Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)
schaufelte eines der Steaks auf und biss mühelos ein großes Stück ab.
Wenn das nicht interessant ist! »Und du nicht?« Ich spielte mit einem Sirupstreifen auf meinem Teller, indem ich die Gabelzinken hindurchzog und Kreise malte.
»Es gibt haufenweise Betten, aber nicht alle Wölfe schlafen in welchen. Das ist kompliziert.« Er biss noch einen großen Brocken ab. Das Fleisch schmatzte ein bisschen, und mir wurde richtig komisch.
Gewöhn dich dran, Dru!
Aber mir fielen die Werwolfzähne ein, die sich in Graves’ Schulter gegraben hatten, und bei diesem Gedanken wurde mir ganz grün – und das war kein hübsches Frühlingsgrün, wohlgemerkt.
»Hey, Hundejunge!«, brüllte ein Djamphir im Vorübergehen. Er war einer von Irvings Freunden, ein schmaler Dunkelhaariger in einem roten T-Shirt und einer Jeans, der sich mit unheimlicher Geschmeidigkeit bewegte. »Runter auf den Boden mit deinem Fraß!«, befahl er hämisch und verschwand.
Dibs zog seine Schultern noch höher, und der Säureklumpen in mir brodelte auf, als wäre etwas in ihn hineingetropft. Ich schob meinen Stuhl zurück und war sprungbereit, als Dibs’ Hand überraschend kraftvoll auf meinem Handgelenk landete.
»Vergiss es!«, flüsterte er. »Das hat nichts zu bedeuten.«
»Und ob! « Ich wollte meine Hand zurückziehen. »Es hat wohl etwas zu bedeuten!«
Ein Raunen ging durch die Cafeteria. Ich drehte mich um und sah dem Djamphir nach. Er setzte sich an Irvings Tisch, einen der ersten Plätze in der Cafeteria-Rangordnung, und lachte. Seine Freunde lachten gleichfalls. Mein Zopf schlug mir gegen den Rücken, als ich wieder versuchte, mich von Dibs zu befreien.
Mark. Mein Gedächtnis lieferte mir in dem Moment den Namen des Djamphirs, in dem meine freie Hand sich zur Faust ballte. Ich bin ziemlich sicher, dass er Mark heißt. Er sieht sogar aus wie ein Mark. Oh ja!
»Wow, dir ist das echt nicht egal!« Er lachte ein bisschen unsicher. »Lass es gut sein! Guck mal, mich regt es auch nicht auf. Und du kriegst nur Ärger, wenn du irgendwas sagst. Halt lieber die Füße still!«
Die Spannung ließ ein klein wenig nach, verschwand jedoch nicht. Meine Schultern unter dem T-Shirt und dem Kapuzenpulli blieben hart, und mir war der Appetit gründlich vergangen.
»Mit denen legt man sich nicht an.« Er ließ meine Hand Finger für Finger los. »Nicht wegen einem Wolf. Sie machen es nicht dir schwer, okay, sondern mir. Aber keine Sorge, die Alphas kümmern sich darum, früher oder später. Das tun sie immer.«
»Manno!« Ich atmete zittrig aus. Mich hatte schon vorher die herablassende Art gestört, mit der Christophe Graves behandelte, als wäre er minderwertig, irgendwie beschmutzt. Es nervte mich, dass die Djamphire ganz oben in der Nahrungskette standen.
Ich dachte, hier wäre es anders. Nie hätte ich geglaubt, dass sie in der Echtwelt dieselben beknackten Highschool-Spielchen veranstalteten. Aber leider war es genau dasselbe. Wie deprimierend! Konnte man dem denn gar nicht entkommen?
Natürlich war es keine glorreiche Idee, einen Kampf zu provozieren, nachdem ich gerade beschlossen hatte, es noch einmal neu zu versuchen. Wenigstens den Anfang sollte ich richtig hinbekommen.
Dibs beobachtete mich mit zusammengezogenen Brauen, zwischen denen eine steile Falte entstand. Er sah aus wie ein Golden Retriever, den ich einmal kennengelernt hatte, ein niedlicher Hund in einem Wohnwagenpark außerhalb von Pensacola. Wie Dibs den Kopf zur Seite neigte und kaute, verstärkte die Ähnlichkeit noch.
Kraul ihn doch hinter den Ohren, und sag ihm, was für ein Braver er ist! Ich schluckte, angewidert von meinen Gedanken. Ich war nicht wie sie, diese überheblichen, hübschen Djamphir- Jungen. Ich war schon immer eine Außenseiterin gewesen.
Ich stocherte in meinen Pfannkuchen herum, als würde ich der Blödheit ins Gesicht pieken. »Benehmen die sich alle so? Die Djamphire? «
»Ja – also, ich meine, mit Ausnahme von dir. Graves sagt, du wärst anders. Er sagt …«
»Hi, Dru!« Graves zog einen Stuhl auf der anderen Seite neben mir heraus und ließ sich daraufplumpsen. Er roch nach kalter Luft und Zigarettenrauch; in seinem langen schwarzen Mantel hing noch die Kälte von draußen. Die geröteten Wangen standen ihm, und sein Ohrring glitzerte. Auch seine Augen. »Dibs, schön, dich zu sehen, Alter!«
Dibs hatte den Mund so schnell zugeklappt, dass ich mich fragte, ob seine Zunge es unbeschadet überstanden hatte. Nun machte er sich wieder über
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