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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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überleben.«
    Entsetzlich, was seit nunmehr beinahe zwanzig Jahren in Albi und anderen reichen Städten des Languedoc geschah! Wer nur in den Verdacht geriet, zu den Reinen zu gehören, verlor alle Rechte, seinen Besitz, inzwischen sogar das Leben. Die kirchliche Obrigkeit hatte eine Unzahl von Verhören durchgeführt. Das Netz war eng gespannt. Man gab sich keine Mühe mit komplizierten Prozessverfahren. In einer Art Standgericht wurden die Delinquenten von der Inquisition abgeurteilt. Wer nicht sofort gestand, tat es unter der Folter. Man munkelte, es seien neuartige Methoden erdacht und erprobt worden, die jeden zum Sprechen brachten.
    Und dennoch war der Funke noch nicht erloschen. Einige waren nach Italien geflohen, wo sich in abgeschiedenen Gegenden neue Gemeinden gebildet hatten; andere nach Norden, wieder andere nach Süden, über die Berge nach Al- Andalus. Wie lange würde es dauern, bis die Milizen des Papstes sie auch hier aufspürten?
    Ich fröstelte.
    »Du bist so unruhig«, sagte er und musterte mich aufmerksam. »Was ist mir dir?«
    »Willst du wissen, weshalb?«
    Für einen Moment lag mir das Herz auf der Zunge. Ihm gestehen, wer ich wirklich war und woran ich glaubte, keine Lügen mehr, kein Verstellen - wie ruhig und sicher würde mich das machen!
    Dann jedoch verflog meine Begeisterung, und der Verstand begann wieder zu arbeiten. Eine große Verantwortung lag auf mir, nicht nur für mich und Diego, sondern auch für das Schicksal der anderen. Ein Einziger, der am falschen Ort redete, brachte alle in Gefahr. Wir konnten uns keine Mitwisser leisten, erst recht keine, die das Tatzenkreuz auf dem Rücken trugen. Niemals dufte ich vergessen, was uns trennte, auch wenn ich ihn noch so sehr liebte!
    »Diego wird León für eine ganze Weile verlassen«, sagte ich. »Er muss nach Pau. Über die Grenze. Geschäfte, du verstehst.«
    Er lächelte, überrascht und erfreut zugleich. Ich liebte es, wenn sein Gesicht hell wurde.
    »Wann bricht er auf?«, fragte er.
    »Nächste Woche. Er schließt sich einer Handelskarawane an.« Natürlich verlor ich kein Wort darüber, dass jene
    Gemeinschaft in erster Linie als Tarnung diente und der Rückweg wichtiger war als der Hinweg. Diegos eigentliches Ziel war ein anderes - die Rettung eines Vollkommenen, den er sicher über den Somport-Pass bringen sollte, damit er bei uns ein neues Leben beginnen konnte.
    »Ich wünsche ihm eine friedliche, ertragreiche Fahrt«, sagte Oswald. »Und wie erfahre ich, wann er abgereist ist?«
    »Ein Bote wird dir die Nachricht überbringen.« Ich hielt kurz inne. »Aber kann er dich in der Komturei auch ungestört sprechen?«
    Das unbedingte Gebot der Keuschheit galt nicht nur für mich, sondern auch für ihn, das vergaß ich immer wieder. Manchmal hätte ich wissen mögen, ob er ebenso begierig war wie ich, es zu übertreten.
    »Auf den Bruder an der Pforte ist Verlass. Schick deinen Boten bald, so bald wie möglich. Ich zähle die Tage und Nächte.« Er nahm mich in die Arme. »Aber eines weiß ich jetzt schon: Der allerschönste Bote trägt deinen Namen - Blanca.«
    Er küsste mich, und ich nahm seinen Atem in mir auf wie ein Versprechen. Auch er schien ungewöhnlich bewegt. Oswald hielt mich umschlungen und wollte mich nicht gehen lassen.
    »Es ist schon spät. Ich muss jetzt wirklich los, mein Liebster.« So sanft ich konnte, entwand ich mich ihm. »Aber schon sehr bald hat das Warten ein Ende.«
    »Weißt du eigentlich, dass meine Liebe mir manchmal Angst macht?« Er war so ernst wie nie zuvor. »Als ob ich deine Seele nicht besitzen könnte, ohne meine zu verlieren.«
    Ich wusste genau, was er meinte.
    Und liebte ihn noch mehr dafür.
    *
    »Es stimmt mich unbehaglich, dich ausgerechnet während deiner Endura so lange allein zu lassen«, sagte Diego, nachdem wir unsere Mahlzeit beendet hatten, Fischsuppe, Gemüse und geröstetes Brot.
    Die Reinen lehnten den Verzehr von Eiern, Käse und Fleisch ab, und wir bemühten uns, es ihnen schon jetzt nachzutun. Diego fiel es schwer, auf Braten, Schmalz und Schinken zu verzichten, und manchmal schien er sogar die Hündin zu beneiden, wenn Rena an seinem saftigen Knochen kaute. Ich dagegen hatte mich an die einfache Küche gewöhnt, ebenso wie an die strengen Fastenregeln.
    »Was, wenn du Hilfe brauchst? Ermutigung? Oder jemanden, mit dem du reden kannst? Nein, es ist nicht gut, wenn du jetzt allein bist. Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen.«
    Er hatte Katzenaugen. Seine dunklen

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