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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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»Koch mir eine heiße Schokolade! Mir ist kalt. Und geht beide raus!« Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper, so gut ich konnte. Ich sollte Schauspielerin werden. Mit dem Talent im kreativen Lügen stehen mir unzählige Möglichkeiten offen. »Oder ich erschieße euch!«
    Christophe blinzelte ungläubig, als wäre er eben erst hereingekommen, verschränkte die Arme und warf mir einen Seitenblick zu. Fast erwartete ich, von blauen Lichtstrahlen getroffen zu werden. »Was glaubst du …«
    »Chris, halt die Klappe!« Erstaunlicherweise tat er es. »Geh den Geschirrspüler ausräumen! Graves zeigt dir, wo was hinkommt. Und wenn ich unten bin, kannst du mir erzählen, was das für ein Ding war.«
    Kaum waren beide artig aus meinem Zimmer geschlurft, lehnte ich die Stirn auf meine Knie. Normale Schmerzen – mein brennender Rücken, die angeschlagene Schulter – kehrten wie gute alte Freunde zurück. Alles wurde zusehends komplizierter, und ich konnte nicht einmal mehr sagen, was real und was Echtwelt war. Wo steckten die Erwachsenen, die mit solchem Mist umgehen konnten?
    Eine Idee waberte mir durch den Kopf, die zu absurd war, um zu Ende gedacht zu werden. Stattdessen atmete ich tief, wie Gran es mir beigebracht hatte, und versuchte, gar nicht zu denken. Was ziemlich nutzlos war, denn immerfort kreiste mir ein Gedanke durch den Schädel, so lautlos sanft gleitend wie Grans Eule.
    Ich könnte das Haus wiederfinden. Ganz bestimmt könnte ich es. Es ist von früher. Und es ist in dieser Stadt.
    Warum hat Dad mir nicht gesagt, dass wir früher hier gewohnt haben?

Kapitel 24
    S ergej.« Christophe reichte mir einen Becher Kakao. Wir hatten keine Marshmallows, um sie darin aufzulösen, und ich schien einfach nicht warm zu werden, obwohl ich einen Wollpullover trug und mir Moms Quilt umgewickelt hatte. »Er ist sehr alt. Man könnte sagen, er ist das Älteste, was wir in Nordamerika haben – und wahrscheinlich auch in Südamerika. Er kam nach dem Krieg aus Europa her.«
    »Nach welchem Krieg?«, fragte Graves, der neben mir am Frühstückstresen lehnte. Christophe stellte noch einen Becher auf den Tresen und bedachte Graves mit einem vernichtenden Blick.
    »Nach dem Großen Krieg natürlich. Nicht nach dem Völkermord dieses schrecklichen kleinen Österreichers, der als Krieg ausgegeben wurde. Sergej hat sich auf den Schlachtfeldern von Łódź und Gorlice-Tarnów sattgetrunken. Vorher war er lediglich ein unbedeutender kleiner Junker unter den Bluttrinkern. Während des Krieges muss ihn etwas verändert haben, und er kam nach Amerika. Seither verbreitet er die Krankheit hier, mordet zum Spaß und aus Hunger und vergiftet die Stolzen wie die Niederen, damit sie sich ihm anschließen. Wir versuchen schon sehr lange, ihn zu töten.«
    Ich stellte beinahe die Ohren auf. »Wir? Wer wir? «
    »Der Orden. Deine Mutter war eine von uns.« Er sprach es in demselben Tonfall aus, in dem jemand sagt: Heute Abend läuft das und das im Fernsehen. Oder: Ich gehe mal kurz Milch kaufen.
    »Der was? « Ich starrte ihn an. »Wovon zum Teufel redest du?« Zuerst soll sie eine Vampirjägerin gewesen sein, jetzt das! Was weiß er eigentlich über Mom? »Sie ist tot.«
    »Stimmt. Die einzige Svetocha in sechzig Jahren. Sergej selbst kam aus seinem Versteck gekrochen, um sie umzubringen. Sie war eingerostet und schwach, trotzdem muss sie ihn übel verletzt haben. Aber er überlebte.«
    Für einen winzigen Augenblick fiel es mir wieder ein. Wir spielen ein Spiel, Dru. Dann das Ticken, wie ein Herzschlag, schneller und schneller, näher und näher. Ich verdrängte die Erinnerung. Es war bloß ein Traum, nicht wahr? Und ich hatte gerade andere Sorgen.
    Warte mal kurz! Erst die wesentlichen Fragen, dann reden wir über dieses »Ordensding«. »Und warum hat mein Dad dich angerufen?«
    Christophes Miene wandelte sich, auch wenn ich beim besten Willen nicht sagen konnte, wie. »Ich glaube, er hat endlich eingesehen, dass er den Orden braucht. Er gab uns die Schuld am Tod deiner Mutter und dachte, ein gemeiner Sterblicher könne schaffen, was uns nicht gelang. Deshalb ging er allein auf die Jagd.«
    Ich blickte in meine heiße Schokolade. In gewisser Weise ergab das sogar einen Sinn. Dad drehte komplett durch, nachdem Mom gestorben war. Hingegen dachte ich nicht weiter darüber nach. Es war einfach so. Und ich erinnerte mich nicht, wie Mom starb.
    Oder doch?
    Ich erinnerte mich an Dads kreidebleiches Gesicht und daran, wie er mit Gran stritt.

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