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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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eisig und befremdlich dunkel. Die Hintertür hing in ihren Angeln und war bis auf ein gigantisches Loch in der Mitte unbeschädigt. In der Garage standen Sperrholzplatten. Vielleicht konnte ich ein Stück davon an die Tür nageln und eine Decke darüberhängen. Die überdachte Veranda war kalt, feucht und roch wie ein Kartoffelkeller, und wie durch ein Wunder hatte die verglaste Fliegentür nichts abbekommen. Ich musste kämpfen, um sie gegen den nassen Schnee zu schließen, und suchte nach etwas, womit ich sie sichern konnte. Da ich genau nichts fand, gab ich es auf. Mit ein bisschen Glück wehte sowieso Schnee von draußen dagegen und hielt sie dicht. Außerdem durfte ich sie nicht verbarrikadieren, falls wir schnell aus dem Haus mussten. Und den ersten Stock hatte ich noch nicht kontrolliert.
    Oben war alles so, wie ich es verlassen hatte. Das ganze Haus war still.
    Grabesstille.
    Als ich wieder nach unten kam, hatte Graves die Augen halb geschlossen. »Nettes Häuschen«, murmelte er. Sein Lallen gefiel mir nicht. Noch weniger gefielen mir seine blauen Lippen. Helle Schweiß- und Wassertropfen standen auf seiner inzwischen aschgrauen Haut, und seine Pupillen waren derart geweitet, dass ich so gut wie keine Iris mehr sah, bloß schwarze Löcher.
    Ich verriegelte die Vordertür und brachte Graves nach oben. Stufe für Stufe feuerte ich ihn an mitzumachen, und bis wir oben waren, war ich schweißgebadet. Dann folgte der schwierige Teil: ihn aus den nassen Sachen holen. Ich ignorierte sein mattes Kichern, als ich ihn bis auf die Unterhose auszog. Er stieg in mein Bett, unter die Decken, und nun fielen ihm die Augen ganz zu.
    Ich ließ meine Tasche fallen, zog die Jacke aus und anschließend alles bis auf Sport-BH und Slip. Ich glaubte nicht, dass er an Unterkühlung sterben würde. Er war gebissen worden, und das Fieber half ihm wohl.
    Wobei? Dir die Kehle aufzureißen, wenn er sich verwandelt?
    Ach was, ich dachte wirr! Mir war so kalt, dass ich schon nicht mehr fror, was ein schlechtes Zeichen war. Und ich war müde, so verdammt hundemüde.
    Ich kletterte ins Bett und stapelte die Decken auf uns. Dann nahm ich Graves in die Arme und bibberte. Er war eisig, ich nicht viel wärmer, und er gab wieder diesen schwachen Schmerzenslaut von sich. Erst jetzt begriff ich, dass ich auf seiner Schulter lag, und versuchte, mich anders hinzulegen, so dass ich nicht auf seine Wunde drückte. Sein T-Shirt, das ich zerrissen und zum Verband umfunktioniert hatte, war kalt und klebrig feucht.
    »Was machssu?« Seine Zunge war zu dick für seinen Mund. Ich hoffte inständig, dass er sich nicht verwandelte. Noch fühlte seine Haut sich glatt an.
    Die Werwölfe, die ich bisher gesehen hatte, waren wie üble Schatten im Rückspiegel gewesen oder schlicht wie alles andere, das in Bars herumhing, in denen sich die Echtweltkreaturen tummelten. Mit anderen Worten: total schräg und unheimlich. Falls er sich verwandelte …
    Diesen Gedanken wollte ich nicht einmal zu Ende denken. Meine Glieder, meine Augenlider und sogar mein nasses Haar wurden bleischwer. Sollten wir beide an Unterkühlung draufgehen, waren solche Überlegungen so oder so müßig.
    Graves regte sich und erstarrte wieder. Die Wandlung würde sich mit rauhem Fell und dem Knacken von Knochen ankündigen. Dad hatte mir davon erzählt, wie es klang, wenn ihre Knochen sich verformten, sie knurrten und ihr Fell spross.
    Gott, ich hoffe, das passiert nicht! Zittrig atmete ich aus. »Ich wärme dich.«
    »O Mann!« Mühsam öffnete er die Augen einen Spalt weit. »Du bist kalt.«
    »Und du erst!« Die Waffe lag auf dem Nachtschränkchen. Sollte er sich verwandeln, würde er wahrscheinlich schreien, wenn seine Knochen sich neu formten. Ich hätte also genug Zeit, mich um das Problem zu kümmern.
    Dru, du denkst nicht klar!
    Ja, das wusste ich. Aber ich war nun einmal unsagbar erschöpft.
    Draußen fing der Wind zu heulen an, während drinnen im Zimmer alles still war. Meine Finger und Zehen schmerzten, und meine Haut fühlte sich an, als würden unzählige Nadeln hineingepiekt. Hoffentlich hatten wir keine so schweren Erfrierungen, dass uns Zehen abfaulten. Andererseits konnte es so kalt doch eigentlich nicht sein, wenn es schneite, oder doch?
    Ich konnte nicht denken. In meinem Kopf war nichts als Matsch. Ich hätte Graves aufwärmen und danach sofort die Hintertür vernageln sollen. Wehte die Fliegentür auf, würde es auf die Veranda schneien, und ich musste alles wieder sauber

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