Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)
so, dass ich ihm nicht glaubte, aber mein Dad hatte keine Idiotin großgezogen. Klar erzählte er eine spannende Geschichte und hatte mir das Leben gerettet, doch gute Geschichten sind in der Echtwelt so verbreitet wie Nieser. Er war ein Djamphir, na und? Das hieß nicht automatisch, dass ihm mein Wohlergehen am Herzen lag.
Oder dass alles, was er mir erzählte, die reine Wahrheit war.
Andererseits, welchen Grund hätte er gehabt, mich zu belügen? Oder mich am Leben zu erhalten?
»Seit 1918. Er ist gerissen und kommt selbst so gut wie nie aus seinem Versteck. Seine Untergebenen erledigen alles für ihn, und er ist alt und verschlagen genug, um reichlich davon zu haben. Erinnerst du dich an den Wolf, den du unlängst gesehen hast, den mit dem hellen Streifen an der Schläfe? Das ist Ash.«
Graves und ich erschauderten beide. Ich zog den Quilt fester um meine Schultern und lehnte mich an den Tresen. »Wie kommt es, dass ein Werwolf einem Blutsauger dient? Sind sie nicht verfeindet?«
»Sergej«, antwortete Christophe ruhig, »ist sehr versiert darin, andere zu brechen, bis sie ihm zu Willen sind – sogar Werwölfe. Ash gehört ihm schon sehr lange.« Die Stille, die nun eintrat, wurde einzig von dem Geräusch unterbrochen, das Christophe verursachte, als er in dem Topf rührte, und von dem flötenden Wispern des Schnees am Fenster. Schließlich fuhr er kopfschüttelnd fort: »Falls wir Sergej draußen erwischen, könnten wir ihn wahrscheinlich töten. Vor allem wenn wir eine Svetocha haben, eine richtig ausgebildete Tochter von einer unserer Besten.« Die Milch schwappte im Topf vor und zurück. »Ich glaube, dir ist gar nicht bewusst, was für ein rares Geschöpf du bist, Dru.«
Sergej schickt seine Untergebenen vor? Gehörte zufällig auch ein brennender Hund zu ihnen? Oder war das wieder etwas anderes? »Was ist mit dem brennenden Hund?«
»Brennender Hund?«, wiederholte Christophe nachdenklich. »Groß und schwarz, ehe er entflammt?«
Ich sah die gläserne Dunkelheit vor mir, bevor er eingeatmet hatte und aufgelodert war wie ein brennender Weihnachtsbaum. »Ja. Große Zähne. Und er ist riesig.«
»Groß wie ein Pferd«, ergänzte Graves.
»Ah«, war alles, was Christophe von sich gab.
»Das war, als der gestreifte Wolf, Ash, zum ersten Mal auftauchte. Er rannte hinter dem brennenden Ding her.«
Christophe nickte. »Ash und ein Spürhund. Wie habt ihr …«
»Wir haben ihn in einem Springbrunnen ersäuft«, verkündete Graves mit einem Anflug von Stolz. »Danach hat Dru auf den Werwolf geschossen – nachdem er mich gebissen hatte.«
Eine halbe Ewigkeit schwieg Christophe. »Ash und seine Spürhunde haben viele gute Ordenssoldaten auf dem Gewissen. Und zwei unbedarfte, nicht ausgebildete …«
»Ja, wir haben ihnen kräftig in den Arsch getreten.« Und sind fast draufgegangen. Aber diesen Teil behielt ich für mich. Meine Rippen ziepten ein bisschen, als ich mich bewegte. »Warte mal! Wie viele von euch … Ordensleuten gibt es eigentlich?«
Christophe richtete sich kerzengerade auf. »Ein paar Tausend Kouroi hier in den Staaten, einige in Europa und noch ein paar in Asien. Wir sind überall.«
Was du nicht sagst! »Wie kommt es, dass ich noch nie von euch gehört habe? Dad und ich waren schon so ziemlich in jedem Bundesstaat, und nirgends hat euch irgendjemand mit einer Silbe erwähnt.«
»Hättest du gewusst, worauf du achten musst, hättest du etwas über uns erfahren. Der Freund deines Vaters in New York zum Beispiel, August Dobroslaw, ist einer von uns.« Er winkte lässig mit einer Hand ab und wandte sich wieder dem Milchtopf zu, als wäre nichts auf der Welt so spannend, wie die Milch in Bewegung zu halten.
Es fühlte sich an wie ein seltsam dumpfer Hieb, mit dem ich aus einer Art Trance geweckt werden sollte. August. An ihn hatte ich während der letzten paar Tage auch gedacht. Ich nickte. »Dann kann ich ihn anrufen, und er bestätigt deine Geschichte?« Mein Haar fiel mir ins Gesicht, als ich die heiße Schokolade aufnahm und daran nippte. Sie verbrühte mir die Zunge, und ich sog rasch kalte Luft ein. Schneeflocken rieselten gegen das Fenster, dass ich fröstelte. Mir war immer noch eiskalt. Außerdem hatte der Wind heute Nacht wieder diesen gierigen Klang, und ich fühlte mich nicht sicher, obwohl Graves bei mir war.
Obwohl Christophe hier war und mit dem Topf herumspielte. »Tu es!« Seine Schultern sackten ein Stück ein. »Falls er meine Geschichte bestätigt, wie du es
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