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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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nicht einmal einer halben Stunde dürften unsere Fußspuren verschwunden sein.
    Können Werwölfe Fährten im Schnee verfolgen? Wenn sie eine Blutspur haben? Ich wette, sie können. Ich fröstelte bei dieser Vorstellung. An die Frage, was der brennende Hund und der Werwolf gesucht hatten, wollte ich erst recht nicht denken.
    Auf die nämlich gäbe es nur eine einzige Antwort, nicht? Und diese Antwort war mir im Bus klargeworden, als ich das kalte Gewicht der Waffe in meiner Tasche spürte und Graves an mir gelehnt hatte, dessen Kopf bei jedem Rumpeln wippte.
    Wie es aussah, hatte sich niemand dem Haus genähert. Anscheinend war die Schießerei nicht bemerkt worden. Bei Schnee übertragen sich Geräusche anders, und das Haus war ziemlich verrammelt gewesen. Ich fragte mich, ob ich inzwischen gefunden worden wäre, hätte der Zombie erreicht, was er eigentlich vorgehabt hatte.
    Na, wenn das kein erheiternder Gedanke war!
    Nach vorn gab es keine Deckung, doch mir war wahrlich nicht danach, hintenherum durch den hohen Schnee zu stapfen. Zum einen konnte ich gut noch warten, ehe ich mir anschaute, was der Zombie mit der Hintertür angestellt hatte, zum anderen wurde Graves sekündlich schwerer. Zwar konnte ich ihn einigermaßen stützen, allerdings dürfte es problematisch werden, wenn ich ihn tragen musste, weil seine Beine endgültig versagten.
    »Komm!«, sagte ich, und das nicht freundlich. Ich zerrte ihn buchstäblich über den Schneehügel am Straßenrand vor unserer Einfahrt. Danach hieß es, durch wadenhohen Schnee stapfen, der jeden Schritt mit seinem pulvrigen, eisigen Gewicht erschwerte. Meine Nase lief, und meine Wangen waren rissig. Meine Finger fühlten sich an wie gefrorene Würste. Graves begann, einen merkwürdigen Kehllaut von sich zu geben, als wäre er drauf und dran, in Ohnmacht zu fallen.
    Verdenken konnte ich es ihm nicht. Ich wettete, dass seine Schulter scheußlich weh tat. Er konnte froh sein, dass er den Arm überhaupt noch ein bisschen gebrauchen konnte. Seine Hand hatte er in die Manteltasche gesteckt, so dass er nicht wie Frankensteins Monster aussah. Die Wunde war blutig und fies gewesen, als ich das letzte Mal unter den Verband geguckt hatte. Das war gewesen, nachdem wir den Bus verlassen hatten. Ein gutes Zeichen war, dass er sich bisher nicht verwandelte; schlecht war, dass er, sollte er jetzt das Bewusstsein verlieren, womöglich nicht wieder zu sich käme.
    Ich wühlte nach den Schlüsseln in meiner Jackentasche. »Werde mir ja nicht ohnmächtig, Soldat!«, zischte ich. Der Riemen meiner Tasche grub sich tief zwischen meine Schulter und meinen Hals, und mit Graves’ unversehrtem Arm auf meinen Schultern kam ich mir vor wie Atlas, der die Welt trägt. Ich war so müde, dass mir sogar die Lider schmerzten. Mein Rücken war vollkommen hinüber, meine Seite brannte bei jedem Atemzug wie Feuer, gleich unterhalb eines richtig üblen Risses.
    Der Schlüssel ließ sich mühelos ins Schloss stecken, aber es kostete mich zwei Anläufe unter reichlich Fluchen, bis ich den Sicherheitsriegel geöffnet hatte. Als ich die Tür aufstieß, schlugen mir Reste von Zombiegestank entgegen, die allerdings gar nicht mehr so schlimm anmuteten, weil wir beide so schrecklich rochen. Dank der zerborstenen Hintertür war das Haus ein bisschen gelüftet worden.
    Graves stolperte. Ich lehnte ihn gegen die Flurwand und schloss die Tür. Dann holte ich meine Waffe hervor und kontrollierte sämtliche Räume, wie Dad es mir eingeschärft hatte. Wo wir auch wohnten, überall blieben wir bei der routinemäßigen Überprüfung aller Zimmer, Nischen und Winkel als Zwei-Mann-Team. Er hatte es mich auch allein machen lassen und dabei meine Zeit gestoppt. In diesem Haus hatte ich es erst vier oder fünf Mal mit Stoppuhr geübt, aber das genügte, wenn man das Prinzip schon seit Jahren beherrschte.
    Das Wohnzimmer war ein gellendes Chaos, doch von dem Zombie war nichts als eine dicke pudrige Ascheschicht auf dem Teppich übrig, nichtssagendes Pulver zwischen zerrissenen Klamotten. Außer dem einen Einschussloch in der Wand, an das ich mich erinnerte, gab es ein zweites weiter unten, das mir vorher nicht aufgefallen war.
    Mit ein bisschen Spachtelmasse und Farbe ist alles so gut wie neu. Ich fröstelte und stieß einen Seufzer aus, der nach einem tonlosen Schluchzen klang. Meine Nase lief, so dass mir klarer Schnodder auf die Lippen tropfte. Ich wischte ihn mit meinem nassen Jackenärmel weg und ging weiter.
    Die Küche war

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