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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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ich war schnell genug.
    Mach schon, Dru! Fester! Schneller! Es war Dads Stimme, die mich anschrie. Leider blieb mir keine Zeit, denn hinter mir hob ein markerschütterndes Brüllen an, und etwas schoss an mir vorbei: etwas Langes, Schmales. Die Geschwindigkeit, mit der es vorpreschte, ließ seine Konturen verschwimmen, so dass sich mir ein Bild bot wie ein lehmiges Bachbett unter rasch fließendem Wasser. Es traf den blauäugigen Jungen und schleuderte ihn mindestens zwei Meter zurück. Noch im Flug knallte der Kopf des Jungen gegen den Türrahmen, und beide polterten auf die Veranda und außer Sicht.
    Was zum …? Aber ich war schon unterwegs, vergaß die Waffe und stürzte zur Haustür. Der Lärm war gewaltig. Ein röhrendes Knurren vermischte sich mit einem hohen, unverkennbar männlichen Lachen sowie dumpfen Vibrationen, unter denen das ganze Haus erbebte.
    Das war Graves! Er war irgendwie behaarter und bewegte sich wie eine Kanonenkugel auf Speed.
    Er hätte sich gar nicht verwandeln dürfen! Ich schien ewig bis zur Tür zu brauchen. Und als ich sie endlich erreichte, hatten die beiden schon das Verandageländer zerlegt und rollten in den Vorgarten. Eine gigantische Schneefontäne stob auf.
    »Hört auf!«, schrie ich, aber sie beachteten mich nicht. Da war so viel Schnee, dass man schwerlich erkennen konnte, was vor sich ging. Es sah allerdings aus, als hätte der Blauäugige Graves – oder was einst Graves gewesen war – im Nacken gepackt und würde ihn herumschleudern.
    Ich machte drei Schritte, sprang von der Veranda und flog wie Supergirl mit ausgestreckten Fäusten mitten ins Getümmel. Kaum krachte ich in den Jungen hinein, blieb mir die Puste weg. Schmerz explodierte in meiner Schulter, als ich ihn mit dem Kopf voran umwarf. Wir gingen in einem Wirrwarr aus Armen und Beinen zu Boden, und ich verpasste ihm einen anständigen Fausthieb in den Bauch, ehe ich begriff, dass er etwas rief.
    »Ich bin hier, um euch zu helfen, ihr Volltrottel!«
    Ich rollte mich zur Seite, wobei mir die Eiseskälte des Schnees in Gesicht und Hände stach, und sprang im selben Moment auf die Beine, als Graves abermals zum Sprung ansetzte. Alles schaltete auf Zeitlupe. Meine Hand schnellte vor und packte wirres lockiges Haar – jetzt noch wirrer und lockiger als eben. Er hatte nicht überall Fell, aber er war verwandelt, denn seine glühend grünen Augen hatten einen unmenschlichen Schimmer angenommen, und die Luft um ihn herum flirrte zäh wie Hitze über schwarzem Asphalt.
    Ich riss mit aller Kraft. Merkwürdigerweise sorgte es mich wenig, dass ich eigentlich überhaupt nicht in der Lage sein dürfte, ihn zu packen. Die Welt war auf, nun ja, das sehr Wesentliche reduziert, und die Tatsache, dass dieser unbekannte Junge rot blutete, schaffte es erneut durch den Adrenalinrausch, der mich steuerte, in mein Bewusstsein.
    Krieg ja nicht die Hummeln im Hintern, Dru! Los jetzt! Du musst die Lage beherrschen!
    Meine gepeinigte Schulter protestierte energisch, aber ich ließ nicht los. Graves strampelte wild mit den Beinen auf der Stelle und gab einen Laut von sich wie diese Hunde in Trickfilmen, die zähnefletschend bis ans Ende ihrer Kette rennen, wo ihr Halsband sie heftig würgt, ehe sie dann doch klein beigeben. Ich schrie vor Schmerz leise auf, denn meine Finger krampften sich zusammen. Und Graves fiel zu Boden. Sein Fell, knisternd und kräuselnd vor Kraft, glitt mir aus der Hand.
    »Wo zur Hölle hast du den aufgetrieben?«, fragte der blauäugige Junge abfällig. Sein Gesicht war voller Blut, und die rechte Hälfte schwoll bereits von meinem ersten Hieb bläulich an. Wieder einmal war er nicht dem Wetter entsprechend gekleidet. Er trug einen schwarzen V-Ausschnitt-Pullover, der bestenfalls papierdünn war, eine Jeans und schwarze schneeverkrustete Turnschuhe. Als ich einatmete, nahm ich eine neue Ladung leckeren, würzigen Apfelgeruch auf und fragte mich, ob einer der Nachbarn buk.
    Sonnenlicht tanzte auf dem Haar des Jungen und brachte goldene Strähnen in dem Hellbraun hervor. Es sah aus wie ein neuer, teurer Fransenhaarschnitt. Und als Graves ihn anknurrte und er mit einem Knurren erwiderte, bleckte er Zähne, die vollkommen normal, schlicht menschlich waren. Beide grummelten drohend vor sich hin, Graves wie ein riesiger sehr wütender Hund und der Blauäugige wie aneinanderreibendes Metall.
    »Moment mal!« Ich griff nach unten, wo Graves sich auf die Hinterbeine gesetzt hatte. Immer noch knurrte er tief und

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