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Straight White Male: Roman (German Edition)

Straight White Male: Roman (German Edition)

Titel: Straight White Male: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Augenblick der Boden unter den Füßen weggezogen werden könnte. Dass irgendwann jemand vor seiner Haustür stehen würde, um ihm zu verkünden, dass das Spiel nun endgültig vorbei sei. Was das betraf, unterschieden sich die Ängste seiner Mutter nicht von denen der meisten Autoren.
    Patricks Reaktion auf den verschobenen Besuch war wie üblich etwas harscher ausgefallen: »Sag mal, willst du mich verarschen?«
    Kennedy hatte protestiert – das riesige Budget, Scott Spengler, Julie Teal – und seinem Bruder erklärt, dass er sichergehen wolle, ein paar ungestörte Tage mit ihm und Mum zu haben, nicht bloß einen Nachmittag zwischen Tür und Angel. Er, Patrick, müsse das doch verstehen – diesen immensen Druck im Filmgeschäft, den Stress beim Dreh …
    »Den Druck im Filmgeschäft?«, hatte Patrick leise wiederholt.
    »Es tut mir leid.«
    »Nein, alles toll. Ich drück dir die Daumen. Hoffentlich brichst du unter dem immensen Druck nicht zusammen.«
    »Patrick, es tut mir wirklich leid. Ich komme nächstes Wochenende rüber. Ach, Mist, da kann ich nicht. Ich bin am Sonntag mit Robin zum Lunch verabredet.«
    »Himmel, Kennedy – nächstes Wochenende bist du schon über einen Monat hier.«
    »Das weiß ich auch. Pass auf, ich gehe mit Robin zum Essen und buche einen Flug für den späten Nachmittag oder frühen Abend. Den Montag nehme ich mir frei und bleibe über Nacht.«
    Ein Seufzen. »In Ordnung. Sagen wir einfach, wir sehen uns dann, wenn du so weit bist. Du weißt ja, wo du uns findest.«
    Klick. Ein rares Geräusch. Es geschah nicht oft, dass Patrick einfach auflegte, ohne sich zu verabschieden. Fuck. Er würde ihm was Nettes mitbringen. Eine Uhr. Einen neuen Anzug oder etwas in der Art. Reich an Geld, arm im Herzen.
    Wenn ich nicht zu ihr komme, kann sie nicht gehen.
    »Ach du Scheiße, sehen Sie das?«, rief Keith, als sie auf den ihnen zugewiesenen Parkplatz neben dem Hangar fuhren. Hinter dem Tor – einem Tor, das groß genug für eine Boing 747 war – durchschnitt das Licht gewaltiger Scheinwerfer den über einem hundert Quadratmeter großen Wasserbecken wabernden Trockeneisnebel. »Und das alles nur, weil Sie sich irgendwas aus den Fingern gesaugt haben. Stimmt’s, Chef?«
    »Stimmt, Keith«, erwiderte Kennedy und stieg aus dem Wagen. »Das ist der totale Hirnfick.«
    In seinem Büro in Los Angeles tippte man ein paar Zeilen …
    AUSSEN, OZEAN, NACHT
    Zitternd klammern sich Gillian und Will an ein Stück Treibholz, während Scheinwerfer die nebelverhangene Wasseroberfläche absuchen.
    … und ein Jahr später zerbrachen sich in Südengland Dutzende Tischler und Elektriker die Köpfe über irgendwelchen Blaupausen, während jemand zwei Millionen Liter Wasser in ein gigantisches Becken pumpte.
    Kennedy und Keith gingen auf den Eingang des Hangars zu, als sich ihnen ein weiterer Sicherheitsmann mit ausgebreiteten Armen und einem Walkie-Talkie in der Hand in den Weg stellte. »Sorry«, dieser Typ war Amerikaner, »Zugang nur für Befugte.« Sie zückten ihre laminierten Pässe, und der Mann sprach in sein Funkgerät. »Ja, Kennedy Marr. Der Drehbuchautor … okay? Natürlich. Tut mir leid, Gentlemen. Hier entlang, bitte.« Im Hangar passierten sie zwei weitere Sicherheitskontrollen, und kaum dass Keith sich zum Crew-Catering verdrückt hatte – »Scheiße, Chef, ich bin am Verhungern« –, sah Kennedy auch schon den Produzenten auf sich zukommen: Scott Spengler, seines Zeichens durchgeknallter Schöpfer und Herrscher dieses temporären Universums. Sie umarmten sich im Zentrum des eintausendachthundert Quadratmeter großen Studios, direkt vor einem siebzig Meter breiten Green Screen, der hinter dem Wasserbecken aufragte und auf den in der Postproduktion das Bild eines brennenden Supertankers montiert werden würde. Kennedy hatte die Szene ursprünglich morgens in einem Motelzimmer in Kansas angesiedelt. Jetzt spielte sie aus Gründen der internationalen Finanzierung nachts auf der Ostsee. Hatten sich andere Künstler jemals mit derartigen Problemen herumschlagen müssen? War Papst Sixtus IV. etwa in die Sixtinische Kapelle gekommen, hatte zur Decke geblickt und gesagt: »Das macht doch schon ganz ordentlich was her. Aber gerade ist noch etwas Geld reingekommen. Könntest du den Hintergrund bitte neu malen, sodass er nach Australien aussieht?« Neben dem Wassertank lief Kevin nervös auf und ab. Mit beiden Armen fuchtelnd und wild gestikulierend zog der Penner seine Regisseursnummer ab.
    »Wie läuft

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