Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Vorhängeschloss zu verriegeln. Als er fertig war und wieder in seinem Wagen saß, zog ich an der Taco-Bude vorbei und bog hinter ihm auf die Straße.
Eine Dreiviertelmeile später bog Rudy Sanchez junior auf den Parkplatz des Ralph’s ein, wo Pike auf mich gewartet hatte. Zufall.
Er war bereits ausgestiegen und auf dem Weg hinein, als ich neben ihm anhielt.
»Einsteigen.«
Er versuchte an mir vorbeizukommen, also tippte ich kurz aufs Gas und versperrte ihm den Weg.
»Ich bin noch da, wenn Sie wieder rauskommen, Rudy. Steigen Sie ein.«
»Ich werde auf keinen Fall zu Ihnen einsteigen.«
»Wir wollen uns nur unterhalten.«
Er versuchte es in die andere Richtung, ich setzte zurück, versperrte ihm wieder den Weg.
»Reden, Rudy. Ich will Ihnen weder die Visage polieren noch Sie festnehmen. Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Er musterte mich.
»Sie sind kein Bundesagent?«
»Ich suche Krista Morales.«
»Ich kenn sie nicht.«
»Schon in Ordnung. Es genügt, dass ich sie kenne. Kommen Sie. Steigen Sie ein.«
Rudy starrte mich fünf Herzschläge lang an, dann ging er um die Motorhaube meines Wagens und stieg ein. Ich fuhr bis ans hinterste Ende des Parkplatzes und hielt in einem schattigen Bereich. Er saß ganz ruhig neben mir, starrte stur geradeaus, als würde er von einem gewaltigen Gewicht erdrückt und wüsste nicht, was er dagegen tun konnte.
»Stecken Sie und Ihre Brüder mit in der Geschichte?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Der alte Herr hat uns da rausgehalten. Es war allein sein Ding, nicht unseres. Er wollte nicht, dass wir da unsere Finger drinhaben.«
»›Da‹ heißt Leute in die USA schleusen.«
»Ja. Er hat schon als Jugendlicher damit angefangen, hat seine Verwandten hochgeholt. Er ist hier geboren. Sie nicht. Ich vermute mal, er hat es gern getan.«
»Wer waren die Koreaner?«
»Leute mit Kanonen.«
»Gangster?«
»Mein Gott, sehen Sie sich doch mein Gesicht an. Ich weiß nicht, wer sie sind. Ich habe diese Typen vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen.«
»Haben sie Ihren Vater umgebracht?«
»Nein, die nicht. Die haben bezahlt, um Leute ins Land zu schmuggeln, und diese Leute sind nicht angekommen. Zweihunderttausend Dollar. Zweihundert. Jetzt wollen sie entweder ihr Geld zurück oder ihre Leute, und todsicher werden die kein Lösegeld bezahlen, um sie zurückzubekommen.«
Ich musste kurz an Nita Morales denken, die eine Lösegeldforderung erhalten hatte.
»Die Leute, die Ihr Vater in dieser Nacht ins Land gebracht hat, wurden die entführt?«
»So was machen bajadores , ja. Die entführen Menschen und melken dann deren Familien. Der alte Herr wurde entführt und umgebracht.«
»Woher wissen Sie denn, dass ein bajadore sie entführt hat?«
»Ein paar Wichser von einem der Kartelle waren bei uns. Die haben uns gesagt, ein bajadore hätte sich die pollos geschnappt.«
Die Feds hatten Starkey erzählt, Rudy juniors Vater hätte mit dem Sinaloa-Kartell zu tun gehabt.
»Er hat für Sinaloa gearbeitet?«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich weiß das eine oder andere. Ich bin ein Swami.«
»Freiwillig jedenfalls nicht, Mann. Die Sinaloa-Wichser haben ihm sein Geschäft weggenommen.«
Das passte zu dem, was Thomas Locano mir erzählt hatte.
»Dann war er also kein freischaffender Kojote? Die Koreaner haben ihr Geld den Sinaloas gegeben?«
»Ja, verdammt. Scheiße, wir wussten ja nicht mal, dass unser alter Herr in dieser Nacht unterwegs war. Und dann finden ein paar Kids ihn im See. Daraufhin sind Spurlow und Lange bei uns aufgekreuzt. Und durch sie haben wir es überhaupt erst erfahren. Dann sind schließlich die Sinaloas gekommen und haben uns erzählt, der bajadore – ein Typ, den sie den Syrer nennen – hätte ihn erwischt.«
Starkey hatte recht. So langsam klang es wirklich schwer nach den Vereinten Nationen.
»Ein Syrer aus Syrien?«
Rudy rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
»Woher zum Geier soll ich das wissen? Bei denen hat sich’s angehört, als würde dieser Kerl sie ständig abziehen. Vor allem haben sie gesagt, sie würden uns umbringen, falls wir mit der Polizei sprechen sollten.«
»Und dann haben sie euch mit den Koreanern allein gelassen?«
Rudy sackte in sich zusammen und schüttelte den Kopf.
»Sie haben gesagt, sie würden sich drum kümmern, aber Sie haben es ja selbst erlebt. Ich glaube, Sinaloa hat Angst vor diesen Typen – Rückerstattungen gibt’s bei ihnen trotzdem nicht.«
»Also habt jetzt ihr die Koreaner an der
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