Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Backe?«
Rudy blinzelte kräftig, und ich wusste, dass er die Tränen zurückhielt. Plötzlich brüllte er los.
»SCHEISSE!«
Ich beobachtete ihn dort im Schatten, und ich glaubte ihm. Rudy junior und seine Brüder hatten nicht gewusst, was ihr Vater in dieser Nacht trieb, waren nicht beteiligt an diesem Geschäft, waren jetzt aber genau wie Nita und Krista Morales Opfer der Ereignisse dieser Nacht.
»Sie kennen doch bestimmt die Absturzstelle«, sagte ich, »wo das Flugzeug der Drogenschmuggler runtergekommen ist, südlich von hier in der Wüste.«
Rudy sah bedächtig zu mir herüber.
»Ich bin früher als Jugendlicher da rausgefahren. Haben wir alle gemacht.«
»Hat Ihr Vater den Ort als Übergabestelle benutzt?«
Rudy runzelte die Stirn, aber ich sah, dass er nachdachte.
»Manchmal. Kojoten und Schmuggler haben das alte Wrack eine Weile ständig benutzt und dann jahrelang überhaupt nicht mehr. Ich erinnere mich noch, wie er gesagt hat, Mann, warum einen guten Platz ungenutzt lassen?«
»Was ist mit der Nacht, in der er getötet wurde?«
»Ich weiß es nicht. Es ist nicht so, dass er uns seine Routen und alles genannt hätte, aber diese Stelle da mochte er. Er sagte, sie sei leicht zu finden.«
Möglicherweise zu leicht.
Ich sah vor meinem inneren Auge Rudy seniors großen Laster aus der Wüste angerumpelt kommen und dann einen Mann, den man den Syrer nannte, schnell zuschlagen, um die menschliche Last für sich zu beanspruchen. Man konnte sich leicht vorstellen, wie Krista und Jack ins Netz des Syrers geraten waren.
»Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen, Rudy. Die Sinaloas, die zu Ihnen gekommen sind, können Sie die erreichen, wenn es sein muss?«
»Sie sind kein Fed?«
»Würde es etwas ändern, wenn’s so wäre?«
Er musterte mich einen langen Moment, dann wandte er sich ab, als sei es ihm peinlich, die Wahrheit einzugestehen.
»Unter den gegenwärtigen Umständen nicht. Nein. Ich will nur raus aus diesem Albtraum.«
»Wenn ich mit ihnen reden möchte, würden Sie das für mich arrangieren?«
»Ja. Ja, ich werde das arrangieren. Sie haben mir eine Nummer gegeben.«
Ich brachte ihn zurück, setzte ihn an seinem Wagen ab und fuhr dann nach Hause in die Stadt. Jeder hatte eine Geschichte, und die Geschichten passten zusammen, aber ich brauchte mehr, und ich brauchte es schnell.
Krista und Jack waren entführt worden. Von einem bajadore , den das Sinaloa-Kartell den Syrer nannte. Ich hatte an diesem Tag gute Arbeit geleistet.
Ich starrte über die Lichter der Autobahn hinweg in die schwarze Landschaft und wusste, dass Krista und Jack irgendwo dort draußen in der Dunkelheit waren. Wenn ich den Syrer fand, würde ich auch sie finden.
Ich fuhr mit heruntergelassenen Scheiben im reinigenden Tosen des Windes, bis ich die Wüste hinter mir gelassen hatte, und dann rief ich Pike an.
17.
Die Nachtluft war seidig und kühl, als ich in westlicher Richtung nach Los Angeles fuhr. Das heftige Kreischen des Windes wirkte auf mich beruhigend, als Joe meinen Anruf entgegennahm.
»Bist du an dem Hut dran?«
»Der Hut ist zum BMW aufgeschlossen und ihm dann zu einer Soju-Bar an der Vermont Avenue nördlich des Olympic Boulevard gefolgt. Der Hut und die Anzugfritzen sind rein, also behalte ich die Bar im Auge.«
Soju ist ein koreanischer Branntwein.
»In Koreatown?«
»Ja. Das Blue Raccoon.«
Ich notierte mir den Namen.
»Was machen sie gerade?«
»Unbekannt. Sie sind drinnen, ich bin einen Block entfernt. Die Bar befindet sich in einem zweigeschossigen Einkaufszentrum. Ein Barbecue-Restaurant. Noraebang-Studios. Ein paar Unternehmen. Parkservice. Eher obere Preisklasse.«
Ich umriss in groben Zügen, was ich von Rudy junior über die Koreaner und Sinaloas erfahren hatte und wie die Brüder zwischen die Fronten geraten waren.
»Sagt er die Wahrheit?«, fragte Pike.
»Ich glaube schon, ja. Die Polizei sitzt ihnen im Nacken, die Koreaner wollen ihre zweihunderttausend zurück und die Sinaloas lassen sie hängen. Das könnte uns nutzen. Wenn die Sinaloas die Wahrheit über diesen Burschen gesagt haben, den sie den Syrer nennen, kann es gut sein, dass er sich Krista und Berman zusammen mit den andern geschnappt hat. Rudy hat bestätigt, dass sein Vater die Absturzstelle hin und wieder als Übergabepunkt genutzt hat.«
Pike grunzte.
»Würde der Syrer sie über die Grenze bringen?«
Falls sie irgendwo in Mexiko waren, würde es deutlich schwieriger sein, sie zu finden und an sie
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