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Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume

Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume

Titel: Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Ridgway
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immer nur rosig zugegangen sein konnte. Aber die beiden waren noch immer zusammen. Er brachte ihr jeden Freitag Blumen mit. Sie verzog nie genervt das Gesicht, wenn er jeden Nachmittag auf dem Saxofon übte. Starr – das Mädchen, das sie einst gewesen war – sah in den beiden den lebenden Beweis für Eheglück und immerwährende Liebe.
    Meg dagegen hatte weder eine Meinung dazu noch eine Erklärung für die gegenseitige Hingabe zueinander. Ihr Verstand konnte beim besten Willen nicht damit aufwarten, und ihr Herz, das vielleicht eine Erklärung gefunden hätte … An der Stelle, wo es einst gesessen hatte, gab es jetzt nur noch eine riesige Leere in ihrer Brust. Müsste sie raten, würde sie sagen: blindes Vertrauen. Aber schon seit Langem trug sie keine Scheuklappen mehr vor den Augen.
    Noch etwas, dem man besser auswich, bevor man ins Grübeln kam. Meg setzte sich in Dads alten Sessel, schloss die Lider und bemühte sich einzuschlafen.

    Das aufgeplatzte Leder knirschte und knisterte, als sie es sich bequem machte. Sie atmete tief und regelmäßig, lauschte auf das nie endenwollende Rauschen der Brandung und hoffte, das monotone Geräusch würde sie irgendwann schläfrig werden lassen.
    Es funktionierte nicht.
    Die Minuten verstrichen.
    Und dann hörte sie ein seltsames Kratzen an der Tür. Das war kein Mensch, eher … ein Hund. Sie rappelte sich aus dem Sessel auf und lächelte, denn sie war ziemlich sicher, dass sie wusste, wer das war. Und richtig, Bitzer stand vor der Tür. Damals, in jenem Sommer vor zehn Jahren, war er auch immer zu ihr gekommen, hatte sich auf die gleiche Art und Weise bemerkbar gemacht.
    Sie schloss die Tür auf und ließ sich vor dem Hund auf die Knie nieder, schlang die Arme um seinen Hals. „Bitz! Erinnerst du dich etwa an mich, du wunderbares Tier?“ Sie barg ihr Gesicht in dem warmen Fell, und Bitzer wedelte mit dem Schwanz und ließ sich die Umarmung gern gefallen.
    Er schien zu lächeln, als er weiter ins Büro hineintappte. Neugierig sah er sich um, steckte die Nase in das angrenzende Bad, schnüffelte an den verschiedenen Dingen auf dem Regal, das dem Schreibtisch gegenüberstand.
    Meg sah ihm zu, und Freude glomm in ihr auf. Etwas aus jenem Sommer hatte also doch überlebt. Bitzer war noch immer genauso neugierig und zufrieden mit sich und seiner Welt wie damals. Sie setzte sich wieder in den Sessel und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf zurück. Das leise Klacken der Hundekrallen auf dem Holzboden schien genau die richtige Hintergrundmusik. Mit dem Hund als Gesellschaft war Schlaf auf einmal möglich.
    Plötzlich stach etwas Spitzes sie in den Arm. Meg riss die Augen auf. „Bitzer?“
    Er hielt eine DVD in der Schnauze und stieß sie damit an, dann legte er ihr die Plastikhülle auf den Schoß.
    „Wo hast du die denn gefunden, hm?“
    Natürlich antwortete er nicht, aber sie konnte sich auch so denken, dass er die DVD auf seinem Erkundungsgang entdeckt hatte, vermutlich in dem großen Reetkorb, in dem Zeitschriften und Filme lagen, die die Gäste sich jederzeit unentgeltlich ausleihen konnten.
    Sie drehte die Plastikhülle in den Händen. Kein Titel. Ihr Vater war leidenschaftlicher Amateur-Filmer, mit anderen Worten, er liebte seine Videokamera fast so sehr wie sein Saxofon. Es musste wohl einer der vielen Sonnenuntergänge sein, die er auf Film gebannt hatte, oder vielleicht Aufnahmen von herumtollenden Seehunden.
    Kurz entschlossen stand sie auf und legte die silberne Scheibe in den Computer ein, und einen Moment später erschien auch schon das erste Bild auf dem Monitor.
    „Bitzer“, hauchte sie, denn es war der Hund, der auf der Jagd nach einer Frisbeescheibe über den Strand rannte und sich übermütig in die Wellen stürzte. Kein einziges graues Härchen gab es in seinem Fell.
    Als die nächste Szene kam, zog Meg ruckartig die Hand von der Tastatur zurück, als hätte sie sich verbrannt. Ein Mädchen und ein Junge schlenderten am Wasser entlang, ohne auf die Kamera zu achten. Peter, schlank und breit lächelnd, der Wind spielte mit seinem langen Haar. Die junge Frau war Meg. Oder die, die Meg einst gewesen war – Starr. Sie hatte den Arm um Peters Hüfte geschlungen und sah zu ihm auf. Auch sie lächelte strahlend.
    Bitzer kam auf die beiden zugerannt, die Frisbeescheibe im Maul. Peter nahm die Scheibe entgegen und warf sie wieder hoch in die Luft. Der Hund sprang ins Wasser, die aufspritzenden Tropfen regneten auf Starr herunter, sie kreischte lachend auf.

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