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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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Komisch, dass einem so selten auffiel, welche Wirkung es hatte, jemand anders zu riechen. Graves war nicht Dad, aber er war bei mir.
    Ich biss mir auf die Unterlippe, ehe ich den Mund aufmachte. »Graves?«
    »Was ist?«, fragte er ein bisschen genervt. Wer wäre das nicht, wenn er es mit einer Irren zu tun hatte, die eben eine doofe Geschichtslehrerin verhext hatte und von Blutsaugern und Werwölfen faselte?
    »Danke.« Der Mantel war wirklich warm. Jetzt begriff ich, warum Graves ihn dauernd trug. Ich schlotterte deutlich weniger, und das Gefühl, dass ich mich gründlich ausgeheult hatte und mein Verstand klar genug war, um wieder zu funktionieren, erschien mir wie ein Geschenk.
    Ich spürte, dass er lächelte, weil es sich wie Sonnenschein in meinem Nacken anfühlte. »Kein Problem, Dru! Das erste Mal ist gratis.«

Kapitel 20
    D er Truck stand nach wie vor schief in der Einfahrt, und das Telefon klingelte, als wir ins Haus kamen. Graves stellte als Erstes die Heizung an, und ich griff gerade nach dem Hörer, als das schrille Bimmeln aufhörte. »War bestimmt die Schule, die deinen Vater sprechen wollte«, meinte Graves mit diesem stoßartigen Lachen.
    Neuerdings liefen eine Menge verpasster Anrufe auf, aber dieser jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Ach du Schande! Vielleicht kannst du so tun, als wärst du mein Dad.« Ich kämpfte mich aus seinem Mantel, an dessen Saum schmutzige Eisbrocken hingen, denn bei meiner Größe schleifte er über den Boden. Nun hatte mein T-Shirt eine schwache Zigarettenrauchnote und eine noch schwächere von Graves’ Deo angenommen.
    »Du kommst auf Ideen, Miss Anderson!« Die Heizung sprang mit einem tosenden Wummern an. Ich ging direkt an ihm vorbei und zur Waffenkiste.
    Als ich die Waffe aus meiner Tasche nahm, bemerkte ich, dass ich schwitzte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Das Ding war geladen, eine Kugel in der Kammer, aber Gott sei Dank gesichert. Da ich eine nette kleine Vorortschule besuchte, brauchte ich keine Angst vor Metalldetektoren zu haben; dennoch war es schwachsinnig, bewaffnet zur Foley High School zu gehen.
    Dad nannte es »die Hummeln kriegen«, wenn ein Jäger sich aus Furcht vor der Unwirklichkeit der Echtwelt blöde verhielt. Ich würde sagen, Kriegsneurose träfe es eher – oder Monsterneurose.
    Ich wollte eben das Magazin aus der Waffe nehmen und sie in die Kiste zurücklegen, da schrak ich auf. Eine halbe Sekunde später klingelte es an der Tür. Kaum drehte ich mich um, drang mir der Geruch von rostigem Kupfer in die Nase. Er vermischte sich sofort mit dem Wachszitrusgeschmack in meinem Mund.
    Oh, Mist! Und dann fiel mir ein, dass es helllichter Tag war, die Sonne auf dem Schnee funkelte.
    Blutsauger gingen tagsüber nicht nach draußen. Also war das hier etwas anderes.
    Aber was?
    Es folgten schnelle sanfte Klopfer an der Tür. Und der Schatten von etwas Seltsamem dahinter war deutlich zu sehen. Die blauen Schutzlinien hingegen konnte ich nicht sehen, nur fühlen, wie sie sich summend bündelten. Sie formten einen blauen Blitz.
    Falls das, was dort vor der Tür stand, zwei Schritte zur Seite machte, könnte es durch das Fenster sehen, wie ich mich neben der Waffenkiste duckte, meine eisigen Hände um die Neunmillimeter gekrümmt. Meine Beine krampften plötzlich.
    O Gott! Nicht ausgerechnet jetzt!
    Leider konnte man sich nicht aussuchen, was einen wann jagte. Andernfalls wäre das Leben um ein Vielfaches einfacher, nicht?
    Graves erschien in der Wohnzimmertür, die Augen weit aufgerissen. Er sah ungefähr so verängstigt aus, wie ich es war. Seine Wangen waren käsebleich. Für einen Halbasiaten konnte er verblüffend blass werden.
    »Was machen wir?«, fragte er stumm, und ich versuchte nicht einmal, vorzugeben, es stünde nichts richtig Übles auf der Veranda.
    Ich sah durch das Fenster auf die weiße Einöde des Vorgartens. Verflucht, und ich muss auch noch Graves beschützen! Er war auf das hier nicht vorbereitet.
    Ich bedeutete ihm mit einer Hand, wieder zurückzugehen, sank ganz auf den Teppich und bewegte mich teils robbend, teils krabbelnd. Zweimal vergewisserte ich mich, dass die Waffe in meiner Hand gesichert war, und achtete darauf, sie von meinem nichtsnutzigen Schädel fernzuhalten.
    Wieder ein leichtes Klopfen. Ich nahm das Atmen und die amüsierte Ungeduld hinter der Tür wahr, und beides verursachte mir eine Gänsehaut. Über den ausgeblichenen Teppich zu kriechen verstärkte die Kälte nur. Er strahlte noch einen Rest

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