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Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verraten: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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ähnelte einem kalten seidigen Flüstern.
    Ich senkte den Blick und starrte auf Christophes Hals. Sein Adamsapfel bewegte sich, als er schluckte, und dann sprach er in demselben geschäftsmäßigen, amüsierten Tonfall wie bei unserer ersten Begegnung.
    »Also, sprechen wir über etwas Sinnvolles. Du wurdest angegriffen? Wann? Darüber will ich zuerst alles hören; anschließend kommen wir zu Anna.« Er zupfte den Zettel aus meinen gefühllosen Fingern, hielt ihn sich an die Nase und atmete ein, wobei er keinen Millimeter zurückwich. Die Nachricht verschwand in seiner hinteren Jeanstasche, einfach so. Sie war auf einmal fort. »Aha, Dylan. Gerissener alter Mann! Das hier war mal unser Treffpunkt.«
    »Ich … was? Du Schande!« Wieso legte Dylan mir Nachrichten auf mein Kopfkissen? Nun, wenigstens war ein Rätsel gelöst.
    Christophe beugte sich weiter zu mir, seine Hände wieder neben meinen Schultern aufgestützt. »Er bestätigt mir seine Loyalität. Rührend! Und er gibt dir einen Grund, deine Leine tagsüber zu lockern, was mir nicht unbedingt gut gefällt. Und jetzt erzähl! Wann?«
    Ich berichtete ihm alles und achtete derweil verstohlen auf seinen Gesichtsausdruck. Es war beinahe wohltuend, die ganze Geschichte loszuwerden, so wie wenn man eine Brandblase aufstach oder eine Pickelkruste abpulte. Was jedoch nicht bedeutete, dass einem das Reden besonders leichtfiel, wenn einem ein Djamphir ins Gesicht starrte. Noch dazu einer, dessen Gabe beständig aufflackerte und dessen Eckzähne kleine Grübchen in seine Unterlippe bohrten. Er verspannte sich spürbar, als ich zu dem Teil mit Ash und dem Blutsauger kam. Prompt überlegte ich, was ich tun sollte, wenn er wütend wurde. Könnte ich ihn kurzerhand ins Wasser stoßen und wegrennen?
    Meine Stimme versagte, als ich Ash beschrieb, der an mir schnüffelte – einfach nur schnüffelte, nachdem er ein paar Blutsauger in Stücke gerissen hatte; Blutsauger, die sagten, dass der Meister etwas wollte.
    Man musste kein Einstein sein, um zu kapieren, dass der »Meister« Sergej war. Oder was er von »der kleinen Schlampe« wollen könnte.
    »Mój boże«, flüsterte Christophe. »Bist du sicher? Sicher, dass er es war?«
    Ich nickte. Er war so nahe, dass ich kaum atmen konnte. Das war exakt, als hockte man neben einem Ofen, in dem gerade ein extrem würziger Apfelkuchen buk. »Er hat Graves gebissen. Ich würde ihn jederzeit wiedererkennen.«
    »Mój boże«, wiederholte er und packte meine Schultern. Ich war verwirrt, was sich nicht gab, als er mich umarmte und sein Kinn auf meinen Kopf stützte. Er war nicht so groß wie Graves, aber drahtig stark und sehr warm, ja, so warm, dass es durch seine Kleidung brannte. »Er muss sie alle getötet haben, sonst hätte Sergej Verstärkung geschickt. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.« Es klang, als würde er mit sich selbst reden, und ich war wie erstarrt. Außer Graves war ich dieser Tage keinem so nahe gewesen, und es fühlte sich komisch an.
    Komisch und warm. Ja, richtig rundum warm, ähnlich einem Bad in warmem Öl. Es erinnerte mich an die seltenen Umarmungen von Dad, wenn ich irgendetwas richtig gut gemacht hatte. Und doch war da noch etwas anderes. Dad hatte nicht wie Apfelkuchen gerochen, er hatte mich nie so fest umarmt, dass meine Knochen knirschten, und in mein Haar geatmet. Christophes Atem konzentrierte sich als warmer Flecken auf meinem Kopf. Nun bewegte er sein Kinn zur Seite, und seine Hände spreizten sich auf meinem Rücken. Das Medaillon, eingefangen zwischen uns auf meinem Brustbein, bildete einen harten warnenden Klumpen.
    »Guter Gott!« Seine Arme waren nicht mehr angespannt, dennoch war er eindeutig verkrampft. Ich hingegen versuchte zu begreifen, was für ein Gefühl das war.
    Dann traf es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das war Sicherheit. Christophe würde nicht zulassen, dass jemand mir weh tat. Ich weiß nicht, wann ich begann, das zu glauben, statt Angst vor ihm zu haben, aber jetzt glaubte ich es. Mich überkam dasselbe Gefühl wie früher, wenn ich in einem fremden neuen Haus gesessen hatte und Dads Truck in die Einfahrt rumpeln hörte. Diese Gewissheit, dass jetzt jemand bei mir war, der sich kümmerte, damit ich ein bisschen entspannen und einfach bei ihm bleiben konnte.
    Als hätte ich wieder meinen Platz in der Welt gefunden.
    Eine kurze Weile standen wir noch so da, Christophe und ich. Ich atmete den Apfel-Zimt-Duft ein, und alles andere kippte fort. Das Bootshaus knarrte

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