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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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hinausbefördert, aber dann fehlte mir im entscheidenden Moment der Mumm.
    Graves streckte seine Hand nach unten, packte mich beim Kragen und zerrte derart grob an der Jacke, dass der Stoff einriss. Nun, zumindest kam ich auf diese Weise wieder auf die Beine. »Sag mir jetzt sofort, was hier eigentlich los ist, oder ich schwöre dir, dass ich …« Er blickte an mir hinab. »Großer Gott, du läufst aus!«
    Falls er meinte, dass ich schluchzte wie ein Kleinkind, hatte er recht. Ich putzte mir die Nase am Ärmel ab, lachte einmal kurz auf und schluchzte weiter. Tränen kullerten mir über das Gesicht, die ich wütend beiseitewischte. »Verzieh dich! Das Letzte, was ich brauche, ist, dass du alles noch komplizierter machst! Ich bin tot, verdammt! Kapierst du das nicht? Ich bin verdammt tot!«
    Er schüttelte den schmutzigen Schnee aus seinem Haar. »Du bist nicht tot. Du nervst viel zu gewaltig, um tot zu sein! Und jetzt komm! Sie haben den Notarztwagen wegen Bletch gerufen, und du willst bestimmt nicht mehr hier sein, wenn gleich die Hölle losbricht.«
    Mein Gott, wieso kannst du mich nicht endlich in Frieden lassen? Ich war im Begriff, abermals loszubrüllen, da hörte ich von weiter weg Sirenengeheul. Es wirkte wie ein Schwall kaltes Wasser, und mir wurde klar, dass ich laut und hemmungslos heulte, dass ich von braungrauem Schneematsch bedeckt war, zwei unterschiedliche Socken trug, mir alles Erdenkliche weh tat und ich mir seit zwei Tagen die Haare nicht mehr gewaschen hatte. Ich fühlte mich schmierig und krustig, mein Rücken brannte wie Feuer, und das zusätzliche Gewicht in meiner Tasche war mit Sicherheit nicht meine beste Idee gewesen.
    Nein, ich benahm mich absolut idiotisch. Diese Erkenntnis weckte mich jäh aus jener merkwürdigen Benommenheit, in der ich seit Tagen umherwandelte.
    Zitternd holte ich Atem und versuchte, mich ein wenig zu beruhigen, scheiterte kläglichst und ließ Graves widerstandslos meinen Arm nehmen und mich auf dem Gehweg weiterziehen.
    »Wieso kann ich keine normale Freundin haben?«, fragte er die Luft über seinem Kopf. »Da lerne ich endlich ein Mädchen kennen, das ich mag, und das entpuppt sich als total irre. O Mann!«
    »Freundin?«, hustete ich und konnte mich gerade noch bremsen, ehe ich verächtlich schnaubte, denn das wäre nicht schön geworden. Gut gemacht, Dru! Du hast dir heute nicht einmal die Zähne geputzt. Schlampig, sehr schlampig! Am Ende würde ich wahrscheinlich auch noch einen Ausschlag bekommen. Mein Gesicht sähe aus wie eine dreidimensionale Hochgebirgsdarstellung unter Rotlicht. Im Moment glühten meine Wangen allerdings schon so, dass man den Unterschied gar nicht bemerken dürfte.
    Graves warf mir einen Seitenblick zu, und ich glaubte, die Züge zu erkennen, die ihn in wenigen Jahren auszeichnen würden, wenn alles Jungenhafte aus seinem Gesicht und das wilde Haar verschwunden wären. Seine Wangenknochen würden weiter vorstehen, und er wäre einer von diesen teuflisch gutaussehenden Halbasiaten. Schon jetzt hatte er phantastische Haut, die selbst frostgerötet neidisch machen konnte. »Tja, na ja, du weißt schon, was ich meine.«
    Wurde er rot? Ich jedenfalls wurde es, sofern das Gefühl von Lava, die über mein Gesicht und meinen Hals floss, ein verlässlicher Indikator dafür war. Immer noch sah Graves mich an, und ich konnte nicht weggucken.
    Meine Güte, dieser Schwachsinn wollte einfach nicht enden!
    Ich wischte mir nochmals die Nase ab und wünschte, ich hätte ein Taschentuch gehabt. »Ich will keinen …«, begann ich. Ich will keinen Freund. Dazu habe ich keine Zeit, auch wenn du einer von den netteren Jungen bist, die ich je kennengelernt habe. Und …
    Während seine Wangen tomatenrot wurden, was nichts mit der Kälte zu tun hatte, zuckte er mit den Schultern. Die tiefe Röte dehnte sich bei ihm bis zum Hals aus. In dieser Beziehung waren wir also quitt. »Das war ein Scherz, Dru! Gott, entspann dich mal, ja? Jetzt komm!« Er zog mich weiter, und ich gestehe, dass ich mich nicht besonders vehement sträubte. Aber dennoch … »Wieder einmal ein Schultag ruiniert. Du torpedierst mir noch meinen Notenschnitt.«
    »Wolltest du nicht sowieso hinterher aufs Community College? Die verlangen gar keinen guten Durchschnitt.« Meine Lippen waren taub, meine Hände ebenfalls. Ich schob sie in die Jackentaschen. Die Sirenen kamen heulend und plärrend näher.
    »Natürlich will ich aufs College, damit ich später nicht arm bin«, führte er in dem

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