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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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und …
    »Nein«, antwortete ich schließlich, »ich glaube nicht, dass meine Gedanken bei Ihnen sind, Bletch.«
    Vor mir duckte Graves sich auf seinem Stuhl, als wollte er sich so klein wie möglich machen. Und ich glaubte, ihn Ach du Scheiße! flüstern zu hören.
    Ein Raunen ging durch den Klassenraum. Bletchley machte sich stocksteif und hob an, etwas zu sagen, doch nun war ich hellwach. Sie hatte mich um meinen dringend benötigten Schlaf gebracht. In den ersten beiden Stunden hatten mich die Lehrer wenigstens in Ruhe gelassen, so dass ich einfach den Kopf auf das Pult legen und die Welt um mich herum aussperren konnte. Nicht so Bletch.
    »Eigentlich«, fuhr ich tonlos fort, »fragte ich mich eben, wozu ich hier sitze und Ihnen zuhöre, da Sie doch offensichtlich niemanden leiden können, der jünger als einundzwanzig ist. Mir kam es vor, als würden Sie meinen, menschenwürdiges Leben finge erst an, wenn man alt genug ist, um Bier zu kaufen. Aber dann wurde mir etwas klar: Sie haben Angst vor uns.«
    » Miss Anderson …«, begann Bletch, nur sprudelten die Worte schlicht weiter aus mir heraus, obwohl eine kleine Stimme in meinem Kopf mir riet, lieber nicht auszusprechen, was ich dachte, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
    Erwachsene hörten wahrscheinlich oft auf diese Stimme. Hatte sie Dad davon abgehalten, mir zu sagen, was er dachte? Was hatte er mir nicht erzählt?
    Ich machte den Mund auf und hatte keine Ahnung, was als Nächstes herauskäme. »Sicher haben Sie früher geglaubt, Unterrichten wäre einfach. Eine ganze Klasse voller wehrloser kleiner Trottel, die Sie triezen können.« Ich schnappte mir meine Tasche und stand auf, wobei ich mir die Hüfte so heftig am Tisch stieß, dass ich ihn fast umgeworfen hätte. Noch ein blauer Fleck mehr. Aber schon bald würde der jugendliche Blutsauger mich finden, und dann spürte ich sowieso nie wieder irgendetwas. »Jedes Jahr kommen neue, und sie sind so leicht herumzuschubsen – weil Sie die Macht haben, nicht?«
    »Setzen Sie sich!«, zischte sie. Rote Flecken bildeten sich auf ihren faltigen Wangen, als hätte jemand sie mit einem dieser Leuchtstempel bearbeitet, die man in Clubs auf die Hand gedrückt bekommt, damit jeder sieht, dass man den Eintritt bezahlt hat.
    Ich setzte mich nicht wieder. Damit rechnete sie wohl auch nicht, aber vielleicht meinte sie, es wäre einen Versuch wert.
    »Sie besitzen die ganze Macht, und auf uns würde so oder so niemand hören, weil wir ja bloß Teenager sind. Wer interessiert sich schon für uns?« Ich hängte mir meine Tasche um, die schwerer als gewöhnlich war. Gleichzeitig machte Graves eine nervöse Bewegung, so dass sein Haar und sein Mantel raschelten.
    Bletch holte Luft und wollte mir offenbar nochmals sagen, ich sollte mich hinsetzen oder den Mund halten. Wäre es mir nicht vollkommen egal gewesen, hätte ich mich dadurch vielleicht sogar aufhalten lassen. Das war es ja, worauf harte Lehrer zählten. Sie zählten auf die Kraft ihrer Autorität, die jeden Schüler einschüchterte, ehe er auch bloß darüber nachdachte, sich zu wehren.
    Wut staute sich in meiner Brust, glühend heiß und zu etwas Scharfem, Gefährlichem anwachsend. Immer derselbe Mist: Sie dachten, dass sie einen herumstoßen konnten, bloß weil man jung und hilflos war. Man musste dasitzen und alles über sich ergehen lassen, weil man eine bestimmte Jahreszahl noch nicht erreicht hatte und somit noch keine vollwertige Person war. Sie konnten einen aufnehmen und fallenlassen wie ein Spielzeug, einen zurücklassen oder wegwerfen …
    »Das denke ich nicht«, unterbrach ich ihren beginnenden Redeschwall. »Ich denke, dass jeder verfluchte Teenager, den Sie jemals getriezt haben, Sie eines Tages als Geist heimsuchen wird. Und ich hoffe, Sie ersticken daran!« Dass ich brüllte, wurde mir erst bewusst, als ich hörbar nach Luft ringen musste, was witzig gewesen wäre, hätten sich die nächsten Minuten nicht so entwickelt, wie sie sich entwickelten.
    Bletchs Augen quollen ihr buchstäblich aus dem Kopf. Schwankend krallte sie sich mit einer Hand an ihr Pult, während sie mit der anderen vergebens an ihren Hals griff und dazu ein rauhes, kaum mehr menschliches Krächzen ausstieß.
    Die Erste, die loskreischte, war die hübsche kleine Brünette in der ersten Reihe. Sie hieß Heather, soweit ich mich entsann, und sie trug – man glaubt es nicht – eine Cheerleader-Uniform. Bei meterhohem Schnee? Ihr hübsches Gesicht jedenfalls war

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