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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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nicht.
    Würde es jemals aufhören?
    «Pamplona.« Die erste Stadt, die mir in den Sinn kam. Weit genug, um die Dauer seiner Abwesenheit zu erklären. Und nicht zu nah an den Pässen nach Frankreich, wie ich nur hoffen konnte.
    Die Dominikaner erhoben sich.
    »Eines noch«, sagte Francisco, als sie schon fast an der Tür waren. »Wir sollten zum Abschied gemeinsam das Vaterunser beten.«
    Sein letzter Trumpf. Sancha und ich tauschten einen entsetzten Blick. Keiner der Reinen nahm diese Worte in den Mund. Unser Gebet lautete anders. Schon beim ersten Satz würden sie wissen, wen sie vor sich hatten.
    »Vater unser im Himmel«, begann Fra Julio mit lauter Stimme, »dein Reich komme ...«
    Aus meinem Mund drang ersticktes Gurgeln.
    »Sie stirbt!«, rief Sancha und stürzte an meine Seite. »Erbarmen! Seht ihr denn nicht, dass sie stirbt?«
    Die Mönche, im Gebet unterbrochen, starrten mich kalt an.
    Verzweifelt rang ich nach Luft. Ich konnte es nicht länger ertragen - ihre Blicke, ihre Fragen, ihre Anwesenheit ...
    Das Band hatte sich gelöst. Das Leintuch klaffte vorne auf.
    Franciscos Gesicht versteinerte.
    »Die Male.« Seine Lippen bebten. »Seht ihr nicht? Rote Male - überall. Ein Medicus hat mich davor gewarnt. Sie sind die Zeichen des Todes. Kommt, Brüder, verlassen wir diese Brutstätte, bevor die Seuche auch uns befällt!«
    *
    Er war fort.
    Ich konnte es nicht fassen, Oswald war fort - ohne Kuss, ohne Wort, ohne Brief.
    »Er ist abgesegelt, ohne sich von mir zu verabschieden?«
    »Nein, nicht der Kreuzzug. Das kann noch dauern. Es kam ganz überraschend. Er wurde zum Rabanalpass berufen«, sagte Consuelo. »Und als Mönch muss er gehorchen. In Galicien haben sich in letzter Zeit Überfälle auf durchziehende Pilger gehäuf t . Die Templer sollen offenbar nach dem Rechten sehen. Ich denke aber, er wird bald wieder zurück sein.«
    »Das hat er dir alles erzählt?«
    Es gefiel mir nicht, dass sie sich während meiner Krankheit so nah gekommen waren. Vielleicht näher, als ich ohnehin schon befürchtete.
    Sie ließ ein gurrendes Lachen hören.
    »Sie ist ja eifersüchtig, meine kleine, blasse Freundin! Dazu hat sie allerdings keinen Grund. Ich habe lediglich mit deinem Ritter geplaudert, um sein trauriges Herz fröhlicher zu stimmen. Aber darin wohnt nur eine Einzige - Blanca! Und was für Sorgen er sich um dich gemacht hat!«
    Sie wollte mich umarmen, aber ich wich zurück.
    »Wir sollten vorsichtig sein. Der Jude, von dem ich die Medizin erhalten habe, hat angeordnet, dass all meine Wäsche verbrannt wird. Und das Zimmer musste mehrmals gründlich ausgeräuchert werden. Wenn nun auch noch du ... oder dein Kind ...«
    Sie ließ die Arme sinken.
    »Die Schwarzen Brüder sollen neulich bei euch gewesen sein. Consuelos Lächeln war erloschen. »Was wollten sie?«
    »Da musst du sie schon selber fragen. Jedenfalls waren sie schnell wieder verschwunden.«
    »Ohne die fromme Sancha mitzunehmen?«
    »Sie hat mich liebevoll gepflegt«, erwiderte ich. »All die lange Zeit.« Und sie war sehr tapfer, fügte ich im Stillen dazu. »Ich will mich nicht länger über sie lustig machen. Irgendwie tut sie mir sogar Leid.«
    »Das kann sie auch. Denn dein stolzer Bruder wird sie niemals erhören. Manchmal frage ich mich allerdings, weshalb er nicht heiraten will.«
    »Spotte nicht über Diego! Das hat er nicht verdient.«
    »Ach, mit dir ist ja heute gar nichts anzufangen!« Consuelo zog eine Schnute wie ein enttäuschtes Kind. »Was machen wir nur, um dich auf andere Gedanken zu bringen?« Sie überlegte. »Ich weiß - du begleitest mich zum Markt!«
    »Es ist heiß und stickig und ich fühle mich noch sehr schwach«, protestierte ich. »Und außerdem ...«
    »Keine Ausreden! Du begleitest mich und damit Schluss. Du wirst doch nicht eine hilflose Schwangere allein lassen?«
    Sie zog sich um und beträufelte sich mit einem arabischen Öl. Danach roch sie so betäubend, dass ich es vorzog, mich etwas hinter ihr zu halten. Ich trödelte absichtlich, ließ mich immer weiter zurückfallen. Anfangs sah sie sich ständig nach mir um und forderte mich auf, neben ihr zu gehen, aber als ich stur blieb, gab sie es schließlich auf. Mein Widerwille hatte sich längst gelegt. Inzwischen genoss ich den Lärm und die Lebendigkeit ringsherum.
    Wie lange war ich nicht mehr unter Menschen gewesen, hatte nicht mehr den Duft der Gewürze und Lebensmittel gerochen, die an den kleinen Ständen frisch zubereitet wurden!
    An einem der hinteren

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