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Straße der Diebe

Straße der Diebe

Titel: Straße der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Enard
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späten Stunde drang Licht durch die Tür, ich dachte mir, dass er sich gerade eine oder zwei Flaschen schlechten Rotwein genehmigte, während er sich alte spanische oder französische Zeitschriften mit nackten Mädchen anschaute. Tatsächlich saß der Alte mit einem Liter Roten im hinteren Teil seines Ladens; wütend hob er den Kopf von seinem Playboy , erkannte mich, lächelte schüchtern, fassungslos. Cheikh Nouredine warf einen verächtlichen Blick auf ihn, er sprach ein kurzes Gebet in klassischem Arabisch, du bist die Schande des Viertels, unser Viertel ist ein ehrbares Viertel, achte Gott und unser Viertel, Ungläubiger, wir sind die Strafe der Ungläubigen, der Untergang der Gottlosen, verschwinde sofort aus unserem Viertel, achte Gott, unsere Frauen und unsere Kinder, der Buchhändler rollte irre mit den Augen; sein Blick sprang von links nach rechts, lag auf Bassam, auf mir, kehrte zum Cheikh zurück, der seinen Bannfluch herunterbetete. Er hatte noch immer sein Glas in der Hand, als könnte er nicht glauben, als fragte er sich, ob ich ihm einen schlechten Streich oder etwas Ähnliches spielte. Dann brüllte der Cheikh, möge Gottes Zorn über dich kommen!!!, und drehte sich zu mir um, Bassam schlug seinen Mantel auf, um seinen Hackenstiel hervorzuholen, und sah mich ebenfalls an. Alle drei starrten mich an, der Buchhändler sagte mit tonloser Stimme, was soll denn der Scherz?, Bassam sah mich flehentlich an, so in der Art nun mach schon, los, worauf wartest du, Scheiße, Mann, fang an, der Cheikh maß mich mit seinem Blick, ich schlug ebenfalls meinen Mantel auf und holte meinen Knüppel hervor, der Buchhändler sah entsetzt zu mir, überrascht und entsetzt, er sprang vom Stuhl auf, kam auf meiner Seite hinter dem Schreibtisch vor, als wollte er fliehen, ich wollte ihm nicht wehtun, er versuchte, meinen Knüppel zu packen, er begann uns zu beschimpfen, Saubande, Hunde, Arschlöcher, fickt euch doch, da versetzte ihm Bassam einen kräftigen Schlag auf die Schulter, man hörte ein trockenes Geräusch, er heulte auf vor Schmerz und brach zusammen; während er sich an meinen Mantel und meine Beine klammerte, schlug Bassam ihm mit viel Schwung den Knüppel in die Rippen, der Buchhändler heulte wieder auf, stieß fürchterliche Gotteslästerungen aus, Bassam strafte ihn dafür mit einem Schlag auf den Schenkel, wobei er auf den Knochen zielte, der Mann begann zu stöhnen. Bassam lächelte, winkte mit seinem Stock. Einen Moment lang fragte ich mich, ob er mir nicht auch auf die Fresse geben würde. Cheikh Nouredine beugte sich über den Buchhändler, der am Boden stöhnte, sagte, ich hoffe, du hast verstanden, dann versetzte er ihm einen Fußtritt, dass er aufjaulte. Tränen rannen dem armen Kerl übers Gesicht, ich konnte nicht mehr hinsehen, ich steckte meinen Holzknüppel wieder ein und ging hinaus. Bassam folgte mir, dann der Cheikh; ich hörte noch, dass er auf sein Opfer spuckte, bevor er ging. Ich rannte zurück zum »Haus der Verbreitung des koranischen Gedankenguts«, die anderen hinter mir her. Als ich ankam, warf ich meinen Knüppel auf den Teppich und schloss mich in mein Zimmer ein. Ich zitterte vor Hass, ich hätte Cheikh Nouredine und Bassam in Stücke reißen können. Und mich selbst auch. Am liebsten hätte ich mich in Stücke gerissen. Ich saß auf meinem Bett und fragte mich, was ich tun sollte. Ich hatte keine Lust mehr, hier zu bleiben. Ich war voller übermenschlicher Kraft, voller Wut, voller unglaublicher Gewalt. Ich nahm alles Geld, das ich besaß, und ging hinaus. Die Gruppe war wieder beim Gebet, ich durchquerte das große Zimmer ohne jede Rücksichtnahme, Bassam hob den Kopf, während er sich niederwarf, um mir ein Zeichen zu geben, ich ging und schlug die Tür hinter mir zu.

Ich hatte zweihundert Dirham in der Tasche, genug für einige Gläser. Ich zögerte, ob ich sie nicht dem Buchhändler als Wiedergutmachung geben sollte, doch ich schämte mich zu sehr, um zu ihm zurückzukehren. Außerdem war er vielleicht im Krankenhaus. Ich hoffte, dass Bassam ihm nichts gebrochen hatte, ich hätte es Cheikh Nouredine mit meinem Knüppel heimzahlen sollen, es hätte ihm gutgetan, ein paar verpasst zu kriegen. Bassams Blick hatte mir Angst eingejagt. Es war eine Probe. Und jetzt, was sollte ich jetzt tun, die Gruppe verlassen, auf die Straße zurückkehren, Arbeit suchen? Morgen würde ich weitersehen. Im Augenblick wollte ich mein Elend vergessen.
    Ich rannte durch Tanger bis zu der kleinen

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