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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Wo Sie herkommen, und warum Sie diesen Kurs belegen wollen.«
    »Warum ich … was?«
    »Na, Sie wissen schon. Was Ihr, ähm, Antrieb ist, Schriftsteller zu werden?«
    »O Gott. Na gut. Äh, ich schätze …« Während der Kerl darüber schwadronierte, wie er seine Liebe zur Literatur entdeckt hatte, nutzte Kennedy die Gelegenheit, um die restlichen Anwesenden unauffällig zu mustern.
    Vor ihm saßen sieben Studenten, vier Jungs und drei Mädchen. Offenbar hätte er sein Auswahlverfahren doch ein wenig besser durchdenken sollen. Neben Tim, der gerade sprach, gab es noch ein weiteres aknegeplagtes Muttersöhnchen, das Kennedy anstarrte, als sei er der brennende Dornbusch, sowie ein älteres Semester – nach Kennedys Schätzung locker Mitte dreißig –, dessen verschränkte Arme lauthals »Beeindrucke mich!« forderten. Unter den weiblichen Teilnehmern war ebenfalls eine Studentin im fortgeschrittenen Alter, ungefähr sein eigener Jahrgang, mit wildem Haarschopf und ausladendem Hintern, der in ausreichend Jeansstoff gewickelt war, um damit ein ganzes Zimmer zu tapezieren. Außerdem ein streberhaft wirkendes Mädchen um die zwanzig, das sich bereits wie wild Notizen machte, und schließlich, ganz hinten … na, hallo.
    Ihrem Aussehen nach war sie Anfang zwanzig, sie hatte schulterlanges rotes Haar und kaum Make-up aufgetragen – abgesehen von ein klein wenig Rot auf ihren Lippen. Und was das für Lippen waren: Spitzenmaterial, voll und glänzend. Umspielt von der leisen Andeutung eines Lächelns, während sie Ted, Tom, Tim – oder wie immer der Typ noch mal hieß – dabei zuhörte, wie er irgendwas von der »menschlichen Wahrheit« murmelte. Sie trug einen grauen Rollkragenpullover und hatte ein kariertes Tuch über die Schulter gelegt. Doch selbst das vermochte nicht zu verhehlen, dass ihr Körper fast schon absurd wohlproportioniert war: schlank, mit einer winzigen Taille und einem gewaltigen Vorbau. Ein ziemlich kurzer Jeansrock und eine schwarze Strumpfhose komplettierten den Look. Und was darin steckte, war überaus annehmbar. Heilige Scheiße, jetzt schlug sie diese endlos langen Beine auch noch übereinander. Die Krone setzte dem Ganzen aber ihre Brille auf. Eine dicke schwarze Hornbrille, die offenbar hauptsächlich dem Zweck diente, ihre großen, klaren grünen Augen zu betonen. Sie gähnte, streckte sich, und diese unglaublichen Brüste pressten sich gegen die graue Wolle ihres …
    Kennedy registrierte, dass es still geworden war. Tony oder Theo oder wie auch immer hatte aufgehört zu reden, und jetzt blickten ihn alle erwartungsvoll an.
    »Prima. Sehr gut. Vielen Dank, Ted.«
    »Tim.«
    »Richtig, Tim. Entschuldigen Sie. Äh …« Er deutete auf den älteren Studenten neben Tim.
    »Brian.«
    »In Ordnung, Brian. Wie wäre es jetzt mit Ihnen?«
    Brian faselte drauflos, und Kennedy nickte ihm zwischendurch bestätigend zu, wobei es ihm gelang, hin und wieder einen verstohlenen Blick auf die Schönheit zu werfen. Als sie sich bückte, um in ihre Tasche zu greifen, sah er aus dem Augenwinkel, wie ihr Rock ein kleines Stück hochrutschte und … war das wirklich ein Streifen weißer Haut, der da ganz oben an ihrem Schenkel aufblitzte? Am Saum des Rocks? Trug sie etwa …? Fuck.
    Das ist keine Strumpfhose.
    Nach endlosem Geschwafel und dem Vortrag einiger wirklich abartiger Hypothesen, was Literatur zu tun und lassen hatte und wie sie gefälligst zu produzieren und konsumieren sei, war die Reihe endlich an ihr.
    »Und Sie sind?«, fragte Kennedy.
    »Paige Patterson«, antwortete sie und sah ihm dabei direkt in die Augen, während ihre Lippen sich für den doppelten Plosivlaut des Namens verführerisch öffneten. Ihr Lächeln war noch immer eine bloße Andeutung, ganz wie ihr südenglischer Akzent.
    »Ah ja«, sagte Kennedy und überflog seine Liste, »Paige Patterson. Ihr Drehbuch hat den Titel … Knochensammler? «
    Sie nickte.
    »Na, dann schießen Sie mal los.«
    »Warum ich hier bin?«, fragte sie und schob die Brille ein wenig nach oben.
    Kennedy nickte. »Genau, warum sind Sie hier? Und warum haben Sie sich für ein Drehbuch und gegen einen Roman entschieden?«
    »Nun, um ehrlich zu sein: Ich will einfach Kohle machen.«
    Verhaltenes Gelächter. Ihre Kommilitonen drehten sich nach ihr um. Brian, der ältere Student, schüttelte den Kopf.
    »Für einen ambitionierten Schriftsteller«, bemerkte einer der beiden Pickelköpfe, »sollte Geld doch wohl höchstens ein angenehmer Nebeneffekt des

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