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Strandglut 27 Short(s) Stories

Strandglut 27 Short(s) Stories

Titel: Strandglut 27 Short(s) Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Druckverband, kletterte auf den Rücksitz und sagte zum Fahrer: „Das Fahrrad kann einer meiner Kollegen holen. Sie haben es zwar nicht verdient, aber ich lade sie ein auf ein Glas Limonade.“ Der Fahrer grinste Thomas an. Am liebsten hätte Thomas dem Fahrer ins Gesicht geschlagen. Über Krüppel lacht man nicht, aber das konnte er schließlich nicht sagen, wo die Zwergin hinten im Auto saß.
    „Danke, wir nehmen ihre Einladung gern an. Ich heiße übrigens Thomas Behring“, sagte er. Die Zwergin fing an zu lachen. Sie lachte und kicherte und kriegte sich gar nicht mehr ein. Der Fahrer schaute Thomas zweifelnd von der Seite an. Auch Thomas war verwirrt, er konnte sich nicht erklären, was den Heiterkeitsausbruch der Frau verursacht hatte. Sie fuhren die Straße geradeaus, bis sie zu dem Haus kamen, zu dem Thomas sowieso wollte. „Wir sind da, das ist unser Schloss. Hinter den sieben Bergen. Bei den sieben Zwergen.“ Die Tür des ziemlich verfallenen Hauses öffnete sich und ein noch kleinerer Liliputaner kam herausgehumpelt. Er sah die Frau im Wagen und rief: „Schneewittchen, ist Dir etwas passiert?“ „Ja“, sagte Schneewittchen, „mein Prinz ist gekommen. Hilf mir mal.“ Sie ging um den Wagen herum und sagte zum Fahrer: „Nun geben sie mir mal den Rollstuhl, oder dachten Sie, wir wollen hier draußen feiern.“ Der Fahrer schaute auf die kleine Frau und verstand natürlich gar nichts. Er öffnete den Kofferraum und holte den Rollstuhl heraus. „Das mache ich“, sagte Schneewittchen. Sie schob den Rollstuhl vor die geöffnete Beifahrertür. Zu zweit hoben die beiden kleinen Menschen Thomas aus dem Wagen und setzten ihn in den Rollstuhl. Schneewittchens Kopf reichte gerade bis zu den beiden Griffen. „Willkommen zuhause, mein ungläubiger Thomas“, sagte Schneewittchen, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Thomas einen zärtlichen Kuss. Und sie duftete genauso wie in seinen Träumen.

Das Messer

    Fassungslos schaue ich Dr. Buber an. Ich höre ihre Worte, aber sie dringen nicht in meinen Kopf. Denn dort hat sich dieser eine, dieser finale Satz eingenistet, er frisst sich durch meine Gehirnwindungen, verschlingt sie wie ein gieriger Kojote und hinterlässt nichts als blutige Fetzen. Noch vier Monate, vielleicht. Auf Dr. Bubers hoher Stirn leuchtet eine neongrüne
    vier. Wie eine flackernde Leuchtreklame erscheint die vier, wird zu einem Fragezeichen, das wieder eine vier wird. Genialer Effekt, wer hat sich das ausgedacht?
    Ich muss raus aus diesem Zimmer, aus diesem Haus, ich will fliehen, am liebsten aus meinem eigenen Körper. Sie hat mir ein Rezept ausgestellt, das länger ist als das Telefonbuch von Salzgitter. Was soll ich mit diesem Zeug. Was soll denn noch helfen gegen diesen allumfassenden Schmerz, gegen diese Wut, diese Leere, diese Verzweiflung. Wie soll ich weiterleben können, mit diesem Wissen? Mir wird alles genommen, meine Liebe, mein Leben, mein Gott verdammtes, kleines, beschissenes Leben.
    Ich lass mich fortspülen mit dem Strom der Menschen, den die U-Bahn ausgespuckt hat, lass mich treiben, ohne Ziel, denn für mich gibt es kein Ziel mehr. Am besten, ich würde mir eine Pistole besorgen und dem Ganzen ein Ende bereiten. Ein würdiges Ende. Mit einem sauberen kleinen Loch in der hohen Stirn. Oder vielleicht doch lieber ein Messer, mit dem ich dieses Krebsgeschwür herausschneiden kann, das meinem Leben droht, ein Ende zu bereiten. Ja, ein Messer, das ist wirkungsvoller und einfacher zu beschaffen. War da hinten nicht irgendwo ein Zwilling-Geschäft? Entschlossen lenke ich meine Schritte Richtung Messer. Ja, da sind sie, diese funkelnden, blitzenden Dinger.
    "Was kann ich für sie tun?" fragt eine angegraute Verkäuferin.
    "Ich brauche ein Messer. Ein sehr scharfes, langes Messer."
    "Wozu möchten sie dieses Messer verwenden?"
    Warum war die so neugierig?
    "Ich will jemandem den Bauch aufschlitzen", sage ich spaßeshalber.
    "Ach so und ich dachte, sie wollten damit eine Lammkeule filetieren."
    Ich nicke, von mir aus auch Lammkeule. Die Angegraute legt mir verschiedene Versionen von Messern vor. Gerade, gebogene, die wie ein Krummdolch aussehen, spitze und weniger spitze Messer mit Nierostaschneide und Nickelbeschlägen.
    "Ich nehme das krumme", sage ich und zücke meine Kreditkarte.
    Sie wickelt das Messer sorgfältig in Schaumfolie, während ich von einem Bein auf das andere trete. Als ich den Laden verlasse, fühle ich mich so frei, wie ein Vogel, der seine ersten

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