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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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er gerade jagte. Ich hatte Graves von einem wahnsinnigen Werwolf und durch einen Schneesturm von dem verlassenen Einkaufszentrum fortgebracht und mich allein Sergej entgegengestellt. Ja, ich war gerettet worden, na und? Bis dahin hatte ich einige Runden gegen ihn durchgehalten, ihm in den Kopf geschossen und es geschafft, lebend aus dieser Nummer herauszukommen.
    Dad. Und Gran. Und Mom. Alle tot.
    Etwas, das zu heiß für Tränen war und dafür zu stark brannte, stieg in meinem Hals auf. Ich war als Einzige noch übrig.
    Wenn du ein braves Mädchen bist, geh in die Kurse, ganz gleich, wie langweilig sie sind, und sperr die Ohren auf! Ich bringe dir bei, wie du sie benutzt. Deine Mutter war eine Meisterin der Malaika. Ich weiß nicht, wieso sie ihre zurückließ. Er hatte das Heft wieder berührt, befremdlich zaghaft, und dabei seine Mundwinkel heruntergezogen. Ich habe das Paar, das sie verwendete, an einem sicheren Ort. Wenn du so weit bist, ist es dein.
    Mein Atem blieb mir im Hals stecken. Ich erlaubte mir, mich an meine Mutter zu erinnern, was das Schmerzlichste war, weil … nun, war es eben.
    An ihr Haar, das immer warm gewesen war und nach frischem Parfum gerochen hatte. An ihr herzförmiges Gesicht und daran, wie schön selbst ihre kleinsten Gesten gewirkt hatten. An ihre dunklen Augen und Dads Foto von ihr in seiner Brieftasche, bei dem die Plastikfolie über dem Gesicht schon ganz dünngerubbelt war.
    Der blanke Fleck war noch da, das Foto nicht mehr. Hätte ich Dads Brieftasche jetzt hervorgeholt, hätte ich innen nur noch die Plastikfolie mit der Stelle vorgefunden, an der ich jedes Mal rieb, wenn ich mir einen Zwanziger oder einen Fünfziger nahm. Und sah ich lange genug hin, konnte ich sogar die zarten Linien und Falten ihres Gesichts von vor langer Zeit erahnen.
    Oh Gott! Ich drängte die Erinnerungen weg, die an die Oberfläche wollten, war aber leider nicht schnell genug. Man kann nie schnell genug aufhören, an etwas zu denken. Etwas, das schmerzte, stach viel zu rasch zu, als dass man beizeiten den Deckel draufknallen und es wegdrücken könnte.
    Wir spielen ein Spiel, Dru. Sie hatte mich in einem Wandschrank versteckt und war hinausgegangen, um gegen Sergej zu kämpfen. Dad hatte mich zu Hause gelassen, um allein gegen Sergej anzutreten. Gran hatte versucht, bei mir zu bleiben, aber das Alter hatte sie eingeholt. Ihr Körper verfiel vor meinen Augen, und ich konnte ihr ansehen, wie sehr sie es hasste, mich zu verlassen. Sie hatte den ganzen Sommer durchgehalten, aber als die ersten kalten Winterwinde aus dem Tal heraufbliesen, war es zu viel für sie geworden, und im Krankenhaus …
    Da war er wieder, der schmerzliche Gedanke. Ich atmete langsam aus, als hätte ich mich durch einen Krampf arbeiten müssen. Es half nichts. Dieser Krampf war innen, so tief, dass ich ihn mit tiefem Atmen nicht erreichte.
    Ich war weder so hübsch wie Mom noch so klug wie Dad. Ich war nicht gut in allem, was ich tat, wie sie beide, sondern nur ein dürres, nerviges Mädchen.
    Ich blickte mein Spiegelbild an. Ich sah nicht aus, als sollte ich das Holzschwert halten. Mit einer Hand streckte ich es ungeschickt auf Abstand von mir wie einen Baseballschläger, von dem ich fürchtete, dass er mich beißen könnte.
    Bloß ich. Bloß Dru.
    Das Mädchen im Spiegel lächelte verhalten, was wohl bedeutete, dass ich es ebenfalls tat, obwohl mein Gesicht sich wie eingefroren anfühlte. Vorsichtig nahm ich die Hand herunter und ließ das Schwert baumeln.
    Dann stapfte ich zum Bett zurück und schob die Schwerter unter den Staubbehang zu Dads Brieftasche. Niemand durfte erfahren, dass ich sie besaß. Wie ich auch keinem erzählen durfte, dass ich Christophe gesehen hatte. Aber es gab einen Menschen, dem ich es sagen musste. Vorausgesetzt, Graves war nicht zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Freunden herumzuziehen, und ich erwischte ihn allein, hätte er … was hätte er denn tun können?
    War es überhaupt fair, ihn mit alldem zu belasten und zu bitten, dass er mir half, alles zu begreifen und damit klarzukommen?
    Vor allem durfte ich niemanden wissen lassen, dass ich einen Auftrag erledigen musste, einen, den Christophe mir gab. Und der lautete herauszufinden, wer in der Schola mich dringend genug tot sehen wollte, dass er auch gleich Christophe mit verriet.
    Ich bin also nicht hübsch, nicht klug und hundert andere Dinge ebenso wenig. Aber ich bin trotzig … und tough.
    Und es war an der Zeit, einzusetzen, was ich

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