eine Scheiße, jetzt aber los! Drummond redete weiter auf ihn ein.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich hoffe, dass es Ihnen so weit gut geht. Nach all der Aufregung während des Fluges.«
    Über die Schulter des Kerls sah Kennedy, dass Millie mit Drummonds Frau und Robin mit dessen Tochter redete.
    »O ja. Bestens. War bloß ein kleines Missverständnis.«
    Ein Aufschrei ertönte. Kennedy wirbelte herum, um mit anzusehen, wie der Gedrängehalbspieler der Engländer den Ball vom Rasen abschlug und im Triumph die Arme in die Höhe reckte. Mistkerl. In seinem Rücken hörte er wieder Drummonds Stimme.
    »Wie ich sehe, sind Sie Rugby-Fan.« Es war offensichtlich, dass Drummond an Sport nicht das geringste Interesse hatte, was ihn in Kennedys Augen zu einem Scheintoten degradierte.
    »O ja. Liegt bei uns Iren im Blut.« Er wandte sich erneut dem Fernseher zu, um einen Blick auf den Spielstand zu werfen – 28:12. Noch fünf Minuten zu spielen. Die Sache war gelaufen. Kennedy drehte sich wieder Drummond zu. »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er und bahnte sich seinen Weg durch das Gewühl.
    Draußen

Weitere Kostenlose Bücher