Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
Vom Netzwerk:
Christophes Finger sich lösten. Ich rammte ihm meinen nackten Fuß gegen das Knie und bohrte meine Ferse hinein. Es war ein guter Tritt, und Christophe stieß einen kurzen schroffen Laut aus, der leider wie ein Lachen klang.
    Derweil landete ich auf dem Boden, rollte mich herum und hockte mich auf. Das Messer war nirgends zu sehen. Christophe beugte sein Bein ein wenig und lockerte es. Das hätte lächerlich aussehen müssen, was es jedoch nicht tat. Vielmehr erinnerte es an eine Katze, die eine Pfote schüttelte, während ihr übriger Körper vollkommen ausbalanciert blieb.
    Unten bleiben! Wenn er sich auf dich stürzt, hast du so eine bessere Chance, ihn abzuwehren. Ich sah zur Tür, die keinen Ausweg bot, denn ich hätte zu lange gebraucht, um die Riegel zu lösen und aufzuschließen.
    »Gut«, lobte Christophe mich, »du schaust dich nach einem Fluchtweg um, weil ich zu schnell bin. Ja, sehr gut. Aber ich bin schon hier, und du hast keine Waffen, Moj maly ptaszku. Was machst du jetzt?«
    Keine Waffen, von wegen! Es gibt immer eine Waffe. Ich blickte mich um und fand nichts außer dem Nippes, mit dem ich nach Christophe hätte werfen können, und hörte das gedämpfte Schlagen von Flügeln im Zimmer. Mein Haar wehte in einer schwachen Brise auf, die aus dem Nichts zu kommen schien, und ich war wie versteinert.
    Beinahe rechnete ich damit, Grans Eule zu sehen, doch nichts geschah. Ich beobachtete Christophe aufmerksam.
    »Da ist es.« Er nickte. Sein Haar war glatt und dunkler geworden, weil seine Gabe an die Oberfläche trat. Man besaß entweder eine schwache Gabe oder eine starke, und diejenigen, die sich in einer anderen Form »äußerten« – gewöhnlich in der eines Tiers, das kein normaler Mensch sehen konnte –, waren die stärksten von allen.
    Diesem Teil, der tiefen, finsteren Stelle im Innern, entsprang auch der Bluthunger, der einen wahnsinnig machte, wenn man es roch.
    Christophe sank langsam hinunter, bis er hockte. Eine ausgestreckte Hand stützte er auf dem Teppich auf, ohne auch nur eine Sekunde die Augen von mir abzuwenden. »Du stehst unmittelbar vor der Blüte, Dru. Du verfügst über gewisse natürliche Fähigkeiten, besonders im hochemotionalen Zustand. Aber auf die darfst du dich nicht verlassen. Es könnte sein, dass du nicht zum Kampftraining zugelassen wirst, weil sie noch ein Programm für dich entwickeln oder Lehrer herrufen müssen. Oder aus anderen Gründen.«
    Etwas sagte mir, dass er eher auf die »anderen Gründe« tippte. Trotzdem verriet er mir nicht, was er wusste oder glaubte. »Dylan meinte, es wäre, weil du noch nicht zurück warst.« Keiner von uns entspannte sich. Die Spannung war wie ein Seil zwischen uns, eine namenlose Hitze, die mir durch die Glieder rauschte.
    »Ah, Dylan. Wie geht es ihm?« Christophes Lächeln wirkte kein bisschen freundlich. Vielmehr ähnelte es dem Grinsen einer Katze vor dem Mauseloch. »Hat er dir erzählt, dass er in sie verliebt war?«
    Häh? »Was?«
    »Waren wir alle. Sie war eine wahre Lichtgestalt, deine Mutter. Sergej raubte sie uns, allerdings erst, nachdem sie uns auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Wir alle waren …« Er richtete sich auf. Das Klappmesser wirbelte um seine Finger, so dass die Silberklinge ein kompliziertes Bogenmuster in den Raum malte. »Das reicht für heute, Dru. Du kannst jetzt aufstehen.«
    Ich blieb, wo ich war. Das hier war mehr, als ich irgendjemand anderem hatte entlocken können, und außerdem traute ich ihm nicht, dass er mich nicht abermals attackieren würde, nur um mir zu zeigen, wie wenig ich ausrichten konnte.
    Ich hätte mich mehr fürchten müssen. Was ich nicht tat, obwohl mein Herz wild genug hämmerte, dass ich es im Hals spürte. Mein Atem ging in kurzen abgehackten Stößen, und mir kribbelte der ganze Körper vor Adrenalin.
    Zum ersten Mal, seit ich in die Schola gekommen war, fühlte ich mich tatsächlich wach und halbwegs lebendig, nicht mehr betäubt und verängstigt.
    »Trotzig wie immer.« Seufzend warf er das Messer zurück auf den Nachtschrank, wo es klappernd gegen den Lampenfuß schlug. »Ich habe noch etwa eine halbe Stunde, ehe ich gehen kann. Und die verschwende ich nicht damit, dich im Zimmer herumzuschmeißen.«
    »Wow, klasse, danke!« Noch sarkastischer konnte ich kaum klingen, was nicht bedeutete, dass ich es nicht versuchen würde. »Und wozu bist du dann hergekommen? Zu Tee und Gebäck?« Mir lief das Wasser im Mund zusammen, weil er nach Keksen roch, nach Zimtkeksen mit

Weitere Kostenlose Bücher