Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Zombiegestank ab – nicht so viel, dass mir schlecht wurde, aber ausreichend, dass ich wünschte, ich müsste nicht darüberkrabbeln.
    Ich schaffte es, mich hinter einem Umzugskartonstapel seitlich vom Fernseher dürftig in Deckung zu bringen. Ein drohender Nieser kitzelte in meiner Nase und meinem Hals, den ich mit aller Kraft unterdrückte, was zur Folge hatte, dass mir fast die Augen trieften. Mach keinen Fehler, Dru! Du hast nur einen Schuss. Ich hockte mich hin, als es wieder in kurzen Abständen klopfte.
    Vorsichtig und langsam stellte ich mich halb auf und lugte über einen Karton mit Ersatzkleidung und Decken hinweg.
    Der Winkel war denkbar schlecht. Aber durch das Glas konnte ich einen Schatten erkennen, der sich bewegte, als das Ding vor der Tür sein Gewicht verlagerte, wahrscheinlich von einem Bein auf das andere.
    Vorausgesetzt, es war zweibeinig.
    Seltsame Wesen kamen normalerweise nur nachts heraus. Dies hier war falsch, vollkommen falsch! Ich wappnete mich und richtete die Waffe auf das Fenster. Sowie mein Kopf hinter den Kartons aufragte, kam ich mir schrecklich schutzlos vor.
    »Dru«, flüsterte Graves leise. Ein schiebendes Geräusch war zu hören, das mit einem Klicken endete.
    Was zum Teufel war das? Der Schatten draußen bewegte sich erneut.
    »Dru!« Wieder Graves. Als wären wir in der Klasse und er versuchte, mir einen Zettel weiterzureichen, oder wollte von mir abschreiben.
    Ja, klar, als würde er jemals abschreiben! Oh, ehrlich! »Sei still!«, flüsterte ich so leise ich konnte. Sollte ich einen Schuss durch die Wand riskieren? Verdammt, und ich hatte gedacht, von hier aus wäre der Winkel besser!
    »Die Tür!«, flüsterte Graves. »Die Schlösser bewegen sich.«
    Ach du Schande! Ich sprang aus der Hocke über die Kartons. Es war ein erstaunlicher Sprung, denn ich merkte nicht einmal, wie meine nassen Stiefel auf der anderen Seite aufsetzten. Ich rannte in den Flur und an Graves vorbei, den ich beiseitestieß. Die Schlösser drehten sich absurd schnell, ebenso wie gleich darauf der Knauf, so dass ich überhaupt nichts tun konnte. Ich schaffte es knapp, die Waffe zu entsichern, ehe die Tür aufflog und ein Schwall eisiger Luft hereinwehte.
    Nicht einmal das Britzeln des Schutzzaubers schien ihn zu bremsen.
    Der Junge mit den blauen Augen packte mein Handgelenk und schüttelte lässig die Waffe aus meiner Hand, die klappernd zu Boden fiel, aber zum Glück nicht losging.
    Einen Vorteil hatte es, wenn einem der Vater fünfzig Dollar nebst der Ermahnung hinlegte, man solle seine Katas machen: Wenn ein Bösewicht ins Haus platzte und einen packte, konnte man ihm wenigstens hart genug ins Gesicht schlagen, dass er rückwärtstorkelte und ihm Blut aus der aristokratischen Nase schoss.
    Rotes Blut. Nicht schwarz und nicht von jener für Blutsauger typischen trüben Zähigkeit. Eine Erinnerung regte sich: Die Tropfen im Schnee an dem Abend neulich waren auch rot gewesen.
    Blutsauger bluteten schwarz, denn ihr Blut enthielt kein Hämoglobin mehr. Deshalb brauchten sie dauernd frische Transfusionen. Das hatte ich bisher gar nicht bedacht, weil ich viel zu müde und zu verängstigt war, um auch nur annähernd klar zu denken.
    Jetzt war es zu spät.
    Egal.
    Er stolperte zurück. Sein Haar war nicht feuchtglatt und dunkel, sondern hellbraun und zottelig. Ich machte einen Ausfallschritt nach hinten, beugte ein Bein und rammte ihm mein Knie in den Schritt. Nun ja, zumindest war das der Plan, denn sein Arm knallte mir im letzten Moment auf den Schenkel, unmittelbar oberhalb des Knies, und zwar so hart, wie kein Mensch jemals zuschlagen könnte, so dass mein Bein leicht zur Seite gelenkt wurde. Aus dem Nichts schlug mir ein Apple-Pie-Geruch entgegen.
    Nun erst schrie Graves auf. Die blauen Augen blickten an mir vorbei, doch ich bewegte mich bereits. Dad hatte immer gesagt, ein Tritt in die Eier wäre bestens, wenn man trifft, aber man sollte als Mädchen immer eine Alternative in petto haben – denn kein Kerl erwartet, dass man auf seine Nüsse und etwas anderes zielt.
    Ich schätze mal, weil jeder Junge seinen Schritt für den Mittelpunkt seines Universums hält, kommt er gar nicht auf die Idee, er könnte es für andere nicht sein.
    Meine Faust war längst geballt und raste mit der Wucht eines Güterzuges auf seinen Hals zu. Als Nächstes kam die flache Hand, deren Kante von unten gegen seine Nase gerammt wurde, so dass das Nasenbein brach und im Idealfall ins Gehirn getrieben wurde. Vorausgesetzt,