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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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ihm. Drummond drehte sich um und sah im Türrahmen zwei weitere Männer, die mehrere Kisten mit der Aufschrift » MAJESTIC WINE « trugen. Die Kisten waren so schwer, dass die Männer ganz offensichtlich Schwierigkeiten hatten, sie überhaupt hochzuheben.
    »Sehr gut. Wirklich klasse, Jungs«, sagte Kennedy erfreut. »Bitte nach dahinten zu dem kleinen Kühlschrank.«
    Als die Männer an ihnen vorbeigingen, griff Kennedy in eine der Kisten und zog eine Flasche Four Roses Bourbon heraus. »Drink gefällig?«
    »Dieser Raum«, setzte Drummond erneut an, sichtlich bemüht, die Fassung zurückzugewinnen, »wurde drei Doktoranden zugeteilt, die mit Semesterbeginn hier anfangen werden.«
    »Aber natürlich, Dennis. Es ist alles geklärt. Angela hat mit dem Büro des Dekans gesprochen. Zwei Ihrer Jungs kommen in das kleine Zimmer, das Sie sich gerade angesehen haben, und einer wird nach oben verfrachtet. Die drei haben schließlich gerade erst ihr Diplom gemacht. Die werden sich freuen wie die Schneekönige, dass sie überhaupt eigene Räume haben. Wenn man dagegen erst einmal in unserem Alter ist, dann bedeuten einem die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens schon etwas mehr. Nächsten Mai, wenn ich Sie verlasse, können Ihre Doktoranden wieder hier einziehen. Wäre doch wirklich schade gewesen, so viel Platz ein ganzes Semester lang mehr oder weniger ungenutzt zu lassen, finden Sie nicht auch? Also, wo stecken wohl die Zitronen?«
    »Diese … die Möbel.« Drummonds rechtes Augenlid schien zu flattern, als er mit gesenkter Stimme an Kennedy herantrat. »Das hier ist mein Institut. Wie können Sie es wagen, hinter meinem Rücken zum Dekan zu gehen und Arrangements zu treffen, die sich direkt auf die Ressourcen und die Verwaltung meines …«
    »Oh, ich komme natürlich für das alles hier persönlich auf.« Kennedy gestikulierte in Richtung der Möbel und der Arbeiter, zu denen schon wieder neue dazugekommen waren, die diesmal eine Chaiselongue transportierten. »Na ja, um die Einkäufe selbst hat sich meine Agentin Connie gekümmert. Wenn ich gehe, vermache ich natürlich alles der Universität. Keine schlechte Bude, die Ihre Doktoranden dann beziehen können, nicht wahr?« Er tätschelte Drummond gönnerhaft den Arm. »So. Ich mach uns jetzt mal ein paar Whisky Sour. Das werden Sie mir doch sicher nicht ausschlagen …«
    »Wo soll der denn hin?« Zwei weitere Männer standen im Raum. Jeder von ihnen hielt das Ende eines riesigen Pappkartons mit der Aufschrift »Panasonic, 47 Zoll, 3D-Ready«.
    »Ich denke, hier an die Wand zwischen den Fenstern«, sagte Kennedy. »Was meinen Sie, Drummond? Ja, ich schätze, da passt er gut hin. Dann mal los … haut rein, Jungs.«
    Drummond machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Während er das Siegel der Whiskyflasche aufbrach, wandte sich Kennedy wieder dem vollgepackten Raum zu und erhob die Stimme, um das emsige Treiben zu übertönen: »Leute, wir brauchen den Cocktailshaker, die Zitronen und den Rohrzuckersirup. Jetzt helft doch mal mit …«

dreiunddreißig
    Semesterbeginn war in der zweiten Oktoberwoche. Die Studenten trafen ein, als die ersten Blätter fielen. Sie fluteten über den Campus, füllten die Bars, die Mensa und die Bibliotheken. Erstsemester wurden von ihren Eltern vor den Wohnheimen abgesetzt, luden ihre spärlichen Besitztümer aus Minivan- und Kombi-Kofferräumen: Computer, Stereoanlagen, Kisten mit Büchern und Geschirr.
    Kennedy sah ihnen aus dem Fenster zu, während gerade seine erste Seminargruppe hinter ihm Platz nahm. Er fühlte sich dabei an seine Mutter erinnert – wie sie auf der herbstlichen University Avenue schluchzend im Wind gestanden und sein Dad die letzten von Kennedys Habseligkeiten auf den Bürgersteig gehievt hatte. Gleich danach waren seine Eltern die ganze Strecke bis nach Holyhead zurückgefahren, wo sie in einem billigen Hotel übernachtet hatten, um am nächsten Morgen die erste Fähre zurück nach Hause zu nehmen. Seine Mutter hatte dabei die ganze Zeit über geweint, wie sein Vater ihm später erzählt hatte. »Um Gottes willen. Man könnte ja denken, er wäre ans andere Ende der Welt gezogen«, hatte er sich bemüht, seine Frau zu beruhigen. Geraldine, die gerade sechzehn geworden war, sollte auf Patrick und das Haus aufpassen. Eine Entscheidung mit – wie konnte es anders sein – katastrophalen Folgen: zuallererst natürlich die Party an sich, dann das eingeschlagene Fenster zur Straße und die aus den Angeln gehobene

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