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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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selbstverständlich und ermittelten nicht. Dad hatte früher immer mit August darüber gestritten, ob es eine Verschwörung oder schlicht dem menschlichen Bedürfnis geschuldet wäre, alle Dinge fein säuberlich in Schubladen zu stecken.
    Wie dem auch sei, die Echtwelt und die Behörden waren sich einig, einander lieber nicht begegnen zu wollen. Selbst wenn Cops Schutzwesten trugen und bewaffnet waren, konnte ein Wolf ihnen eine Menge Ärger machen. Und gute Gesetzeshüter zu ersetzen war teuer. Freiberufliche Jäger wie Dad mussten sich mit noch mehr Waffen und Schläue behelfen. Sie mussten ihre Beute verstehen und ihr stets drei Schritte voraus sein.
    Zu schade, dass ich bloß ein Teenager war! Dad war der Kopf der Operation gewesen; ich lief lediglich mit, verriet ihm, wo er die größte Seltsamkeit fand, oder brach ein paar Flüche. Ich meine, ich war eine klasse Helferin, der beste Seltsamkeitsdetektor weit und breit, aber er war der Boss und das Gehirn und derjenige mit den Waffen. Allein war ich nutzloser als nutzlos, und noch dazu musste ich mir um jemand anders Sorgen machen.
    Doch die Lage ist, wie sie ist, um mit Dad zu sprechen. Ich hatte keine andere Wahl, als weiterzumachen. Wenn ich jetzt aufgab, würde ich untergehen – ohne das leiseste Gluckern.
    »Was ist los?«, flüsterte Graves. Er klang wie ein Dreijähriger, der Angst vor der Dunkelheit hatte. »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Mit dem Teufel hat es jedenfalls nichts zu tun«, erwiderte ich flüsternd und prüfte zum fünfzigsten Mal meine Waffe. Hätte ich ein Ersatzmagazin bei mir gehabt, hätte ich es gleich einsetzen können, denn ein volles Magazin ist sicherer als ein halbleeres, sollte etwas passieren.
    Du kannst stolz auf mich sein, Dad. Ich denke wie du. Na ja, ich versuche es zumindest.
    Ich hoffte nur, dass ich lange genug wie er dachte, um uns beide am Leben zu erhalten.
    Graves blinzelte mir zu. »Du hast das erschossen.« Seine Stimme hörte sich wie ein fehlerhafter Motor an. »Und ich dachte, du wolltest auf mich schießen.«
    Was ich sollte. Dad würde es wahrscheinlich tun. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an die Fliesenwand. Endlich tropfte mein Haar nicht mehr. »Ich habe nicht auf dich gezielt.«
    »Was war das überhaupt?« Seine Hand lag auf seiner Schulter, wo der Druckverband unbarmherzig stramm war. »Es hatte Zähne, riesige Zähne und stank.«
    »Das war ein Werwolf.« Eigentlich dürfte ich es ihm nicht sagen. Lieber sollte ich ihm eine Kugel in den Kopf jagen. Dad würde ihn als Unglücksfall abtun, ehe er sich verwandelte. Nach einem Biss hat man zwölf Stunden, manchmal weniger. Das ist eine Tatsache.
    Und ein Wolf, der von einem Jäger wusste, stellte ein Risiko dar. Dad sprach das Wort »Risiko« stets aus, als wäre es etwas Unanständiges.
    »Du kennst dich mit so was aus?« Die Frage endete in einem Quieken.
    Ich bedeutete ihm, still zu sein. Wenn er Lärm machte und die Cops es hörten … Waren sie noch da? Ich sah wieder auf meine Uhr. Acht Uhr achtunddreißig abends oder 2038, wenn man den Militärjargon benutzte. Dreiundfünfzig Minuten waren vergangen, seit ich uns zu diesen Toiletten gebracht hatte. War das genug Zeit für die Cops, um das Chaos wieder zu richten?
    Draußen würde es kälter werden. Ich war zerschunden und groggy. Vorsichtig ging ich an den Kabinen vorbei zu den Waschbecken, wo ich tief Luft holte, bis ganz unten in meine Lunge, und in den Spiegel sah.
    Da war dieser lange frisch verkrustete Riss an meinem Haaransatz, aber wenn ich mein Haar darüberstrich, sähe ich einfach nur nass und dreckig aus. Und wer heute Abend vor die Tür trat, war zwangsläufig nass. Wenn ich uns in die Innenstadt brachte, konnte ich uns vielleicht ein Taxi nehmen – mit einem lebensmüden Fahrer, versteht sich –, das uns drei Straßen von meinem Haus entfernt absetzte. Und hoffen, dass drinnen nichts auf mich wartete.
    Klar. Und ich könnte auch auf den Mond fliegen! Wenn das Wetter so schlecht war, dass sie das Einkaufszentrum vorzeitig schlossen, würden wohl kaum Dutzende Taxen herumfahren. Aber die Leute hier nahmen den Schnee verteufelt ernst. Vielleicht hatten sie schon alles freigeräumt.
    Hinter mir gab es ein Geräusch. Graves schlurfte hinter den Kabinen hervor. »Lass mich nicht hier!« Wenigstens schrie er es nicht, obwohl es ihm selbst so vorgekommen sein mochte, denn seine Stimme klang heiser und belegt.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt. Dad hatte mir wieder und

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