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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Handgranaten.
    Prima, Dru! Willst du dich und deinen neuen Freund in die Luft jagen? Dad hat dir gesagt, dass du die Finger von den Handgranaten lassen sollst.
    Nur war Dad nicht hier. Ich war auf mich allein gestellt – nun, abgesehen von Graves.
    Letzterer zuckte mit den Schultern, nahm noch einen Zug von seiner Zigarette und verzog angewidert das Gesicht. »Gewohnheit. Ich bin süchtig, okay? Können wir bitte zum eigentlichen Thema zurückkommen? Was würde dein Dad machen?« Er sah nicht aus, als wollte er irgendwohin. Nein, er schien eindeutig entschlossen zu bleiben.
    Was sicher nicht gut war, denn er konnte dabei ums Leben kommen. Trotzdem war ich erleichtert.
    Ich konnte gar nichts anders, als froh zu sein, dass er bei mir war.
    »Er würde sich alles bei Tag ansehen.« Ich bibberte so sehr, dass meine Worte wie zerhackt herauskamen. »Die Stelle, wo ich den Truck gefunden habe. Er würde hinfahren und mit dem Fenster anfangen, in das der gestreifte Wolf verschwunden ist. Und wenn er könnte, würde er dessen Spur aufnehmen.«
    »Gestreift?« Er winkte sofort wieder ab, als ich den Mund aufmachte, wobei seine Zigarette einen blauen Qualmbogen in die Luft malte. »Nein, sag’s mir nicht! Ich habe eine bessere Frage. Warst du das? Hast du das mit der alten Bletch gemacht?«
    Erst wollte ich ihn anlügen, aber dann schluckte ich. »Ich glaube schon. Es nennt sich Bann. Ich habe noch nie jemanden mit einem belegt.« Und das ist noch ein Grund zur Besorgnis. Woher kam das auf einmal? Ich beherrschte solche Zauber nie.
    Andererseits war ich auch noch nie so wütend gewesen. Oder so hoffnungslos. Und zurzeit tat ich am laufenden Meter Dinge, die ich gar nicht zu können glaubte. Die Gabe wurde stärker.
    »Und woher weißt du dann, dass du das warst?« Er blickte auf seine Stiefel hinab, die ihn gehorsam über den Gehweg trugen, blieb stehen und führte mich um eine vereiste Pfütze herum, neben der die freie Spur nur breit genug für einen Fußgänger war. »Für mich sah das aus, als hätte sie einen Herzanfall, weil ihr jemand auf den Kopf zusagte, dass sie gern Schüler triezt.«
    »Habe ich das gesagt? Daran erinnere ich mich gar nicht.« Vorsichtig glitschte ich um den Eisflecken herum. Grelles Sonnenlicht wurde vom Schnee reflektiert und stach mir direkt in den Kopf, und plötzlich merkte ich, dass ich einen Bärenhunger hatte.
    Stoff raschelte hinter mir. »Das war klasse, Dru. Du hast gesagt, was alle seit Jahren denken.«
    »Freut mich, dass du mir zustimmst.« Dennoch habe ich sie verhext. Dad würde mich einmal kurz ansehen, wenn ich nach Hause komme, und mir dann seinen Vortrag über den verantwortungsvollen Umgang mit Gaben halten. Meine Tasche war zu schwer. Ich schob den Schulterriemen hin und her auf der Suche nach einer Stelle, an der er mir nicht ganz so schmerzhaft in die Haut schnitt.
    Graves stieß wieder sein halb japsendes Lachen aus. »Ich wollte schon aufstehen und klatschen, aber auf einmal fingen alle zu schreien an.«
    Als mir sein Mantel auf die Schultern sackte, erschrak ich und sprang ängstlich zur Seite, so dass ich beinahe in dem Schneeberg gelandet wäre – schon wieder. »Bist du verrückt? Wir haben minus fünfzig Grad!«
    Er zuckte mit den Schultern, über denen sich ein roter Wollpullover spannte, der schon bessere Tage gesehen hatte. Er hatte eine Menge Sachen aus seinem Versteck geholt, und es war nett, ihn häufiger einmal in etwas Neuem zu sehen. »Wenn ich dich bibbern sehe, wird mir eher noch kälter. Vergiss nicht, dass ich diese Temperaturen gewöhnt bin, Florida-Mäuschen! Sag einfach danke, okay?«
    Schuldbewusst verzog ich das Gesicht; schließlich hatte ich ihm weisgemacht, ich wäre aus Florida. »Du bist ja wahnsinnig!« Aber der Mantel war herrlich warm, und ich schob dankbar meine Arme in den vorgewärmten Wollstoff. Meine Tasche knallte mir gegen die Hüfte. Sowie wir zu Hause waren, musste ich sie gründlich entmisten. »Gehen wir nach Hause. Ich brauche dringend ein Mittagessen, danach planen wir.«
    »Klingt gut.«
    Eine Weile trotteten wir schweigend nebeneinander her. Unter uns knirschte der festgetretene Schnee wie winzige brechende Knochen. Graves’ Mantel roch nach ihm, nach gesundem Jungen, Deo, Testosteron, Zigaretten und ganz schwach nach Frittiertem. Meine Wangen kribbelten, aber ich wurde zur Abwechslung nicht gleich wieder rot. Stattdessen starrte ich auf meine Füße hinunter, die sich von selbst weiterbewegten, und holte tief Luft.

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