Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
zurückgelassen. Er war immer zu mir zurückgekommen, früher oder später.
Nun ja, er war auch zurückgekommen, nur eben nicht lebendig. Ich hatte den Zombie in meinem Wohnzimmer erschossen, und er war mein Vater gewesen.
Oh Gott, von allen Dingen, die einen Teenager versauen können, dürfte das eine ganz eigene Kategorie beanspruchen!
Ich wusste, wer ihn getötet und in einen Zombie verwandelt hatte. Es war derselbe gewesen, von dem Christophe, Dylan und alle anderen sagten, er hätte meine Mutter umgebracht.
Sergej. Der Nosferat , der wie ein weiterer Teenager aussah, mit teerschwarzen Locken und Augen, die einen im Stück verschlingen konnten. Derselbe Blutsauger, der mich ermorden wollte. Der Grund, weshalb ich in der Schola festsaß und kaum in den tristen winterkahlen Garten hinausging. Ich hätte nach draußen gehen können, nur nicht, ohne dass jemand kam, um mich anzustarren.
Mich zu bewachen. Denn Sergej – oder ein anderer Nosferat wie er – hätte wiederkommen können. Er war ein hohes Tier unter den Blutsaugern, kam dem am nächsten, was man als König bezeichnen könnte, und er wusste, dass ich am Leben war.
Ich erschauderte. Meine Lunge brannte. Das Nichtwasser blubberte um mich herum, grub seine Wärme in meine Muskeln, beruhigte und heilte meinen Körper. Mein Gesicht flammte ein letztes Mal vor Schmerz auf, dann war er fort. Das Schütteln wurde schlimmer, während ich in der Wanne trieb, und für einen Moment überlegte ich, den Mund aufzumachen und das Zeug hereinrauschen zu lassen, so dass es alles bis in meine Kehle benetzte und …
Ich tauchte platschend wieder durch die Oberfläche. Das Gelee troff mir aus dem Haar und über mein Gesicht. Es britzelte bei der Berührung mit Luft, und sofort bildete sich eine seltsame wachsweiße Schicht auf meiner Haut. Sie unter der Dusche aus meinem Haar zu spülen, hätte an die zehn Minuten gedauert.
Blinzelnd arbeitete ich meine verklebten Wimpern auseinander und riss japsend den Mund auf, um einen Schwall Dampf zu inhalieren.
Weißes Licht blendete mich und bohrte sich durch den Mischmasch in meinem Kopf. Mein Atem ging schneller, wurde gleichmäßiger, jedoch bekam ich noch bei jedem Ausatmen einen kleinen Schluckauf.
Unter der komischen Wachsschicht dessen, was auch immer in diesen Bädern war, fühlten sich meine Tränen heiß und ölig an. Sie liefen über meine Wangen, aber es war ja keiner da, der sie sehen konnte. Oder mich hören.
Ich lehnte mich auf der Steinbank in der Wanne zurück, zog meine Knie an, damit ich sie mit den Armen umschlingen konnte, und schluchzte. Danach ging ich in mein blödes Zimmer hinauf und weinte noch ein bisschen weiter, bis die Morgendämmerung mit bleichen Wolken daherkam und ich endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel.
Kapitel 3
D ie Cafeteria war ein länglicher Raum, in dem sämtliche Regale und Tresen aus dunklem Holz waren. Nackter Stein zierte die Wände, zur Hälfte mit altersgrauer Eiche verkleidet, aber der Boden war mit scheußlich blauem Linoleum ausgelegt. Tische und Stühle waren aus quietschendem Kunststoff wie in jeder amerikanischen Highschool.
Ich saß allein nahe dem Ausgang, von dem es zu den Klassenräumen im Westflügel ging, statt in der Nähe des Ausgangs, der zur Krankenstube und Bibliothek führte. Die Tabletts waren aus rotem Plastik, zerbeult und verzogen. Es gab Teller aus weißem Industrieporzellan und Besteck aus gestanztem Stahl.
Mir fehlte meine Küche! Mir fehlten die Teller, auch die nicht zusammenpassenden, und Moms schwarz-weiße Kuhkeksdose. Ich vermisste meine Matratze, meine Anziehsachen, meine CDs und Dads Waffen. Ich hatte den ganzen Morgen – Abend, egal – damit verbracht, vor der Waffenkammer herumzulungern und mir Ausreden auszudenken, wieso ich vor dem Tresen stand und den Geruch von Metall und Waffenöl einatmete. Mir fehlten die Kartons und mein Truck und alles.
Mir fehlte sogar das Kochen, und verdammt, ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde. Das Essen war nicht schlecht, bloß so ein Massenfutter, und ich konnte nie jemanden in der Küche sehen, lediglich schwummrige Schatten in einer Nebelbank, ähnlich dem Nebel, der jede Nacht aus dem Wald aufstieg. Es sagte einiges über das Leben aus, das ich neuerdings führte, wenn verschwimmende Schatten, die Essen servierten, mir nur mittelmäßig komisch vorkamen!
Das Essen wurde auf Warmhaltetresen unmittelbar vor der sonderbaren Nebelwand serviert. Nudeln, Salate und
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