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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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dem Bauch liegen. Ihr Kleid war zerfetzt, ihr Rücken ebenso. Ihre Wirbelsäule schaute hervor.
    Sie alle stolperten nun zum Waldrand, zur Postkutschenroute, und machten sich auf den Weg.
    Nach Mud Creek.
    Fünf
    Sheriff Matt Cage saß an seinem Schreibtisch und trank Kaffee. Die Tür ging auf, und Caleb kam herein.
    »Setz dich, du altes Furzgesicht«, sagte Matt.
    »Es macht dir doch nichts aus ... Hast du noch was anderes zu trinken als diese Katzenpisse?«
    Matt lächelte, öffnete eine Schreibtischschublade und holte mit der einen Hand zwei Schnapsgläser, mit der anderen eine Flasche billigen Whisky heraus.
    Caleb setzte sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. »Jetzt erzähl mal«, sagte er.
    Matt schenkte Whisky ein. Er füllte eines der Gläser, hielt jedoch inne, als die ersten Tropfen den Boden des anderen Glases benetzten. Am Boden des Glases lag eine Fliege.
    »Ich seh sie«, sagte Caleb. »Schenk ruhig weiter ein.«
    Caleb lehnte sich vor, umfasste Matts Hand und goss das Glas voll. Dann nahm er es und nippte daran. Matt runzelte die Stirn.
    »Als ich«, sagte Caleb, »bei den Indianern gelebt hab – sollen sie alle furchtbar verrecken, damit das Volk Gottes ihren Platz einnehmen kann –, da war eine Fliege, die in die Suppe fiel, nichts weiter als eine kleine Extraportion Fleisch. Wir haben einfach kräftig umgerührt. So mach ich’s immer noch. Hält mich gesund.«
    »Mein Gott, Caleb, warum geb ich mich eigentlich mit dir ab?«
    »Liegt wohl an meinem natürlichen Charme.«
    Caleb nahm einen kräftigen Schluck, und schon war der Whisky mitsamt der Fliege weg.
    »Noch einen«, sagte er.
    Matt schenkte nach.
    Caleb erhob das volle Glas zu einem Trinkspruch. »Auf Frauen mit zwei Beinen, wie ich sie am liebsten mag: Füße am einen Ende und die Muschi am andern.«
    Sie tranken.
    »Weißt du was«, sagte Caleb und wischte sich mit seinem schmutzigen Ärmel den Mund ab, »der heutige Abend erinnert mich an damals, als wir die Rothaut aufgehängt haben. Richtiges Aufhängwetter draußen. Frisch und kühl.«
    »Fang nicht schon wieder damit an, Caleb.«
    Caleb griff unter sein Hemd und holte eine Lederschnur hervor, die er um den Hals trug. Ein Paar Frauenohren hingen daran.
    »Tu das weg«, sagte Matt.
    »Wirst du auf deine alten Tage noch zimperlich?«
    »Kann’s nur nicht mehr sehen, das ist alles.« Matt stand auf. »Ich dreh meine Runde.« Er nahm seinen Hut von einem Haken an der Wand.
    »Mach das. Ich bleib schön hier und leiste der Flasche da Gesellschaft.«
    »Das ist der richtige Platz für dich. Vielleicht erwischst du sogar noch die eine oder andere Fliege. Und Caleb, tu mir einen Gefallen. Trink nicht aus der Flasche.«
    Matt ging hinaus.
    Caleb nahm die Flasche, setzte sie an und genehmigte sich einen tiefen Schluck.
    Sechs
    Vor seinem Büro blieb Matt stehen und sah die Straße hinunter.
    Caleb hatte recht. Aus irgendeinem Grund erinnerte auch ihn der heutige Abend an damals, als der Indianer gelyncht wurde. Er hätte Caleb gleich hinterher umbringen sollen. Keine Ahnung, warum er sich von diesem Mann so ins Bockshorn jagen ließ, warum er ihn sogar wie einen Freund behandelte. Caleb war Abschaum. Aß Fliegen, hatte keinerlei Manieren – und was er der Frau des Indianers angetan hatte ... Gottlob war er nicht dabei gewesen.
    Er hatte ja wirklich versucht, das Ganze zu verhindern.
    Matt kniff die Augen zusammen und sah die Straße rauf und runter. Jener Abend trat ihm wieder ganz klar vor Augen. Er stand genau da, wo er damals auch gestanden hatte, als sie gekommen waren, um den Indianer und seine Frau zu holen.
    Caleb hatte die Meute angeführt. Mit einem Jagdmesser in der Hand.
    »Lass uns durch, Matt«, hatte er gesagt. »Das geht dich nichts an. Wir wollen den Indianer und seine Nigger-Tusse haben, und du wirst uns nicht daran hindern.«
    »Das kann ich nicht zulassen«, hatte er gesagt.
    Und dann war David Webb vorgetreten. Am Boden zerstört. Tränen in den Augen. »Er hat mein kleines Mädchen umgebracht«, hatte Webb geschrien. »Er ist ein Mörder. Du bist doch der Sheriff. Der Sheriff von Mud Creek. Wenn dir irgendwas an Gerechtigkeit liegt, dann lass uns durch.«
    Matt war eine Weile standhaft geblieben, die Hand am Griff seines Revolvers.
    Doch dann hatte er Caleb in die Augen geblickt, und Caleb hatte gesagt: »Du schützt einen Indianer, der ein Mörder ist, und eine verdammte Negerin. Hast du keinen Mumm in den Knochen? Lass uns durch!«
    Und das hatte er getan.
    Sie

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