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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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von den Reißzähnen in seinem Oberkiefer eingedrückt worden war.
    Was mir vollkommen egal war, denn ich hatte genug zu tun.
    Was, ich? Was tat ich schon? Mein Herz vollführte einen erstaunlichen Hüpfer, der in ein kräftiges Pochen überging. Vor lauter Gewürge, bei dem ich Äpfel mit verschmurgelten Federn aufstieß, fiel mir das Atmen schwer. Das Komische war, dass mir das Abendessen nicht hochkam. Eher krampfte alles an mir, so dass trockene Laute aus meiner Kehle stießen.
    Christophe beugte sich zu mir hinunter. Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und drehte meinen Hals unangenehm zur Seite. »Atme!«, befahl er mir leise. Sein Blick war eisiger als der fahle Winterhimmel. Schneeflocken wisperten am Fenster, und unten fluchte Graves. Eine Schranktür knallte zu. »Du wirst atmen, und du wirst leben! Etwas andere lasse ich nicht zu, Milna. Atme!«
    Ich versuchte es ja. Doch schon rollten mir die Augen nach hinten, und Dunkelheit umfing mich, tiefste sternenfunkelnde Nacht. Mein Kopf hämmerte, und ein abscheulicher Druck baute sich hinter meiner Nase und meinen Augäpfeln auf. Kleine Lichtblitze tanzten vor meinen zuckenden Lidern. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich vom Kopf bis zu den Zehen, der in alle Nervenbahnen ausstrahlte.
    Graves kam ins Zimmer zurückgetrampelt, immer noch fluchend. Christophe ließ mein Gesicht los, worauf mein Kopf unsanft auf den Boden schlug. In der nächsten Sekunde hörte ich ihn etwas rufen, dann landete ein Schwall Wasser in meinem Gesicht.
    Der Krampf hörte auf. Prustend und hustend zuckte ich wie ein Fisch an Land, bevor ich tief Luft holte, mich verschluckte und keuchend ausatmete. Dabei gab ich eine Fluchtirade von mir, die Dad alle Ehre gemacht hätte. So übel hatte er nicht einmal gezetert, wenn er den Truck reparieren musste.
    »Ja«, sagte Graves, der aus der Puste war, als mir die Luft ausging, um weiterzufluchen, und ich nur noch prustete. »Ich würde sagen, sie ist okay.«
    »Idiot!« Christophe gab ihm das Glas, während ich versuchte, mir das Gesicht abzuwischen. Leider waren meine Muskeln wie Wackelpudding. »Das war zu knapp. Hol ein Handtuch!«
    »Wie wäre es, wenn du eines holst? Ich bin schon nach unten gelaufen, und du hast ihr schließlich das ganze Wasser übergegossen.« Graves bückte sich zu mir und sah mich an. »Hey, Dru. Du hast mit einer fliegenden Schlange geknutscht. Voll gruselig!«
    »Sie wollte ihr den Atem stehlen, du Blödmann! Jetzt hol endlich ein Handtuch!« Christophe schubste ihn, und Graves schubste zurück. Unter ihnen knarrten die Bodendielen. Wäre ich in der Lage gewesen, etwas zu riechen, hätte ich sicher die ölige Note von purem Machogehabe wahrgenommen.
    Graves bleckte die Oberlippe. Seine Zähne waren genauso weiß wie Christophes. »Kommandier mich nicht herum, Arschloch! Ich war vor dir hier!«
    Gott, Jungs! Wenigstens konnte ich wieder sprechen. »Verdammt noch mal, haut beide ab! Raus hier!« Klatschnass und gummiartig kraftlos, wie ich war, kostete es mich einige Mühe, halbwegs sauer zu klingen. »Geht nach unten und macht mir heiße Schokolade! Räumt den Geschirrspüler aus! Tut irgendwas Nützliches, aber erspart mir eure Testosteronschlacht in meinem Schlafzimmer!«
    Im ersten Moment glotzten beide mich verdattert an. Ich stemmte zittrig beide Arme auf, setzte mich hin und lehnte den Rücken an meine Matratze. Die Heizung sprang an, konnte aber nichts gegen die Kälte ausrichten, die mich bei dem lautlosen Klopfen der Schneeflocken am Fenster überkam. Ich war weg. Ich war draußen, und jemand hat etwas mit mir angestellt. Ach, Gran, wieso kannst du nicht hier sein, statt mir deine Eule zu schicken? Du könntest mir sagen, was ich jetzt bloß tun soll.
    Die angespannte Atmosphäre im Zimmer löste sich, sobald die beiden auf Abstand zueinander gingen. Christophe sah wieder aus dem Fenster, sein Profil scharfkantig, die Reißzähne deutlich zu erkennen und sein Haar angeklebt, als hätte ihm ebenfalls jemand Wasser übergegossen. Dann kniff er die Lippen zusammen, worauf seine Zähne sich zurückzogen. Anscheinend hatte er einen Geistesblitz.
    Graves, der das leere Glas in der Hand hielt, grinste mir zu. Seine Augen glühten grün, und er wirkte so erleichtert, wie er nur konnte. »Sicher alles okay?«
    Nein, nichts ist okay! Ich habe eine Scheißangst, und ihr zwei macht es um nichts besser! Trotzdem klang meine Stimme fest, denn ich war unglaublich gut darin, meine Stimme fest klingen zu lassen.

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