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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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schlicht … verschwunden, obwohl ich hinterherlief, wie eine Idiotin den Kopf in den Regen reckte und ihm nachsah.
    Christophe hatte einen flüchtigen Apfelkuchenduft, nasse Fußabdrücke im Teppich, ein durchweichtes Handtuch sowie einen nassen Flecken auf dem Stuhl hinterlassen … und zwei hölzerne Dinger.
    Übungsschwerter? Ich berührte den einen Griff. Er war warm, das Holz abgegriffen, geölt und nachgedunkelt, glattgeschmirgelt und sehr hart.
    Nein. Christophe hatte eines von ihnen genauso angefasst wie ich jetzt und war sanft mit seinen Fingern über die Konturen geglitten.
    Dies sind Malaika, aus Weißdorn gefertigt. Sie sind nicht zum Üben gedacht, sondern um Dinge zu töten, die des Nachts umherwandeln, und sie wurden eigens für die Hände einer Svetocha geschaffen. Nur noch sehr wenige Djamphire werden im Umgang mit der traditionellen Kouroi- Klinge geschult.
    Aber was sollten Holzschwerter nützen? Lange, leicht gebogene, merkwürdig blattähnliche Klingen. Sie sahen aus wie Requisiten für einen teuren Kung-Fu-Film, die Sorte, die ich zu Hunderten nachts gesehen hatte, während ich auf Dad wartete.
    Ich verzog das Gesicht. Nein, ich sollte nicht an Dad denken. Es war sehr viel leichter und angenehmer, an Christophes ruhigen, ausgeglichenen Tonfall zu denken.
    Weißdorn ist für Nosferatu tödlich, und das umso mehr, wenn es von einem Kouroi geschwungen wird. Wie viel tödlicher muss es dann erst sein, wenn du es benutzt? Sei brav, und du wirst lernen, die Schwerter richtig einzusetzen – wenn es sicherer ist und ich wiederkomme!
    Er hatte mir die Schwerter hiergelassen. Waffen. Sie mochten aus Holz sein, aber ihre Kanten waren biestig scharf. Um das zu beweisen, hatte Christophe sich ein bisschen von seinem Haar damit abgeschnitten. Die kleine Locke blondgestreiftes Braun lag auf dem Nachtschrank neben meinem Messer. Ein Andenken, hatte er gesagt. So weißt du, dass ich wiederkomme.
    Und ich, bescheuert, wie ich war, war wieder einmal rot geworden. Es war absurd tröstlich, dass jemand zu mir zurückkommen würde. Jetzt, nachdem ich alles andere  – jeden anderen – verloren hatte.
    Ich blickte auf die Holzschwerter. Die Hitze floss aus meinen Wangen hinunter über meinen Hals und sammelte sich in meiner Brust, gleich neben der Säureblase. Das Medaillon bildete einen warmen Punkt an meinem Brustbein.
    Blassgraues Licht schien auf die Schwerter. Sie sahen aus, als gehörten sie hier auf das Bett, auf den abgewetzten Samtüberwurf. Zumindest eher als ich. Mein unrasiertes Knie wies frischen Schorf auf und mein anderes Bein eine Abschürfung vom Teppich.
    Als es Abend wurde, stand ich auf. Meine Beine waren ein bisschen wackelig, weil ich sie so lange angewinkelt hatte. Eines der Holzschwerter nahm ich mit ins Bad. Dort hing ein schön großer Spiegel über dem Waschbecken, und auch das Licht war hier gut, warm und golden von den staubigen Birnen. Ich strich über mein zerzaustes Haar und die Schatten unter meinen Augen.
    Bloß ein durchschnittliches Teenager-Mädchen, dünn und linkisch. Meine Wangenknochen waren zu groß für mein Gesicht, meine blauen Augen in einem anderen Ton als Christophes. Die Augen hatte ich von Dad, einschließlich der matten Lavendellinien in der Iris. Mein Haar war wie Moms, aber ohne ihre weichen glänzenden Locken. Meines war kraus und widerspenstig, wenn auch nicht mehr so ein wirrer Wust wie früher.
    Zumindest waren die Blutergüsse verschwunden, was wohl dem Bad zu verdanken war. Doch darüber konnte ich mich nicht freuen. Ich war viel zu blass. Sah man von den Schatten unter meinen Augen und den beiden fiebrig roten Punkten auf meinen Wangen ab, wirkte ich wie ein Geist.
    Und ich musste es schließlich wissen, denn ich hatte ja schon einige gesehen.
    Ich hob das Schwert, schwenkte es hinunter und wieder nach oben. »Malaika«, flüsterte ich. Es schien wirklich hierher zu gehören, zu dem ganzen Samt, dem Satin und dem groben Stein.
    Aber nicht ich. Die Ringe unter meinen Augen waren Überbleibsel der Schwellung. Meine Unterlippe war zu schmal, die Oberlippe zu fett, die Nase zu lang und das Haar eine Katastrophe. Das Karohemd stellte einen schrillen Mix aus Rot, Gelb und Grün dar, und auf meinen Schlaf-Boxershorts prangten Pinguine. Nicht zu vergessen, dass sie nach wie vor in meinem Po klemmten.
    Okay, ich würde nie einen Preis als bestgekleideter Teenager gewinnen.
    Aber ich war tough, oder etwa nicht? Ich hatte Dad ausfindig machen können, egal, was

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